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Ein zu feuchtes Wallfahrtsziel


Autor: Daniela Röllinger

Iphofen, Mittwoch, 16. Oktober 2013

Eindringende Feuchtigkeit hat Schäden hinterlassen: Die Blutskirche wird für 1,36 Millionen Euro instand gesetzt
Flecken und abgeplatzter Putz: Im Altarraum der Blutskirche werden die Schäden besonders deutlich. Fotos: Röllinger


Die weißen Flecken rechts und links vom Altar ziehen sich etwa eineinhalb Meter die Wände hoch. An vielen Stellen ist der Putz abgeplatzt. Hoch oben im Durchgang zum Seitenaltar haben sich Schimmelflecken gebildet. Die Feuchtigkeit hat der Wallfahrtskirche zum Heiligen Blut in Iphofen stark zugesetzt. 33 Jahre nach der letzten Generalsanierung ziehen nun wieder Handwerker und Restauratoren in das bekannte Iphöfer Gotteshaus ein.
Die bunten Fenster lassen nur wenig Licht in das Gotteshaus, dessen Geschichte bis ins Jahr 1294 zurückreicht. Es ist etwas duster, die Augen brauchen einige Zeit, um sich an die schlechten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Stünde die Türe offen, wäre es heller, aber seit einiger Zeit ist da dieser silberne Metallstab. Er sorgt dafür, dass sich die Tür hinter jedem Besucher wieder schließt.

Er ist ein kleiner, aber wichtiger Teil im Instandsetzungskonzept der Iphöfer Blutskirche.

Es ist vor allem die Feuchtigkeit, die der Kirche in den vergangenen drei Jahrzehnten stark zugesetzt hat. Erste Schäden waren schon kurz nach der letzten Sanierung Anfang der 80er Jahre aufgetaucht. 2011 wurden umfangreiche restauratorische Befunduntersuchungen gemacht. Aus den daraus gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Maßnahmekonzept entwickelt, das sich in drei Bauphasen gliedert, erklärt Architekt und Bauforscher Dr. Matthias Wieser.

Die erste Phase ist die Trockenlegung, sie startete Anfang Oktober. Mit einem Bagger wurde an zwei Seiten der Kirche direkt an der Außenwand aufgegraben. Die dort vorhandenen Schäden sind immens: Die Kanalisation und die Sandfänge sind kaputt, die Drainage liegt nicht richtig, am Chor war die Außenmauer teilweise nicht richtig abgedichtet. So konnte Feuchtigkeit durch das Mauerwerk aufsteigen. Zudem wurde bei der letzten Sanierung innen Kalkputz aufgebracht, außen Sanierputz. Wieser: "Die Feuchtigkeit wanderte nach innen, es kam zu Schäden." Die sind im Kircheninneren nicht zu übersehen: Flecken ziehen sich über die Wände, der Putz platzt ab, teilweise hat sich Schimmel gebildet.

Schon 2011 wurden erste kleine Maßnahmen ergriffen, um die Feuchtigkeit zu reduzieren. Zum einen war das der provisorische Türschließer. Vor allem bei hohen Temperaturen im Sommer hatte die früher meist offen stehende Tür fatale Folgen: Im Kircheninneren war es deutlich kühler, die Feuchtigkeit schlug sich an den Wänden und den Altären nieder. Zudem läuft seit zwei Jahren eine computergesteuerte Lüftung. "Die Raumfeuchte hat sich schon deutlich reduziert", berichtet Bauforscher Wieser. Es sei wichtig, die Feuchtigkeit langsam zu entziehen. "Das Inventar macht eine schnelle Entfeuchtung nicht mit."

Die erste Bauphase im Außenbereich soll zum Jahresende fertig sein. Für den zweiten Teil laufen die Ausschreibungen, im März 2014 sollen die Arbeiten an Fassade, Dach und Turm starten. Dann wird die Blutskirche komplett eingerüstet. Der größte Punkt in diesem zweiten Teil ist die Natursteinsanierung am Langhaus und am Turm. Der Turm muss neu verschiefert werden, der Dachstuhl wird repariert, die Kirche bekommt einen neuen Farbanstrich.

Ende 2014 startet dann Bauabschnitt 3, die Sanierung der Innenraumschale. Die Altäre werden konserviert, kleine Schäden behoben. Vor allem der Putz im Sockelbereich muss erneuert werden.
Um den Raum zu temperieren, wird am Sockel ein Heizband verlegt. Eine Heizung ist das nicht, vielmehr kann die Temperatur dadurch im Winter auf etwa 8 Grad gehalten werden, so dass der Frost keine Schäden mehr hinterlässt. "Die leichte Wärme am Sockelbereich dient auch dazu, Feuchtigkeit aus der Wand zu nehmen", zählt Matthias Wieser einen weiteren Vorteil auf.

Anfang 2015 soll die Gesamtmaßnahme fertig sein. Bis dahin fallen Kosten in Höhe von 1,364 Millionen Euro an. Das Bischöfliche Ordinariat Bamberg übernimmt laut Wieser 886600 Euro, die Bayerische Landesstiftung 109114 Euro. Die Stadt Iphofen steuert als freiwillige Leistung 135000 Euro bei. Weitere Zuschussanträge wurden laut Bürgermeister Josef Mend beim Bezirk und bei der Sparkassenstiftung eingereicht.

Tenor der gesamten Maßnahme ist laut Architekt das Konservieren, also den historischen Bestand zu sichern. Das Konzept sei auch so mit der Denkmalpflege abgestimmt. Einige Iphöfer seien zwar der Ansicht, der Boden solle aus der Kirche herausgenommen werden, weil er fleckig sei, so Wieser. Doch gebe er den Zeitgeschmack der damaligen Zeit wieder. Der Fliesenboden aus dem Jahr 1890 bleibt deshalb erhalten, er wird nur gereinigt und einige Fliesen ausgetauscht. "Das ist eine neugotische Restaurierung", sagt Wieser. Es gebe keine Gründe, warum in der Blutskirche etwas ganz anders gemacht werden sollte als es bisher war.