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Fastnacht in Kitzingen ... lebendig und ausgelassen


Autor: Marina Zimmermann

Kitzingen, Samstag, 26. Januar 2013

Keine Masken und Kostüme im Saal, dafür sah man viel Eleganz und Glamour. Selbst Alt-Oberbürgermeister Rudolf Schardt hatte sich von Schnee und Eis nicht abhalten lassen und blieb bis nach Mitternacht.
Fotos: Marina Zimmermann


Das Programm war vielversprechend. Souverän füllte Berhard Nägle seine neue Rolle als Sitzungspräsident aus. Gleich zu Beginn lobte er die Karnevalsfreunde von Einbeck, die trotz oder gerade wegen ihres Rufs als Bierstadt eine gelungene Partnerschaft mit der Weinstadt Kitzingen führen. Ihr Ehrenpräsident Rainer Lieske kommt seit 25 Jahren mit großem Enthusiasmus zur Prunksitzung nach Kitzingen.
TV-erprobte Büttenredner wie Peter Kuhn als "Obdachloser" und Otmar Schmelzer in musikalischer Mission, zusammen mit dem urig fränkischen "Urlauber" Otmar Schraut und Pfarrer Uwe Bernd Ahrens heizten die Stimmung im Saal an. Unterstützt wurden sie von gelungenen akrobatischen Tanzeinlagen. Aus dem eigenen Kikag-Nachwuchs durften die "Stramplers" und "Bambino" zeigen, dass die Zukunft der Garden gesichert ist.
Wie gut man werden kann, bewiesen mit zwei Schautänzen die Garden aus Zellingen, fantasievoll und sehr professionell geschminkt. "Das machen wir alles selber", verriet Luisa während des Aufwärmens hinter der Bühne.
Beeindruckt folgten die Gäste dem Tanzpaar Manuel Stadelmann und Magdalena Trabolt aus Versbach. Die beiden wirbelten in atemberaubender Geschwindigkeit über die Bühne und demonstrierten, wie sie deutscher Vizemeister geworden sind.
Bevor der Kitzinger Zahnarzt Wolfram Beha im traditionellen Narrenkostüm in die Bütt stieg, amüsierte er sich im Vorraum mit Michl Müller. Mittlerweile der Star unter den fränkischen Kabarettisten und Moderator einer Comedysendung bei Bayern 1, war er ganz überraschend schon eine Stunde vor seinem Auftritt im Dekanatszentrum eingetroffen. In seiner Elektrikerkluft, die er für den Abend gewählt hatte, unterhielt er sich gerne mit Kikag-Mitgliedern, Kollegen und Pressevertretern. Er scheute auch die Fotografen nicht. Professionell posierte er mit jedem, der es sich wünschte. "Des setz mer gleich in Facebook", lachte er über ein gutgelungenes Foto mit Otmar Schmelzer.
Zeremonienmeister Franz Hildebrand unterbrach die Kurzweiligkeit hinter den Kulissen. Zusammen mit den Pagen Larissa Heckelmann und Alisa Hack holte er den "Elektriker" auf die Bühne. Während bis dahin sehr viel über Politik und Weltuntergang gewitzelt worden war, ging es bei ihm zunächst ums aktuelle Zeitgeschehen - zum Aufwärmen.
Den ersten großen Applaus erntete er mit der Ankündigung eines neuen Tatortkommissars für Franken: "Loddar Matthäus macht´s". Als er schilderte, wie es sich verhält, wenn ein fränkisches Ehepaar bei Lidl einkauft, tobte der Saal. Oft wurde er mit Lachern unterbrochen, lachte selbst mit, verlor aber niemals seinen Faden. Es gab keine Zweifel: Er war in Form an diesem Abend. So sehr, dass er nach einem halbstündigen Auftritt noch vier Lieder dazulegte. "Mach mer doch." Keiner im Saal blieb dabei sitzen. Alle klatschten im Rythmus und sangen lautstark mit.
Nach so einem Höhepunkt bedurfte es erst einmal einer Pause für alle. Zeit, einen zuckenden Lichtstrahl zu suchen, der den ganzen Abend lang im Dunkeln des Saales in bunten Neonfarben blinkte. Es war keine Laserpistole, sondern ein batteriebetriebener Ring am Finger von Waltraud Schenkel. "Ich habe ihn bei einer Sitzung in Köln erworben", erzählte sie amüsiert. Für sie war Michl Müller auch eine Überraschung gewesen. "Ich habe es erst heute Abend von meinem Mann erfahren." Alfred Schenkel gehört zu den Senioren der KiKaG. Die Eheleute waren sich einig: Der Abend war äußerst gelungen.
Wer konnte Michl Müller noch übertreffen? Die Sambagruppe "Bantan Sambistas" mit ihren lautstarken Trommeln musste niemanden wecken. Der jüngste und doch schon routinierte Büttenredner Jonas Paul nahm sehr kompetent das deutsche Schulsystem aufs Korn. Bei seiner Zugabe sang stolz der ganze Saal im Chor: "Ich bin Franke".
Und noch fränkischer wurde es mit dem Würzburger Altbürgermeister und Nachtwächter Günter Stock. Zu treffend später Stunde - pünktlich nach Programm eine Viertelstunde vor Mitternacht - ließ er kein Auge trocken. Des Lachens nicht müde wurde das Publikum durch seine hautnahe Schilderung von fränkischen Schwächen und Stärken. Der Saal begann, spontan bei den musikalischen Einlagen mitzusingen. Es waren mitunter die besten Witze des Abends, hervorragend trocken vorgetragen.
Hervorheben muss man auch die äußerst professionelle Organisation. Der Ablauf des Abends wurde stoppuhrenmäßig durchgezogen und von zwei KiKaG-Mitgliedern sehr fachkundig überwacht.
Das Szenenbild und das ansprechende Programm hätten auch einen größeren Saal füllen können. Vielleicht im nächsten Jahr...