Eine Arbeit, die schlaucht
Autor: Tom Müller
Kitzingen, Mittwoch, 17. April 2013
Am 9. Mai soll das Kitzinger Freibad wieder geöffnet werden. Bis dahin sind noch Frostschäden zu reparieren und die Becken zu reinigen. Der lange und harte Winter hat Spuren hinterlassen.
Die gute Nachricht für alle, die sich bei diesem frühlingshaften Wetter schon auf den ersten Besuch im Freibad freuen: Das Wasser ist drin in einem der tausend Quadratmeter großen Becken des Kitzinger Freibads. Die schlechte Nachricht: Es ist noch das Wasser aus dem letzten Jahr - und das wird jetzt kontrolliert abgelassen. "Auswintern" nennt Schwimmmeister Rainer Trabert die Arbeiten, die an allen Ecken des Bades zurzeit laufen. Und das sind nicht wenige. Die Becken müssen gereinigt und die Frostschäden repariert werden.
Dass das Wasser aus dem Vorjahr den gesamten Winter über in den beiden Becken bleibt, liegt an der besonderen Lage des Freibades. "Unser Bad hat ein Alleinstellungsmerkmal", erklärt Bernhard Weber, Geschäftsführer der Stadtbetriebe GmbH, die das Bad betreibt.
Wie eine Badewanne auf dem Main
Dieser Umstand mag zwar romantisch klingen, schafft aber ein Problem. "Bei Hochwasser verhalten sich unsere Becken wie eine Badewanne auf dem Main", erklärt Weber. "Wäre kein Wasser drin, würde der steigende Wasserdruck die Becken heben und den Boden aufbrechen. Deshalb bleibt das Wasser den gesamten Winter über drin."
Ob mit oder ohne Wasser: Die Schäden, die der lange Winter den Becken verpasst hat, sind auf den ersten Blick zu erkennen. Trotz der so genannten Eisdruckpolster - mit Styropor gefüllte Kunststoff-Kissen, die im Herbst nach Schließung des Bades an den Beckenrand gehängt werden - brechen die Fliesen auf. Das geschieht an den Beckenköpfen, also an den Fliesen, die knapp oberhalb der Wasseroberfläche liegen, und an den Treppen, die ins Nicht-schwimmer-Becken führen. "Die Sanierungsarbeiten sind seit 25 Jahren immer dieselben", sagt Peter Helemann, Mitarbeiter der Firma, die mit den Arbeiten beauftragt worden ist. "Etwa zwei Wochen und unzählige Kacheln brauchen wir, um das Becken wieder sicher frei zu geben." Mit einem Kollegen und einem Presslufthammer meißelt er die rissigen Wände nebst dem bröseligen Putz darunter auf und zieht neue Fliesen ein.
"Eine richtige Beckenkopfsanierung wäre nötig", weiß Bernhard Weber. Die letzte datiert aus dem Jahr 1984. Neue Filteranlagen wurden Ende der 90er Jahre eingebaut, eine energetische Sanierung ist im vergangenen Jahr durchgeführt worden. "Ich würde mir als nächsten Schritt eine Edelstahl-Ummantelung wünschen", sagt Weber. Dafür wäre aber eine sechsstellige Summe zu bewegen.
Alljährliche Sanierungsarbeiten
Angesichts der alljährlichen auch alles andere als billigen Sanierungsarbeiten mache diese Ausgabe aber durchaus Sinn. Edelstahl leitet die Wärme des Wassers aus den tieferen Schichten nach oben, so dass die Becken am Rand kaum zufrieren können.
Weber liegt der Zustand des Bades sehr am Herzen: "Auch wenn es ein defizitärer Betrieb ist, wenn man also mehr reinstecken muss, als das Bad erwirtschaftet, hat es für Kitzingen einen unschätzbaren Freizeitwert". An schönen Sommertagen tummeln sich mehrere tausend Wasserratten in der Anlage. Für sie wird bis zum Saisonstart am 9. Mai jetzt mit Hochdruck gearbeitet - und das im sprichwörtlichen Sinn. Mit einem Hochdruck-Reiniger wird der freigelegte Beckenrand Zentimeter für Zentimeter gesäubert.
Hierfür sitzt ein Bauhof-Mitarbeiter in einem kleinen Schlauchboot, während ein Kollege ihn langsam den Beckenrand entlang zieht. Runde für Runde geht das so. "Am Schluss spülen wir den Dreck über die Pumpen aus dem Becken", sagt Schwimmmeister Trabert. "Dieses Prozedere ist nicht so arbeitsintensiv, als wenn wir das ganze Becken auf einmal auslassen und dann runterschrubben würden."
Das warme Wetter der letzten Tage hilft, um die "Badewanne auf dem Main" aufzuheizen, bevor der Oberbürgermeister und Bernhard Weber zu ihrem Eröffnungssprung vom Dreimeter-Brett ansetzen können. "Wir sind schon mal in 16 Grad kaltes Wasser gesprungen", berichtet Weber lachend. "Da bleibt man dann frisch."