Feuerwehr Kitzingen: Der harte Weg zurück zum Normalbetrieb
Autor: Michael Mößlein
Kitzingen, Donnerstag, 28. Februar 2019
Im Januar starb der Chef der Kitzinger Feuerwehr während eines Unfalls im Einsatz. Wie haben die Helfer das Erlebte verkraftet? Und wer wird sein Nachfolger?
Es ist für eine Feuerwehr eines der denkbar schlimmsten Szenarien: Ein Kamerad stirbt im Dienst. Das musste die Feuerwehr Kitzingen erleben, als am Morgen des 4. Januars ausgerechnet ihr Kommandant Markus Ungerer (51) auf der Rückfahrt zum Gerätehaus tödlich verunglückte. Unter diesem Schatten steht die Wahl seines Nachfolgers am 16. März.
Knapp zwei Monate nach dem Unfall, dessen Ursache laut Polizei noch nicht endgültig geklärt ist, spricht in den Reihen der Kitzinger Wehr keiner von Rückkehr zum Normalbetrieb. Sie hätten es geschafft, "den Laden am Laufen zu halten", beschreibt es Matthias Gernert. Als stellvertretender Kommandant leitet er die Wehr seit Ungerers Tod. Eine Feuerwehr sei kein Verein, der sich einfach so eine Auszeit nehmen kann, meint er. Es gelte, weiter einsatzbereit zu bleiben. Dies ist der Mannschaft gelungen. Nur zwei Stunden nach dem Unfall ihres Kommandanten rückte die Wehr zum nächsten Einsatz aus.
Schweigen im vollen Raum
Hinter den Kulissen herrschte im Gerätehaus in Kitzingen am Tag des Unfalls dennoch Ausnahmezustand. Dort war noch vormittags ein Großteil der rund 80 ehrenamtlich Aktiven zusammengekommen. "Der Raum war voll", schildert Gernert, "aber es herrschte Schweigen." Kein Bild könnte die damalige Gefühlslage der Feuerwehrleute wohl besser ausdrücken.
"Das war eine ganz schwierige Situation", erinnert sich Hanjo von Wietersheim . Er leitete damals den Einsatz der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV), die sich mit zwölf Helfern nicht nur am Unfallort um Einsatzkräfte kümmerten, die den toten Kommandanten bargen, und um die Betreuung von dessen Angehörigen, als diese die Todesnachricht erhielten. Die PSNV-Kräfte waren auch ganztags im Kitzinger Feuerwehrhaus, um zuzuhören, um mitzutrauern. "Ein solches Ereignis können Einsatzkräfte nicht trainieren", macht von Wietersheim deutlich. Die einzig wirksame Vorsorge sei ein gut ausgebautes Netz speziell geschulter Helfer, die ihre Kollegen bei der Verarbeitung unterstützen können.