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Ein Landkreis auf dem Weg zur Energiewende


Autor: Rainer Fritsch

Iphofen, Freitag, 12. April 2013

Wenn die Energiewende erreicht werden soll, müssen alle mitziehen. Bei einer Veranstaltung in Iphofen ging es am Donnerstag darum, welche Beiträge dazu nötig sind und wie sie erreicht werden können. 120 Menschen brachten ihre Ideen ein.
ICornelia Rauh, Christa Büttner und Ina Dick sammelten gemeinsam Ideen zur Energiewende. Foto: Rainer Fritsch


Seit dem 1. Januar hat der Landkreis Kitzingen in Zusammenarbeit mit der Stadt Volkach mit Michael Demus und Christoph Hagen zwei Fachleute für das Projekt "Konversionsmanagement zum Bereich Energiewende" eingestellt. Das Bayerische Wirtschaftsministerium gibt dazu eine 90-prozentige Förderung. Zusammen mit Projektkoordinator Michael Demus und der Geschäftsführerin des Vereins "ZIEL Kitzingen e.V.", Maja Schmidt, organisierte nun Landrätin Tamara Bischof (FW) in der Karl-Knauf-Halle in Iphofen die Auftaktveranstaltung zur Energiewende im Landkreis Kitzingen.

Die dreistündige Veranstaltung stand dabei unter dem Motto "Jetzt wird angepacKT", denn nach den Worten von Tamara Bischof und Michael Demus soll die Energiewende von Allen mit getragen werden: von den Bürgern, den Betrieben und Unternehmen, von der Landwirtschaft, von den Schulen und Vereinen.

Sie alle sollen dazu beitragen, dass einerseits Energie in vielen Bereichen eingespart und erneuerbare Energien in Zukunft noch mehr eingesetzt werden.

Wichtig für die Gesellschaft

Eingeladen waren zu der Auftaktveranstaltung auch zwei Fachleute zur Energiewende: Birgit Baindl, die von den Erfolgen aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck berichtete, und Diplomingenieur Robert Spanheimer von der Agrokraft GmbH, der vor allem das Konzept der Genossenschaft vorstellte, mit der eine Energiewende auf breiter Basis umgesetzt werden kann. Daneben wurden die rund 120 Anwesenden aufgefordert, in kleinen Gruppen eigene Anregungen für die effektive Verwirklichung der Energiewende einzubringen.

Der gastgebende Bürgermeister Josef Mend bezeichnete die Energiewende als ein sehr wichtiges Thema in unserer Gesellschaft. "Die Stadt Iphofen ist schon seit Jahren im Bereich Energieeinsparung und erneuerbare Energien tätig", stellte er dazu fest und berichtete von den energetischen Sanierungsmaßnahmen, die auch in der Altstadt durch geführt werden. Nach seinen Worten "ist es aber auch sehr schwer, bei der Energiewende den richtigen Schritt in die richtige Richtung zu tun".

Auch Tamara Bischof konnte schon Erfolge für den Landkreis Kitzingen bekannt geben, denn die Elektrizität stamme schon zu zwei Dritteln aus lokalen Quellen mit sauberer Technologie. Der Landkreis arbeitet nach ihren Worten sehr intensiv daran, in den eigenen Gebäuden immer mehr Energie und CO2 einzusparen. Durch die Hackschnitzelanlage im Kitzinger Schulzentrum sei es gelungen, in den vergangenen zwei Jahren 1600 Tonnen CO2 zu vermeiden. Einige Kommunen wie Markt Einersheim haben den Zuschlag für das "Energiecoaching" bekommen, der sie auf dem Weg zu einer modernen Energieversorgung begleiten soll.

Lob zollte die Landrätin der Bayerischen Regierung für die 90-prozentige Förderung des Projekt Konversionsmanagement, das im Zuge der Bundeswehrreform (Reduzierung der stationierten Soldaten) vor allem für die betroffenen Regionen aufgestellt wurde. So ist der 43-jährige Christoph Hagen als Diplomgeograf für Flächen und Innenstadtentwicklung zuständig, der 43-jährige Michael Demus als Politikwissenschaftler ist Koordinator zum Thema Energie und Klimaschutz.

Wertschöpfung vor Ort steigern

"Mit Hilfe von Genossenschaften, ähnlich dem Prinzip von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, können wir am besten die Bevölkerung mit in die Energiewende einbinden, denn die Leute sehen, dass die Aktionen sich positiv für ihre Region auswirken." Mit diesen Worten warb Robert Spanheimer für die Gründung von Genossenschaften, um vor allem auch die heimischen Betriebe von den Maßnahmen profitieren zu lassen.

Die Firma Agrokraft, bei der er beschäftigt ist, wird vom Bayerischen Bauernverband und vom Maschinenring Rhön-Grabfeld getragen. Ziel ist es, die regionale Wertschöpfung vor Ort zu steigern. Die Landwirtschaft ist heute nicht nur zur Nahrungsmittelproduktion da, sondern sie liefert uns auch Energie.

Rege Gruppengespräche

Am Beispiel von Großbardorf, einem Ort mit tausend Einwohnern, stellte er Energieprojekte im Wert von 7,6 Millionen Euro vor, die in den letzten Jahren erfolgreich durchgeführt wurden.

Als Agenda 21 Beauftragte des Landkreises Fürstenfeldbruck (200 000 Einwohner) stellte Birgit Baindl verschiedene Pilotprojekte vor, die seit 1992 unter dem Motto "Vom Globalen zum Lokalen" abgewickelt werden. Mit Lob und Anerkennungspreisen kann man die Bevölkerung für Energieprojekte mit Wasserkraft, Geothermie, Solar, Biogas und jetzt auch mit Wind begeistern, betonte sie in ihrem Vortrag.

Sehr rege Gruppengespräche gab es beim "Offenen Welt Café" bei dem die Anwesenden Lösungen zu drei Fragen erarbeiten mussten. Aufgabe der Gruppenmitglieder war es dabei auch, ständig in andere Gruppen zu wechseln.

Zum Thema "Was für eine Energieversorgung brauchen wir?" konnte Michael Demus folgende Schlagworte einsammeln: Dezentral, vor Ort, regenerativ, kosteneffizient. Zur Frage "Was benötigen wir dazu?" kamen folgende Kurzantworten: Bürgermeister, die voll hinter den Maßnahmen stehen, Mut, Informationen und Akzeptanz, Kommunale Chefsache. Und zur Frage, was man selbst als Bürger zur Energiewende beitragen kann, kamen Antworten wie: weniger Auto fahren, alte elektrische Geräte auswechseln, in die Genossenschaften eintreten.

Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Ina Dick vom Landesamt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, dass dieses Amt gerne mit anderen Ziele bezüglich der Energiepolitik angehen möchte. Man suche Partner, sagte sie.

Nach den Worten von Grünen-Kreisrätin Christa Büttner, die sich mit Ina Dick und Cornelia Rauh (Vhs) zu einer Gruppe zusammengefunden hatte, hat die Veranstaltung dagegen wenig Neues gebracht, denn die vorgestellten Projekte und Ziele würden die Grünen schon seit über 20 Jahren vertreten. Gespannt auf die weiteren Folgen dieser Auftaktveranstaltung ist Cornelia Rauh.

Thema auch im Denkmalschutz

Michael Demus konnte bereits ein Projekt vorstellen, denn 2014 soll der Bereich "Denkmalschutz und Energie" besser beleuchtet werden. Im Herbst 2013 wird nach seinen Worten bereits eine Genossenschaft im Bereich Volkach (Mainschleife) gegründet.

In einem Gespräch mit dem stellvertretenden Landrat Robert Finster (SPD), berichtete er von seinen Erfahrungen mit Energieberatern. So könnte man zum Beispiel viel Energie mit einer modernen Heizung einsparen. Mit der Dämmung von Gebäuden seien nur rund zwei Prozent Ersparnis möglich.