Druckartikel: Eröffnung der Saison: Junges Gemüse grünt

Eröffnung der Saison: Junges Gemüse grünt


Autor: Carmen Schmitt

Albertshofen, Donnerstag, 25. April 2013

Regional und reif. Startschuss für fränkisches Gemüse - es wird geerntet. Gurkenbauer Busigel erklärt, warum auch eine krumme Gurke nicht im Müll landen sollte.
Andre Busigel baut in Albertshofen Schlangengurken und Minigurken an. Jetzt hat er Hochsaison. Fotos: Carmen Schmitt


Das Atmen fällt schwer. Die Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus von Andre Busigel liegt bei 80 Prozent. Für die Pflanzen genau richtig. Saftige Gurkenranken schlängeln sich der Sonne entgegen nach oben. In zwei Gewächshäusern in Albertshofen pflanzt der Gärtner im Familienbetrieb Gurken an. Die grüne Frucht hat im April ihre Hochzeit.

Regionalität im Trend

Auch Radieschen, Rettich, Tomaten und Salate werden jetzt geernet. Endlich: Das fränkische Gemüse wurde schon seit zwei Wochen erwartet. Den Startschuss für die Saison gab gestern das Gartenbauzentrum Bayern Nord in Albertshofen.

Gärtner und Fachleute erwarten ein gutes Geschäft für dieses Jahr, denn "die Regionalität wird immer mehr Trend", sagt Kai Fuchs, Verkaufsleiter bei der Gartenbauzentrale Main-Donau (GMD). Und das nicht ohne Grund: "Der Verbraucher wird bewusster und greift deshalb zu regionalen Produkten", erklärt Elmar Gimperlein, Bezirksvorsitzender beim Bayerischen Gärtnerei-Verband. Deutsche Produkte würden besser kontrolliert als ausländische, sagt er.

"Die Skandale der letzten Jahre haben den Verbraucher verunsichert", sagt Heinz Wenkheimer, Vorstandsvorsitzender bei der GMD. Seit zwei bis drei Jahren steige die Nachfrage nach Gemüse aus der Region. "Auch die Gastronomie legt immer mehr Wert auf Regionalität", sagt Elmar Gimperlein.

Fränkische Produkte erkennen

Der Käufer soll zukünftig noch besser erkennen, dass ein Produkt von einem Bauern aus dem Umkreis stammt. Mit dem neuen Etikett für fränkischen Feldsalat "direkt vom Erzeuger" macht die Gartenbauzentrale Main-Donau den Anfang. Auch die Kartons sind neu gestaltet. Der rot-weiße fränkische Rechen soll für "Qualität aus Franken" stehen.

Wenkheimer ist sich sicher: "Der Kunde will frisch beliefert werden. Und das schafft Spanien nicht." Für die GMD ernten und liefern die Bauern nach Bestellung. Morgens noch auf dem Feld oder unter dem Glas im Gewächshaus, kann das Gemüse schon am Mittag in den Regalen der Supermärkte liegen.

Andre Busigel bewirtschaftet 1,6 Hektar Anbaufläche. Minigurken und Schlangengurken wachsen in den Gewächshäusern. Dreimal im Jahr werden die Pflanzen ausgetauscht. Früher haben die Busigels die Pflänzchen aus Holland bezogen. Jetzt kommen auch sie direkt aus der Region. Die Gurkenpflanzen wachsen auf einem Gemisch aus Stein und Kokosfasern. Durch das Licht wird die Bewässerung reguliert. Gerade fließen alle 15 Minuten Wasser und Dünger über den Tropfer zur Wurzel der Pflanzen.

Busigel produziert nicht als Bio-Betrieb. Er düngt mineralisch. "So kann ich die Pflanze viel genauer mit dem versorgen, was sie braucht und kontrollieren, wie sich die Pflanze entwickelt", sagt der Gärtner. Pflanzenschutzmittel braucht er aber nicht. Das erledigt jemand anderes für den 36-Jährigen: die Raubmilbe. Sie frisst den Schädling, der dem Gurkenbauern Probleme machen könnte. Sticht der kalifornische Blütenthrips einmal in die kleine Gurke, "wird sie krumm". Die Form verändert den Geschmack der Gurke nicht. Andre Busigel findet sogar: "Die kleinen krummen Gurken schmecken mit Abstand am besten." Für die Verarbeitung sind sie aber unpraktisch. Weggeschmissen werden sie trotzdem nicht.

Gärtner-Geheimnis

Ständig testet der Gärtner neue Sorten. Nur die gesündesten mit der besten Fruchtfarbe und
-form schaffen es in die Reihen des Gewächshauses.

Schon Andre Busigels Uropa war Landwirt. 1977 hat sein Vater das erste Gewächshaus gebaut. Seit fast 15 Jahren spezialisiert sich die Familie auf Gurken. Sein Geheimnis: "Man muss sich jeden Tag die Pflanzen anschauen und ihnen das richtige Klima bieten."

"Und wem die Gurke weder als Salat noch als Suppe oder Cocktail schmeckt, kann sie sich immer noch auf die Haut legen", sagt der Gärtner und schmunzelt.