Erwin Riedmüller erhält Bürgermedaille der Stadt Kitzingen
Autor: Sabine Memmel
Kitzingen, Sonntag, 13. Januar 2013
Jahrzehntelang galt Erwin Riedmüllers ganzes Engagement dem Steigerwaldklub und dem Frankenstudio. Dafür bekam der 90-Jährige nun die goldene Bürgermedaille der Stadt Kitzingen.
Die Wanderschuhe von Erwin Riedmüller stehen immer griffbereit am Wohnungseingang. Kein Tag, an dem sie nicht getragen werden. Kein Tag, an dem sie nicht in Bewegung sind. Viele Orte und Wälder haben sie schon gesehen und durchlaufen, begleiteten Riedmüller jahrelang, als er als Mitglied und Vorsitzender des Kitzinger Steigerwald clubs sämtliche Wanderwege kontrollierte, markierte, pflegte und schließlich mitgestaltete. Für sein besonderes Engagement für den Steigerwaldklub und das Frankenstudio in Sickershausen verlieh ihm die Stadt Kitzingen am Freitagabend die goldene Bürgermedaille.
"Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht mindestens eine halbe Stunde laufen gehe. Ich brauche die frische Luft und die Bewegung", sagt der 90-Jährige. Gewandert ist er schon immer mit Leidenschaft.
Schwanberg, Friedrichsberg, Frankenberg - keine Ecke im Steigerwald, die Riedmüller nicht kennt, keine Ecke, in der er nicht unterwegs war. Immer sonntags, alle drei Wochen, meist in einer Gruppe von 30 Leuten. Riedmüllers Tochter und seine mittlerweile verstorbene Frau waren immer mit dabei. Auch Wanderungen unter anderem in Berlin und Koblenz sowie in der Rhön, dem Spessart und dem thüringischen und sächsischen Bereich gehörten dazu. Doch im Verein wurde nicht nur gewandert. Es galt vor allem bestehende und neue Wanderwege zu markieren und zu pflegen. Das bedeutete für Riedmüller, die Strecken immer wieder abzulaufen, verwachsene Äste zurückzuschneiden und fehlende Schilder zu ersetzen. "Vor dem Zweiten Weltkrieg wurden die Wege noch mit Pinsel und Farbe markiert, wir mussten nur noch ein Schild an den Baum nageln."
24 Jahre lang Vorsitzender
1967 wurde der heute dreifache Opa und vierfache Uropa stellvertretender Vorsitzender des Kitzinger Steigerwaldklubs, 1979 schließlich 1.Vorsitzender - und blieb es 24 Jahre lang. Zusätzlich wirkte er viele Jahre als Kassier, Presse- und Wanderwart des Vereins.
Doch nicht nur der Steiger waldklub lag Riedmüller in all den Jahren am Herzen. Sein Engagement ging weit darüber hinaus. "Wenn ich gesehen hab, ich werde gebraucht, dann hab ich's gemacht." So auch im Frankenstudio in Sickershausen, für das er 25 Jahre ehrenamtlich tätig war. Dort kümmerte er sich an der Seite des Leiters Rudolf Krauß um die Sammlung von über 2000 Büchern, Dias, Keramiken, Bodenfunden und vielen weiteren Kostbarkeiten aus Franken. Erst ein Armbruch vor zwei Jahren zwang ihn dazu, seine Mitwirkung zu beenden.
Außerdem betreute Riedmüller ehrenamtlich 20 Jahre lang Bewohner des Wilhelm-Hoegner-Hauses der AWO in Kitzingen. Als Vormund besuchte er sie alle vier Wochen, nahm ihre Beschwerden entgegen oder machte Einkäufe für sie. Auch diesen Job musste er aus Altersgründen aufgeben. Bei seinem Alter nimmt ihm das aber sicherlich keiner übel.
Das Wandern und Spazierengehen lässt sich Riedmüller aber nicht nehmen. Auch mit dem Kitzinger Steigerwaldklub ist er weiterhin unterwegs. "Wandern hält gesund. Dass ich heute so mobil bin, habe ich mit Sicherheit dem Wandern zu verdanken." Dass der Verein mittlerweile mit großen Nachwuchssorgen kämpfen muss, bedauert er. Inzwischen zählt er nur noch 30 Mitglieder, zu Riedmüllers Zeit als Vorsitzender waren es noch über 60. "Das ist die allgemeine Vereinsmüdigkeit, es will keiner mehr Verantwortung übernehmen."
Nicht genug Wertschätzung
Viele seien seiner Meinung nach der Ansicht, dass man den Steigerwaldclub gar nicht mehr brauche. Immerhin seien alle Wege markiert und in sämtlichen Karten nachzulesen. "Wir werden nur noch als Wanderver ein gesehen.Wir müssen ja aber auch für die Wege sorgen und sie pflegen", sagt Riedmüller.
Es ist wohl genau dieser unermüdliche Einsatz für die Sache, die Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) dazu veranlasste, Riedmüller die goldene Bürgermedaille zu verleihen. Vor vier Wochen flatterte ein Brief des Rathaus-Chefs mit der Ankündigung der Auszeichnung bei Riedmüller ins Haus. "Damit habe ich nicht gerechnet." Wo er die Medaille in seiner Wohnung genau unterbringt, weiß er noch nicht. "Sie bekommt auf jeden Fall einen Ehrenplatz."
Seine Wanderschuhe blieben beim Empfang übrigens zuhause und mussten dem Anlass angemesseneren Schuhen weichen. Das war aber natürlich nur eine Ausnahme.