Druckartikel: Frühstück: Feindbild Baustelle

Frühstück: Feindbild Baustelle


Autor: Harald Meyer

, Sonntag, 11. August 2013

In zwei Kilometern erreichen sie Kitzingen“ verkündet die säuselnde Stimme aus dem Navigationsgerät. Endlich bin ich wieder in der Heimat. Jetzt nur noch an dem Gewerbegebiet vorbei und kurz durch die Stadt, dann habe ich es geschafft. Ich lege mir kurz die Strecke im Kopf zurecht, denn ab hier höre ich nicht mehr auf mein Navi. Das kennt nämlich die Abkürzung über die Nordbrücke noch nicht – aber der Weg ist schneller.


In zwei Kilometern erreichen sie Kitzingen“ verkündet die säuselnde Stimme aus dem Navigationsgerät. Endlich bin ich wieder in der Heimat. Jetzt nur noch an dem Gewerbegebiet vorbei und kurz durch die Stadt, dann habe ich es geschafft. Ich lege mir kurz die Strecke im Kopf zurecht, denn ab hier höre ich nicht mehr auf mein Navi. Das kennt nämlich die Abkürzung über die Nordbrücke noch nicht – aber der Weg ist schneller.

Falsch gedacht. „Umleitung“ schreit mich ein Schild an und ich biege Richtung Supermarkt ab. Das gefällt meinem Navi natürlich nicht. „Bitte wenden“, schnauzt es. Ich fahre weiter. Ich lass mir doch nichts von einer Navi-Dame sagen! Nur von diesem Schild. Das sieht vertrauenswürdig aus. Und mein Bauchgefühl hat mich noch nie enttäuscht. So komme ich ohne Verirrungen vor der Nordbrücke wieder heraus. Mein Navi schweigt beleidigt.

Der Wind zerzaust mir die Haare und mein Herz füllt sich mit Vorfreude. Die Navi-Dame fängt wieder an zu motzen, aber ich drehe die Musik lauter - „I'm on the highway to hell.“ Ich warte an einer roten Ampel, als mich Frau Navi zum dreißigsten Mal zum Wenden auffordert. Jetzt schweige ich beleidigt. Bis mein Blick geradeaus auf einen großen Kran fällt. Und auf eine Absperrung. Mist. Kurbelnd manövriere ich mein Auto in die benachbarte Abbiegespur und strecke dem Navi die Zunge raus, weil es recht gehabt hat.

Es berechnet die Strecke neu. Ich auch. Als es endlich grün wird, krieche ich los, biege ab und sehe schon wieder rot. Eher rot-weiß, wie Baustellenabsperrungen eben sind. Jetzt platzt mir der Kragen und ich schimpfe zusammen mit der Navi-Dame. Ein verschreckter Fußgänger dreht seinen Kopf in unsere Richtung. Doch mein Navi und ich motzen weiter. Es ist uns egal was die Leute denken. Gemeinsam sind wir stark – und jetzt die besten Freunde. Dank dem gemeinsamen Feindbild: Die Baustellen.