Familie Podschun tritt jährlich zum Sportabzeichen an
Autor: Gerd Ludwig
Hohenfeld, Donnerstag, 20. Juni 2013
Schuld ist der Vater: Horst Podschun hatte vor fünf Jahren die Idee, die ganze Hohenfelder Familie zog mit. Die Eltern und ihre drei Kinder legen jedes Jahr gemeinsam das Sportabzeichen ab.
"Mein Mann wollte das Sportabzeichen schon immer machen, da haben wir einfach mitgezogen", erinnert sich Alexandra Podschun, während sie zusammen mit Sohn Tobias (16) und Tochter Julia (14) die neuen Bedingungen des Deutschen Sportabzeichens auf dem Flyer studiert. Der Kleinste, Sohn Thomas (8), hingegen übt derweil den Start für den Lauf. Ehemann Horst stößt aus dienstlichen Gründen erst später dazu.
Mutter Alexandra gefallen die neuen Leistungsgruppen zum 100-jährigen Jubiläum des Deutschen Sportabzeichens. Heuer fiel wegen der Vereinheitlichung in den Bundesländern das Bayerische Sportabzeichen ersatzlos weg und beim "Deutschen" gibt es nur noch vier Leistungsgruppen statt bisher fünf: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Das Schwimmen ist nun keine eigene Leistungsgruppe mehr, was die vom kühlen Nass begeisterte Familie bedauert.
Dennoch ist Mutter Alexandra von den neuen Anforderungen angetan, "weil ich weniger laufen muss. Da kann ich viel mit Schwimmen ausgleichen." Beide Söhne und die Tochter stehen dagegen schon in den Startblöcken, der Chef der Sportabzeichenprüfer, Rudi Kerkel, schickt sie mit der Starterklappe auf die Bahn. "Meine Leistung reicht bereits für Silber", freut sich danach Julia. Sie mag alle Disziplinen und ist ehrgeizig. "Ich will aber beim Laufen noch Gold holen."
Derweil geht die Mutter zum Hochsprung. Sohn Tobias holt die Ständer. Beide bauen ihre Übung selbst auf. Die Messlatte legen sie auf einen Meter. "Mir reicht das für Silber, 1,10 Meter für Gold. Wenn ich das schaffe, ist es gut. Heute will ich eigentlich nur testen", sagt Alexandra.
Hoch- statt Weitsprung
Drei bis vier Mal sind die Podschuns im Sommer im Sickergrund anzutreffen, bis sie die Leistungen für das Sportabzeichen erfüllt haben. Die Lieblingsübungen der Mutter sind Hochsprung und Kugelstoßen. Beim Weitsprung habe sie Schwierigheiten: "Das schaffe ich mit meinem Knie nicht." Zwei Arthroskopien habe sie schon hinter sich. "Beim Hochsprung kann ich mit dem rechten Fuß abspringen, da brauche ich den linken nicht dazu." Sprach´s, lief an, riss die Messlatte. "Vielleicht klappt´s das nächste Mal", bleibt sie locker.
Die Kinder sind schon eine Station weiter. Möglichst weit wollen sie den 80 Gramm leichten Schlagball in die Ferne befördern. Besonders eifrig bei der Sache ist der achtjährige Thomas. Er holt kräftig aus und wirft den Ball 14 Meter weit. "Jetzt brauchst Du noch drei Meter für Bronze", ruft Prüfer Helmut Ott. Thomas schnappt sich den nächsten Ball. Aber erst einmal ist Schwester Julia dran: "Weitwurf mag ich am liebsten." Sprach´s und schmeißt den Ball weit übers rotbraune Feld.
Ein paar Meter weiter üben die Eltern mit weit schwereren Bällen. Und haben Meinungsverschiedenheiten - nur beim Kugelstoßen. 5,90 Meter, 5,95, 5,97. "Wieder zwei Zentimeter, wir tasten uns heran", sagt Alexandra zum Prüfer, um 6,12 Meter nachzulegen. "Kugelstoßen, das schaffe ich immer, vielleicht erreiche ich heute noch die 6,50 Meter", spornt sie sich an. Ehemann Horst indessen konstatiert, dass er in dieser Disziplin immer ein bisschen Schwierigkeiten habe, weil die Kugel relativ schwer sei. "Früher konnte ich das einfacher mit dem Schwimmen, meiner Lieblingsdisziplin, ausgleichen." Das Kugelstoßen sei einfach nicht seins. Laufen dagegen gefällt ihm. In Würzburg habe er schon den Halbmarathon unter die Füße genommen.
Einerseits findet er das neue Sportabzeichen in Ordnung, andererseits konnte man beim alten ein bisschen besser ausgleichen. "Ist aber okay". Gleich beim ersten Mal Gold zu erreichen, sei nun einfacher. "Früher gab es aber Gold erst nach fünf abgelegten Sportabzeichen. Und dann hat eine Wiederholung gereicht, um wieder Gold zu bekommen." Mit dem Alter sei dies immer einfacher geworden. Nun müsse jedes Jahr die Goldleistung erbracht werden. Das sei aber kein Hindernis für ihn und seine Familie. "Vielleicht weckt das neue Sportabzeichen neue Energien, dass man sich zusammenreißt und die Anforderungen schafft", sagt Horst.
Vorfreude auf nächsten Mittwoch
Dass Resümee seiner Familie am Mittwochabend ist positiv. "Alles gut gelaufen", sagt Julia. Tobias, der keine Übung präferiert, fand es in Ordnung. "Nächste Woche werde ich probieren, dass ich weiterkomme." Stolz ist Thomas über seine 3,02 Meter im Weitsprung. Er freut sich schon aufs nächste Mal. Da wolle er den Ballweitwurf schaffen. Und Vater Horst: "Es reicht beim Kugelstoßen schon für Silber. Nächste Woche dann mehr." Mutter Alexandra bringt es auf den Punkt: "Bewegung und viel Spaß". Horst Podschun nickt: "Die Sportabzeichenabnahme ist hier nicht verbissen, die Atmosphäre angenehm. Es macht einfach Spaß, zusammen mit den Prüfern die Übungen abzulegen."
Vier Leistungsgruppen statt bisher fünf: Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination.
Ausdauer 3000 m Lauf, 10 km Lauf, 7,5 km Walking/Nordic Walking, 800 - 200 Meter Schwimmen (je nach Alter),
20 km Radfahren.
Kraft Medizinballwurf, Kugelstoßen (je nach Alter 4 bis
2 kg), Steinstoßen, Standweitsprung, Gerätturnen.
Schnelligkeit Laufen (je nach Alter 100 - 30 m), 200 m Radfahren, Gerätturnen.
Koordination Hochsprung, Weitsprung, Zonenweitsprung, Schleuderballwurf, Seilspringen, Gerätturnen.
Gleiche Disziplinen für
Männer und Frauen, für Frauen sind die Anforderungen geringer.
Altersgruppen In der
1. Altersgruppe der Aktiven - früher 18-32 Jahre - gibt es jetzt Zwischenstufen.
Bisher errungene Sportabzeichen entweder das Bayerische oder Deutsche Sportabzeichen (nicht beide) zählen. Beispielweise, wenn man bisher 29 Bayerische abgelegt hat und macht 2013 das Deutsche, erhält man die Plakette mit der Zahl 30. Es zählt nicht mehr die Leistung (früher Bronze, Silber und Gold beim Deutschen), sondern nur die Häufigkeit.
Ausgleich einer schlechteren Leistung mit einer Sonderleistung gibt es nicht mehr, es werden Punkte für Bronze-, Silber- und Goldleistungen vergeben. Gold 3 Punkte, Silber 2, Bronze 1 Punkt. Die Punkte der vier Leistungsgruppen werden zusammengezählt: 12 und 11 Gold, 10-8 Silber, 7-4 Bronze. In jeder Gruppe muss allerdings mindestens 1 Punkt erzielt werden.
Leichtathletik im Kitzinger Sickergrund (mittwochs, 18-20 Uhr): 26. Juni, 3. Juli, 10. Juli, 17. Juli, 24. Juli, 31. Juli, 4. September, 11. September, 18. September, 25. September. Schwimmen im Aqua-sole-Hallenbad (sonntags, 7.30 Uhr): 7. Juli, 21. Juli, 1. September, 8. September. Radfahren (Schwimmbad-Parkplatz, sonntags, 8 Uhr): 30. Juni, 28. Juli, 25. August, 29. September.