Frühstück: Die Sache mit dem Schäuferla
Autor: Von Hans Bauer red.kitzingen@mainpost.de
, Donnerstag, 27. November 2014
Vor kurzem in einem Kitzinger Traditionslokal. Die Wärme einer gnädigen Herbstsonne erlaubt sogar das Draußensitzen unter dem Vordach des Restaurants. Ein letzter Schluck Silvaner im milden Herbstlicht. Wie schön kann das Leben in Franken sein!
Vor kurzem in einem Kitzinger Traditionslokal. Die Wärme einer gnädigen Herbstsonne erlaubt sogar das Draußensitzen unter dem Vordach des Restaurants. Ein letzter Schluck Silvaner im milden Herbstlicht. Wie schön kann das Leben in Franken sein!
Am Nachbartisch nimmt ein Pärchen Platz. „Touris“ unverkennbar. Die Sprache norddeutsch exakt. Unwillkürlich denkt man: Warum wirkt die Sprache dieser Hochdeutsch-Schriftdeutsch-sprechenden Menschen stets so kühl und seelenlos? Aber Schadenfreude folgt auf dem Fuß:
Ohne lauschen zu müssen ist das Studium der Speisekarte nicht zu überhören. „Schäuferla?“ fragt er, „was soll das denn sein?“ Die Begleiterin gibt sich landeskundlich-erfahren: „Das ist wie bei uns Kasseler, geräuchert vielleicht, mit Sauerkraut! Ist nicht so viel, das nehmen wir!“
Wenn die beiden wüssten, denken wir Ortskundigen, mitleidig lächelnd. Aber die Geschichte geht noch weiter:
Die resche Bedienung, eine freundliche Dame mittleren Alters – nennen wir sie der Einfachheit halber „Frau Sauer“ - berät die Herrschaften geduldig in der Wahl des passenden Weines. Wenigstens in den fränkischen Weinsorten scheinen die beiden am Nebentisch gewisse Grundkenntnisse zu besitzen – die sie allerdings gnadenlos zur Geltung bringen. Frau Sauer atmet tief durch, beißt sich auf die Lippe, bleibt aber gelassen.
Urplötzlich aber ist sie sprachlos, der Mund bleibt ihr eine Zeitlang offen stehen, als der Herr am Nebentisch zu ihr sagt: „Und bringen Sie uns den Wein in einer Karaffe mit Eiswürfeln!“ Frau Sauer ringt um Fassung, und fragt, alle Höflichkeitsfloskeln vergessend: „Das meinen Sie jetzt aber nicht ernst!“ Darauf er: „Spreche ich etwa unklares Deutsch?“ worauf Frau Sauer schlagfertig antwortet: „Ach ja – aber möchten Sie den Wein dann geschüttelt oder gerührt?“
Eiswürfel in den Wein? Hat nicht sogar schon Goethe zu einem Gast an seinem Tische gesagt, der sich den edlen Wein seines Gastgebers mit Wasser verdünnte: „Wo haben Sie denn diese üble Sitte gelernt!“