Vor 14 Jahren hat er seinem Sohn eine Einschlafgeschichte erzählt. Jetzt wurde aus der Geschichte über "die kleine Birne, die nicht erwachsen werden wollte" ein Kinderbuch - und Roland Gitschner zum Kinderbuchautor.
"Du darfst nie aufgeben. Man weiß nie, was sich noch entwickelt". Was Roland Gitschner als Fazit seiner Kindergeschichte über eine kleine Birne formuliert, steht sinnbildlich auch für ihn selbst. 20 Verlagen hat er sein Manuskript vorgelegt. 20-mal wurde es abgelehnt.
Es scheint fast wie der klassische Weg zum Buch. Viele Autoren vor ihm haben dieselbe Erfahrung gemacht. Nie aufgeben! Joanne K. Rowling hat sich die Hacken abgelaufen, um einen Verleger für "Harry Potter" zu finden. Zu dick sei das Manuskript, hieß es da. Für Jugendliche nicht interessant. Nicht wenige so genannte Fachleute werden sich posthum in den Allerwertesten gebissen haben, weil sie das Potenzial der Story unterschätzt hatten.
Freilich, mit "Harry Potter" will sich Roland Gitschner nicht messen lassen. Dafür sei es noch zu früh. Die Absagen, die er von den Kinderbuchverlagen erhalten hat, decken sich aber mit denen seiner englischen Kollegin.
"Ein Literaturagent hat mir geantwortet, er könne sich nicht vorstellen, dass eine Birne eine Identifikationsfigur für ein Kind darstelle", erzählt Gitschner kopfschüttelnd. Zumindest Gitschners Sohn konnte sich mit dem süßen Früchtchen identifizieren.
Gute-Nacht-Geschichte Als kleiner Junge hat ihm sein Vater eine Gute-Nacht-Geschichte erzählt, die von einer kleinen Birne handelt, die nicht erwachsen werden will. Schließlich weiß sie um das Schicksal, das einer schönen, saftigen Birne droht. Lange hält sie sich daher am Baum, so lange, bis sie schlussendlich die größte aller Birnen ist. Und irgendwann fällt sie dann doch zu Boden. "Oh je, entweder verfaule ich jetzt oder werde bald von Menschen oder Bienen verspeist", denkt sich die Birne.
Am nächsten Tag sammelt sie tatsächlich ein Mensch auf und nimmt sie mit nach Hause. Dort wird sie aber in eine Fruchtschale gelegt, zusammen mit Trauben, Äpfeln und Bananen. Und jetzt dämmert ihr, dass sie der Star für ein Stilleben ist, das ein Maler auf Leinwand bannen will. "Jetzt ist sie auch in vielen Jahren noch zu sehen. Und das war doch ihr sehnlichster Wunsch", heißt es da am Ende der Geschichte.
Liebevoll illustriert Kinderbuchgeschichten leben von guten Bildern, die die Kinder mit in die Erzählung ziehen. "Ein Bekannter von mir hatte eine Freundin, die gut malen kann", erzählt Roland Gitschner. Zweimal trafen sich der Hobby-Autor und die Hobby-Malerin Martina Möller, dann waren zehn Bilder über das Leben der kleinen Birne fertig. Gitschner ist hoch zufrieden.
"Die Bilder sind mit großer Liebe gemalt", sagt der 50-Jährige, der beruflich als Schwerstbehinderten-Assistent arbeitet. Eine weitere Bekannte, Hellena Lehmann, hat Bild und Text dann zusammengesetzt und die Buchvorlage digitalisiert. Dann ging es an den Verlag epubli.
Das 2007 gegründete Unternehmen bringt Bücher im so genannten "Book-on-Demand"-Verfahren heraus. Das Buch erhält eine ISBN-Nummer und kann im klassischen und im digitalen Buchhandel und natürlich bei Epubli selbst bestellt werden. Druckkostenzuschüsse, für die der Autor in Vorleistung gehen muss, entfallen dabei. Das Buch wird erst bei Bestellung gedruckt und vom Leser bezahlt. Den Preis dafür legt der Verlag fest. 15,90 Euro kostet das Buch als Hardcover, deutlich günstiger ist mit 8,60 Euro die 16 Seiten starke Heftbindung.
Weitere Bücher folgen "Ich hab nie daran gedacht, einmal ein Buch zu schreiben", sagt Gitschner lachend. Er hält sein Buch in Händen und kann es trotzdem noch nicht fassen, dass er tatsächlich Buchautor geworden ist. Ein zweites Projekt hat er inzwischen fertig gestellt. "Der kleine Regenwurm, der kein Wasser mochte", wird es heißen. Martina Möller ist erneut seine Illustratorin. Aktuell ist sie mit den Skizzen beschäftigt. "Eine dritte Geschichte hab ich schon fix und fertig im Kopf", legt Gitschner nach. "Keine meiner Geschichten entwickelt sich ganz geradlinig", berichtet er, ohne im Vorfeld die Inhalte der Erzählungen zu verraten. "Man weiß nie, wie es ausgeht. Gute Geschichten entwickeln sich oft anders."
Auch dies könnte sinnbildlich für seine eigene Lebensgeschichte stehen. Ein Anfang als Autor ist gemacht. Noch ist es ein Hobby, aus dem aber schnell mehr werden könnte. Gute Geschichten entwickeln sich schließlich anders.