Druckartikel: Erstklässer sollen sich in der Schule wohlfühlen

Erstklässer sollen sich in der Schule wohlfühlen


Autor: Nina Grötsch

Kitzingen, Mittwoch, 11. Sept. 2013

Die neuen Erstklässler im Landkreis Kitzingen sollen sich in der Schule gleich wohl fühlen. Damit ihnen der Einstieg möglichst leicht fällt, arbeiten Kindergärten und Schulen Hand in Hand.
Es kann losgehen: Konrektor Dr. Klaus Aschrich, der die St. Hedwig Grundschule kommissarisch leitet, und Grundschullehrerin Susette Schuster planen für die neuen Erstklässler ein herzliches Willkommen.Fotos: Nina Grötsch


Erster Schultag. Natürlich sind Franziska und Saakip da aufgeregt. Nur gut, dass sie sich in ihrer neuen Schule schon so gut auskennen. Ein Jahr lang haben sie als Vorschulkinder zweimal die Woche den Vorkurs in der St. Hedwig Schule in Kitzingen besucht. Egal ob das Klassenzimmer, die Lehrer oder der Weg zum Klo - die Jüngsten finden sich im Schulhaus schon bestens zurecht.

Den Erstklässlern den Einstieg in die Schule so leicht wie möglich zu machen, liegt Kindergärten und Schulen im Landkreis am Herzen. Lehrerin Susette Schuster freut sich schon seit Wochen auf die acht Erstklässler, die sie am Donnerstag in ihrer jahrgangsgemischten Klasse 1/2 begrüßt. Das Tafelbild ist längst fertig, auf jeder Schulbank liegen ein buntes Namensschild und eine kleine Überraschung.

Susette Schuster ist es auch, die die Vorkurse an der St. Hedwig Grundschule ins Leben gerufen hat.

"Dort bekommen Schüler die Chance, in die Schule hineinzuwachsen", sagt sie. Auch heuer nehmen zirka 45 Vorschüler an den Kursen teil. Meist sind es Schüler mit Migrationshintergrund, die nicht so gut Deutsch sprechen. Aber auch andere Kinder nutzen sporadisch die Gelegenheit. Sie lernen die Sprache besser kennen, erfahren, was man in der Schule alles benötigt und stellen sich so gezielt auf den neuen Lebensabschnitt ein.

Kein gravierender Bruch mehr

"Zwischen Kindergarten und Schule gibt es heute nicht mehr so einen gravierenden Bruch wie früher", erzählt Susette Schuster. Seit 1986 ist sie Lehrerin an der St. Hedwig Schule. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, wie wichtig es ist, den Kindern den Anfang zu versüßen - gerne auch mal mit einem Stück Schokolade. "Sie sollen sich vom ersten Moment an herzlich willkommen fühlen", betont die Grundschullehrerin. "Das ist ganz wichtig." Auch die großen Kinder brennen schon auf "die Neuen": Die Zweitklässler übernehmen Lernpatenschaften für die ABC-Schützen und am ersten Schultag singen die älteren Kinder der Schule den Kleinen ein Lied.

Es gibt kein Kind, das die Schule vor dem ersten Schultag noch nicht von innen gesehen hat. Die Kinder sind bei der Einschreibung im April in der Schule dabei und kommen sie mit dem Kindergarten an mindestens einem Vormittag im Juli erneut besuchen.

Susette Schuster liebt die Freude und Wissbegierde, die die jungen Schüler an den Tag legen. "Wir haben heute ja noch gar nicht lesen gelernt, hoffentlich morgen", hat mal ein Schüler nach dem ersten Tag zu ihr gesagt. "Diese Freude am Lernen müssen wir aufrecht erhalten!" Natürlich gebe es den typischen Frontalunterricht noch, doch kämen dazu viele weitere Lernmethoden. Viel lernen die Kinder spielerisch, die Anlauttabelle verhilft ihnen ganz schnell zu den ersten Leseerfolgen. "Das macht natürlich stolz", weiß Susette Schuster, die sich eher als Lernbegleiterin sieht statt als reine Wissensvermittlerin.

Selbstbewusster als früher

Die Grundschullehrerin hat den Eindruck, dass die meisten Schüler von heute selbstbewusster als früher in die Schule starten - "mit mehr Temperament und Energie". Natürlich gibt es aber auch die, die sich am Anfang schwer tun, denen der Abschied von Mama am Klassenzimmer nur mit einem Tränchen gelingt. "Sobald sie erkennen, dass man es gut mit ihnen meint und dass sie gewürdigt werden, fühlen aber auch die sich wohl", macht die Pädagogin Mut.

Wenn die Kinder plötzlich zur Büchertasche statt zur Kindergartentasche greifen, ist das aufregend - nicht zuletzt auch für die Eltern. Denen empfiehlt Susette Schuster, ihren Kindern ein Stück weit zu vertrauen. "Und ihnen vor allem auch etwas zuzutrauen!" Dass sie die Jacke alleine ausziehen und aufhängen können, dass sie die Hausaufgabe alleine schaffen oder dass sie selbst die Büchertasche packen können. Anleiten statt Übernehmen, empfiehlt die Lehrerin. Das tägliche Büchertasche-Packen sei hierfür perfekt geeignet. Was brauche ich alles? Wie packe ich es so ein, dass kein Eselsohr entsteht und nichts verknittert? Die Eltern müssten ein Stück weit loslassen können, aber dennoch stets ein waches Auge auf ihren Spross haben. Zum Beispiel sollte er immer gefrühstückt haben, bevor es in die Schule geht. "Dann ist es ein ganz anderes Arbeiten", sagt Susette Schuster.

Immer wieder lobt sie die tolle Zusammenarbeit mit den Kindergärten, in denen die Kinder im letzten Jahr schon gezielt auf die Schule vorbereitet werden. "Die Kooperation hat sich bewährt", bestätigt auch Heike Jutzi, die Leiterin des Kindergartens Schreibersgasse Kitzingen. Für ihre neuen "Maxikinder" - so heißen hier die Vorschulkinder - beginnt der Countdown zum Schulstart am Donnerstag: Sie dürfen beim Gottesdienst der Erstklässler mit dabei sein. In den kommenden Monaten warten auf sie dann viele Vorschulstunden, im Sommer gibt es sogar eine "Schulwoche". "Da beginnen wir um 8 Uhr mit einer 45-minütigen Unterrichtsstunde", erzählt Heike Jutzi. Die Brotzeit wird in dieser Woche als echte "Pause" in den Garten verlegt. Darüber hinaus werden natürlich auch heuer einige Kinder den Vorkurs in der Schule besuchen.

In diesem Jahr bestreiten 673 Kinder im Landkreis Kitzingen ihren ersten Schultag (2012 waren es knapp über 700). Laut Schulrat Norbert Zwicker sind diese auf 26 Klassen aufgeteilt. Franziska und Saakip sind also längst nicht alleine mit ihrer Aufregung.