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Wahl-Frühstück: Weckruf für die Wahlmüden


Autor: Von Harald Meyer harald.meyer@mainpost.de

, Sonntag, 16. März 2014

Die Kitzinger OB-Wahl hat eigentlich nur einen echten Verlierer – die Demokratie. Nur jeder zweite Wahlberechtigte hat seine Stimme abgegeben. Fast zehn Prozent weniger als 2008, als nur rund 59 Prozent ihre Kreuzchen machten. Über dieses Desinteresse sollten sich alle an der Stadtpolitik beteiligten Parteien und Gruppen Gedanken machen.


Die Kitzinger OB-Wahl hat eigentlich nur einen echten Verlierer – die Demokratie. Nur jeder zweite Wahlberechtigte hat seine Stimme abgegeben. Fast zehn Prozent weniger als 2008, als nur rund 59 Prozent ihre Kreuzchen machten. Über dieses Desinteresse sollten sich alle an der Stadtpolitik beteiligten Parteien und Gruppen Gedanken machen.

Das gilt besonders für die Stichwahl. OB Siegfried Müller und Herausforderer Stefan Güntner (CSU) können sich nicht nur auf ihr eigenes Lager und mögliche Wahlempfehlungen der unterlegenen Gruppierungen und Kandidaten verlassen. Ihre Aufgabe muss es jetzt sein, Interesse an der politischen Zukunft Kitzingens zu wecken.

Da werden Plattitüden auf Wahlplakaten ebenso wenig helfen, wie inhaltslose Aktionen mit schnell verdampfendem Öffentlichkeitseffekt. Wie's anders geht, zeigte Jens Oertel. Der unabhängige Kandidat aus Castell machte Wahlkampf der intelligenten Art: Oertel suchte, wo immer es möglich war, den Kontakt mit den Menschen. Statt als Händeschüttler um Stimmen zu schleimen, hörte er lieber zu. Und, ganz selten: Die Wahlwerbung des 47-Jährigen auf Plakaten war nicht nur originell, sondern auch konkret. Ergebnis: knapp zwölf Prozent Wählerstimmen aus dem Stand.

Ob die Stichwahl-Kandidaten Müller und Güntner sich ein Beispiel an dem Casteller nehmen, wird sich zeigen. Sicher ist nur, dass OB Müller sich nicht auf seinem deutlichen Sieg (33,9 Prozent) ausruhen kann. Nicht gerade auf Rosen gebettet ist Güntner. Für einen CSU-Mann, dessen Partei zuletzt nur im Höhenflug war, sind 18,5 Prozent kein Ruhmesblatt. Angelika Küspert, die 2008 für die Christsozialen ins Rennen um den OB-Sessel gegangen war, kam damals im ersten Wahlgang auf 18,2 Prozent, um dann zwei Wochen später deutlich gegen Müller (67,5 Prozent) zu verlieren.

Aber, wie Müller gestern sagte: „Bei der Stichwahl werden die Uhren auf Null gestellt.“ Und vielleicht wachen da auch die wahlmüden Kitzinger auf.