Ein starker Arbeitgeber
Autor: Peter Pfannes
Volkach, Dienstag, 09. Juli 2013
Die Bundeswehr hat Nachwuchssorgen. Alleine in Volkach werden 200 Mannschaftssoldaten gesucht. Wehrdienstleistende wie Ralf Leidel sind die Ausnahme.
An den modernen Fitnessgeräten fühlt sich Ralf Leidel wohl. "Hier kann ich mich sportlich fit halten", sagt der freiwillig Wehrdienstleistende aus der Volkacher Mainfrankenkaserne und absolviert in aller Ruhe seine schweißtreibenden Übungen am Butterfly. Vor acht Monaten hat sich der junge Mann aus Ulm freiwillig bei der Bundeswehr verpflichtet, unmittelbar nach dem Abitur. Acht Monate hat er das Soldatenleben nun schon kennen gelernt und er bereut seinen Schritt keine Sekunde: "Es macht mir bei der Bundeswehr richtig Spaß und ich habe bislang viel für mein Leben dazugelernt", zieht der 20-Jährige ein positives Fazit.
Ralf Leidel ist zwar keine Ausnahme bei der Bundeswehr, doch nach der Abschaffung der Wehrpflicht vor zwei Jahren brauchen die Streitkräfte mehr freiwilligen Nachwuchs denn je.
Berufliche Möglichkeiten
Den bundesweiten Trend, dass sich immer weniger junge Leute freiwillig melden oder nach der Probezeit bei der Bundeswehr bleiben, bekommt auch das Logistikbataillon 467 in Volkach zu spüren. "Bei uns werden rund 200 Mannschaftssoldaten gesucht", erklärt der Personaloffizier des Bataillons, Hauptmann Martin Göpfert. Bei den Karriereberatungszentren der Bundeswehr können sich junge interessierte Menschen über ihre beruflichen Möglichkeiten beim Militär informieren. Weiterbildungsmaßnahmen seien den Zeitsoldaten garantiert und auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienst hätten sie Anspruch auf berufsfördernde Maßnahmen, so Göpfert. Dies sei jedoch abhängig von der Länge der Dienstzeit. Soldaten auf Zeit würden nach der Beendigung ihres Dienstverhältnisses nicht im Regen stehen gelassen.
Suche nach Gründen
Warum es bei der Bundeswehr an Freiwilligen mangelt? Für Hauptmann Göpfert könnten die nicht gerade gefahrlosen Auslandseinsätze wie zum Beispiel in Afghanistan oder auf dem Balkan, in der Türkei oder am Horn von Afrika mögliche Interessenten abschrecken. Aber auch die Strukturänderungen der letzten Jahre in der Bundeswehr mit Standortwechseln und Umzügen könnten das Interesse geschmälert haben.
Freiwillig Wehrdienstleistende wie Ralf Leidel, der elf Monate Dienst verrichtet, bleiben zunächst von den Einsätzen verschont. Sollten sie sich nach den elf Monaten für eine längere Dienstzeit entscheiden, dann wächst die Wahrscheinlichkeit von Einsätzen im Ausland enorm. "Soldaten auf Zeit verpflichten sich automatisch, bei Bedarf auch für mögliche Einsätze herangezogen werden zu können", so Göpfert.
Teamfähigkeit
Ralf Leidel hat jetzt noch drei Monate in der Mainfrankenkaserne vor sich. Er hat sich dafür entschieden, im Herbst ein Studium der Politikwissenschaft oder Geschichte an einer Universität zu beginnen. Beworben hat er sich schon. Er wartet auf die Zusage einer Uni. Seine "Schnupperzeit" beim Militär ist für ihn eine wichtige Erfahrung.
Die Aufgabenbereiche während seiner Grundausbildung in Kümmersbruck bei Amberg seien vielfältig gewesen. "Ich habe viel über mich selbst, über Kameradschaft und Zusammenhalt gelernt." Teamfähigkeit sei eine wichtige Grundlage bei der Bundeswehr. Profitiert habe auch sein Körper aufgrund der sportlichen Möglichkeiten in der Kaserne. Drei Mal in der Woche steht Sport auf seinem Dienstplan. Und nach Feierabend geht es in die Turnhalle, auf den Sportplatz oder in den Kraftraum.
Vielleicht kehrt Ralf Leidel ja nach seinem Studium wieder zurück zur Bundeswehr. Realistische Chancen bieten die Laufbahnen beim Militär allemal.
Geschichte 1956 wurde die Wehrpflicht in Deutschland eingeführt und 55 Jahre später wieder aufgelöst. Zuletzt dauerte der Grundwehrdienst in der Bundeswehr nur noch sechs Monate. Freiwilliger Wehrdienst hat heute eine Dauer von bis zu 23 Monaten.
Informationen über die beruflichen Laufbahnen beim Militär gibt es im Internet unter www.bundeswehr-karriere.de.