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Eine neue Halle als Lösung für das Deuster-Areal


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Freitag, 09. November 2012

 Von einer historischen Chance hatte Oberbürgermeister Siegfried Müller im Vorfeld gesprochen. Insofern haben die Stadträte am Donnerstagabend eine geschichtsträchtige Entscheidung getroffen. Allerdings bleiben Fragen offen.
Rund 1,8 Hektar in Innenstadtnaher Lage bietet das Deuster-Areal. Dort soll nach den Plänen des Stadtrates eine Mehrzweckhalle mit Freisportanlage und Parkplätzen gebaut werden.  Foto: Stadt Kitzingen


Seit mehr als 20 Jahren wird in Kitzingen immer wieder eine Diskussion entfacht: Braucht die Stadt eine Veranstaltungshalle? Und wenn ja, in welcher Größe und an welchem Standort? Die Antworten hat der aktuelle Stadtrat gegeben: Die Halle soll auf dem Deusterareal entstehen, eine Doppelsporthalle mit Mehrzwecknutzung und Freisportanlage sein und mindestens 5,2 Millionen Euro kosten.
Am Donnerstag standen nur noch zwei Alternativen zur Abstimmung: Der Abriss der alten Schulturnhalle an der St.Hedwig-Schule und der Neubau einer Einfeldhalle an gleichem Standort - oder die große Lösung. Für die machten sich die Fraktionen von UsW, CSU und SPD stark. "Es ist höchste Zeit, dass die Große Kreisstadt eine Mehrzweckhalle erhält", meinte Stadtbaureferent Thomas Rank von der CSU. Dass Abiturfeiern und andere Veranstaltungen im Landkreis stattfinden, sei ein Armutszeugnis für Kitzingen.
Ähnlich äußerte sich Dr.

Brigitte Endres-Paul (SPD), die den Innenstadt nahen Standort der neuen Halle begrüßte. Sowohl Kindern als auch Senioren seien die angedachten Alternativstandorte in Larson-Baracks oder Marshall-Heights nicht zumutbar. Eine Luxusausführung sei keinesfalls nötig, betonte Sportreferent Manfred Marstaller (UsW). Zweckmäßig müsse die Halle sein und gerade den Vereinen wieder Platz bieten, die die Halle an der St.Hedwig-Schule seit dem Sommer nicht mehr nutzen können. Bei Starkregen läuft dort Wasser durchs Flachdach, die Sanitäranlagen sind veraltet und kaum mehr hygienisch zu nennen.
Kein Verständnis für die Pläne hatte Bürgermeister Klaus Christof (KIK). Er warf den Stadtratskollegen mangelnden Weitblick vor. Die angedachte Mehrzweckhalle, die für Veranstaltungen und Sportbetrieb genutzt werden soll, sei weder Fisch noch Fleisch. 600 Sitzplätze soll die Halle fassen, eine Bühne und Bestuhlung sollen gestellt werden. Eine Gaststätte ist nicht angedacht. Vereine und Verbände sollen die Halle bei Interesse anmieten können. Am Vormittag soll dort der Schulsportunterricht stattfinden. Christof sprach von einer mickrigen Dimension. "Das taugt für Kitzingen nicht." 1000 bis 1200 Sitzplätze wären eine angemessene Größe. "Aber das können wir uns nicht leisten."
Vorerst werden 5,2 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt - und das verteilt auf die nächsten drei Jahre. Für den Hallenneubau rechnet die Stadtverwaltung mit rund 4,8 Millionen Euro. Etwa 300 000 Euro kommen für die Parkflächen und rund 110 000 Euro für die Freisport-flächen hinzu. Der Architektenwettbewerb wird rund 150 000 Euro kosten.
Für den Abbruch der bestehenden Schulsporthalle setzt die Verwaltung rund 160 000 Euro an. Was mit dem Gelände passieren soll, wurde am Donnerstagabend nicht abschließend beraten.
Offene Fragen sieht auch Jutta Wallrapp (Freie-Wähler-FBW) bei dem Projekt. Ihr fehlen die Erschließungs- und die Folgekosten. Christof taxierte die Folgekosten auf 300 000 bis 400 000 Euro pro Jahr. "Geld, das uns von künftigen Investitionen abgeht." Er sprach sich - genau wie Andrea Schmidt von der ödp - für eine Sanierung der alten Schulturnhalle aus. Die Stadt hatte für diese kleine Lösung Kosten von rund 1,86 Millionen Euro errechnet.
Stadtkämmerer Bernhard Weber hatte die Räte während der Haushaltsberatungen in dieser Woche immer wieder zur Sparsamkeit ermahnt. Gerade das Jahr 2013 sei schwierig. "Große Sprünge sind nicht drinnen", sagt er noch am Dienstagabend. Am Donnerstagabend meinte er auf Nachfrage aus dem Gremium, dass die Hallenpläne den Haushalt für 2013 "nicht so wesentlich verändern werden." 860 000 Euro waren sowieso für diese Haushaltsstelle eingeplant. Jetzt sollen es 1,5 Millionen werden.
Das Deuster-Areal wird damit nach jahrelanger Diskussion einer Nutzung zugeführt. 1997 hatte die Stadt das Gebiet für 2,5 Millionen Euro gekauft. Der größte Teil ist für den Bau der Nordtangente gebraucht worden. 1,8 Hektar blieben übrig, die bald als "Filetstück" angepriesen wurden. Anbeißen wollte aber so recht niemand. Dennoch hoffte die Stadt bis vor kurzem auf Verkaufserlöse. Rund 1,5 Millionen Euro waren in den Haushalt für die Jahre 2010 und 2011 eingestellt.
Oberbürgermeister Siegfried Müller hatte in seiner Zeit als Oppositionspolitiker immer wieder den schnellen Verkauf der Fläche angemahnt. Legendär war die Zinsuhr, die die UsW auf ihre Homepage stellte, als Bernd Moser (SDP) noch Oberbürgermeister war. Müller forderte damals, das Gelände gewinnbringend zu verkaufen. Etliche Anläufe, das Gelände zu bebauen, scheiterten auch unter OB Müller am politischen Willen: Ein Hotel mit Stadthalle, Einkaufsmärkte und zuletzt Wohnbebauung waren im Gespräch. Ob er jetzt sein größtes Wahlversprechen breche, wollte Jens Pauluhn (ödp) vom Oberbürgermeister wissen. Schließlich spüle eine Halle kein Geld in die Haushaltskassen - das Gegenteil ist der Fall. Müllers Antwort: "Die Halle ist ein Gewinn - für die Kitzinger Bevölkerung."