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Frühstück: Event, Event und alles rennt


Autor: Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Sebelka

Kitzingen, Donnerstag, 20. November 2014

Irgendwo ist ja seit einigen Wochen immer Weihnachten. Den Anfang machten die Supermärkte und die Discounter, wo sich seit August die Weihnachtsmänner mit den Lebkuchen und den neuesten Lichterketten und Rentieren mit und ohne rote Nase um die besten Plätze in den Regalen streiten.


Irgendwo ist ja seit einigen Wochen immer Weihnachten. Den Anfang machten die Supermärkte und die Discounter, wo sich seit August die Weihnachtsmänner mit den Lebkuchen und den neuesten Lichterketten und Rentieren mit und ohne rote Nase um die besten Plätze in den Regalen streiten.

Bisher war das eher eine Indoor-Veranstaltung, wie das heute so schön heißt. An diesem Wochenende aber geht's ins Freie – outdoor halt. Der Terminkalender zeigt: Jede Menge und allüberall Adventsbasare, dazu hie und da ein Winterzauber und auch die ersten Weihnachtsmärkte werden überrannt werden. Das ist überhaupt keine Frage.

Dennoch ein kurzes Hallo?! Nur so zur Erinnerung. Am Wochenende ist nicht der 1. Advent, sondern Totensonntag. Der steht in einer Reihe mit Allerheiligen und dem Volkstrauertag und ist (war) ein typischer Gedenktag, der in den trüben November passt(e).

Damit ist es vorbei. Scheinbar reichen die Adventswochenenden nicht mehr, um alles, was heute unter Weihnachtliches läuft, an den Mann oder die Frau zu bringen. Also hilft nur ein Frühstart. Den kann man bedauern. Es hilft aber nichts.

Das zeigt ein Beispiel vom Beginn der 80er Jahre. Damals gab es in Kitzingen noch einen Landrat mit dem Namen Rolf Bauer und es gab die von manchen als viel zu wuchtig belächelte Weihnachtsbeleuchtung. Weil die schon am Totensonntag das Stadtbild bereicherte, regte sich der Landrat – kann sein, dass er auch schon Ex-Landrat war – mächtig auf – in einem Leserbrief. Bauer fand es schlicht unpassend bis unerträglich, unter den Weihnachtsgirlanden zur Gedenkfeier auf den Friedhof gehen zu müssen.

Damit hatte er zwar Recht, geändert hat sich nichts. Eher im Gegenteil. Heute könnte Bauer nach dem Gedenkakt direkt auf einen Weihnachtmarkt marschieren und „Süßer die Glocke nie klingen“ singen. Macht er wahrscheinlich nicht, aber viele andere schon. Kein Wunder in Zeiten, in denen nur ein Motto gilt: Event, Event und alles rennt.