Ein neues Regionalzentrum für Kirchenmusik
Autor: Elli Stühler
Kitzingen, Sonntag, 13. Januar 2013
Im neuen Regionalzentrum für Kirchenmusik in der Ritterstraße in Kitzingen werden künftig nicht nur Organisten ausgebildet. Dort können auch Chöre die Begleitung an Orgel und Klavier üben. Am Samstag wurde es von Domkapitular Helmut Gabel gesegnet.
Musik sagt oftmals mehr als Worte - ein Satz, der auch in der Religion gilt. "In allen Religionen spielt die Musik eine große Rolle und bringt es fertig, dass alles in uns zum Lobe Gottes zum Klingen kommt - ein Geheimnis, das uns Christen berührt. Man kann dabei die Größe und Herrlichkeit Gottes nur erahnen", sagte Domkapitular Helmut Gabel aus Würzburg am Samstagvormittag. Er war zur Segnung der Räume des neuen Kirchenmusikzentrums nach Kitzingen gekommen.
Als Jugendlicher sei er sehr verschlossen gewesen, erzählte Gabel. Wenn er etwas nicht mit Worten ausdrücken konnte, setzte er sich ans Klavier oder an seinen Plattenspieler, das habe ihm geholfen.
Musik ist mehr als Worte - diesen Satz sieht er auch immer wieder bestätigt bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen, wenn bei bekannten Liedern die Augen der Anwesenden feucht werden und zu glänzen beginnen.
Der stellvertretende Landrat Wilhelm Sturm lobte den großen Stellenwert der Kirchenmusik in Kitzingen. "Musik verbindet, auch die Ökumene - das zeigt die Verleihung des Kulturpreises der Stadt an den Regionalkantor des Katholischen Dekanats Christian Stegmann und den Dekanatkantor des Evangelischen Dekanats Carl Friedrich Meyer vor einigen Wochen in unserem Rathaus". Er ist fest davon überzeugt, dass im neuen Regionalzentrum viele große Talente und Künstler Kitzingen ausgebildet werden.
Dekan Johannes Hofmann aus Volkach sprach mit einem Schmunzeln die Unterschiede in der Musik an: einmal die hervorragende musikalische Gestaltung der Segnungsfeier mit Werken von Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach durch Christian Stegmann an der Orgel und Mary Lynn Zack auf der Violine - auf der anderen Seite die Musik aus dem Radio eines vor 30 Minuten hinter ihm stehenden Verkehrsteilnehmers an der letzten roten Ampel: "Jedes Wort habe ich in meinem Auto genauestens verstanden!"
Diözesanmusikdirektor Gregor Frede wünschte Stegmann viel Erfolg, Freude und nette Ideen. Es sei wichtig, dass sein Geist weiter im Regionalzentrum wehe und er vielleicht in ein paar Jahren wieder käme und sage "Gregor, wir bringen die Leute nicht unter!"
Aus- und Fortbildung
Das Zentrum in der Ritterstraße 8 ist künftig die Anlaufstelle für die Kirchenmusik der Katholischen Dekanate Kitzingen und Ochsenfurt. Dort finden die Aus- und Fortbildungen von Organisten, Kantoren und Chorleitern statt. Außerdem befindet sich dort das Büro des Regionalkantors Christian Stegmann.
"Als im Jahre 2004 erstmals ein Regionalzentrum für Kirchenmusik in der großen Kreisstadt Kitzingen eingerichtet wurde, war das eine große Bereicherung meiner Tätigkeit", erzählte Christian Stegmann, Regionalkantor und Kantor an der Kath. St. Johannes Kirche Kitzingen. Damals diente der schöne kleine Raum in der Würzburger Straße im Haus von Engelbert Bach vor allem als Orgelunterrichtraum, als Orgel-Übungsraum und gleichzeitig als Büro des Kantors.
Inzwischen ist seine Tätigkeit allerdings viel breiter geworden. Mehrere Schüler nutzen das Regionalzentrum regelmäßig zum Orgelüben, wodurch es im ehemaligen Zentrum häufig Kollisionen mit der Bürotätigkeit gab. "Hier im neuen Regionalzentrum ist durch die räumliche Trennung solches gleichzeitig möglich, schalldichte Fenster und Türen sorgen dafür", freut sich Stegmann.
Außerdem besteht dort die Möglichkeit, eine sinnvolle Verbindung von Chor- und Orgelausbildung zu praktizieren. Die Kitzinger Chöre, bei denen auch die Chorleitungsausbildung für C-Kurs-Schüler stattfindet, nutzen das Zentrum als Proberaum und haben die Gelegenheit, die Begleitung von Chören an Orgel und Klavier zu üben.
Die Chorsänger - dabei denkt Stegmann an die Kinderchorgruppen - können das Instrument Orgel unkompliziert kennen lernen - "vielleicht wird dadurch der eine oder andere Orgelschüler gefunden", hofft der Regionalkantor. Sein besonderer Dank galt dem Finanzdirektor der Diözese Würzburg, Albrecht Siedler. Ohne die Unterstützung der Bischöflichen Finanzkammer wäre der Umzug in die neuen Räume sowie die Ausstattung nicht möglich gewesen.
"Ansprechendes Zentrum"
Für die vielfältigen Bereiche der Kirchenmusik, für Fortbildungen der nebenamtlichen Kirchenmusiker und für Schulungen im Hinblick auf die Einführung des neuen "Gotteslobes" wird das Regionalzentrum sicherlich eine Anlaufstelle sein.
Pfarrer Dr. Manfred Bauer von der Pfarrei St. Johannes war angenehm überrascht - "was man in einem Hinterhöfle in der Ritterstraße so alles finden kann - und wenn es ein ansprechendes, gelungenes Regionalzentrum ist".