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Frühstück: German Genauigkeit


Autor: Harald Meyer

, Donnerstag, 15. August 2013

Sprekken Sie Inglisch?“, fragt mich ein braun gebrannter, gut gelaunter Amerikaner. Er steht vor einem der Parkautomaten in der Kitzinger Innenstadt und grinst mich Hilfe suchend an. Ich checke kurz die Lage: In der einen Hand hält er seine Sonnenbrille, in der anderen befindet sich ein Ein-Euro-Stück.


Sprekken Sie Inglisch?“, fragt mich ein braun gebrannter, gut gelaunter Amerikaner. Er steht vor einem der Parkautomaten in der Kitzinger Innenstadt und grinst mich Hilfe suchend an. Ich checke kurz die Lage: In der einen Hand hält er seine Sonnenbrille, in der anderen befindet sich ein Ein-Euro-Stück.

Problem verstanden: Damit kommt er am Parkautomaten nicht weit. Er braucht genau den Betrag, der vorne auf dem Info-Kasten drauf steht. Sonst spuckt der außer dem „falschen“ Geld nichts aus. Das versteht der nette Herr jedoch nicht. Er fragt mich, ob das hier überall so ist. Ich atme tief durch. „Lieber Mister“, hätte ich am liebsten gesagt, „Sie sind hier in Deutschland.“

Ich erkläre ihm das System – er runzelt die Stirn. Ich zeige im ein Zehn-Cent-Stück – er hebt die Augenbrauen. „German Genauigkeit“ hör ich ihn leise vor sich hin fluchen. Trotzdem sieht er noch sehr entspannt aus.

Ich schenke dem netten Herren ein Zehn-Cent-Stück und löse für ihn den Parkschein. Dass sich hinter uns schon eine Schlange bildet – manch einer der Wartenden scharrt ungeduldig mit dem Fuß – juckt ihn überhaupt nicht. Mich schon. Da bin ich eben eher deutsch.