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Ein Holzweg, der keiner ist


Autor: Diana Fuchs

LKR Kitzingen, Freitag, 11. Januar 2013

Immer mehr Menschen gehen im Winter "naus Holz". Brennholz ist gefragt wie nie zuvor. Förster Volkamer markiert, was wertvolles Stammholz ist - und was in den Ofen darf.


Manche Bedürfnisse sind nicht verhandelbar. Der Wunsch nach Wärme beispielsweise. Nicht nur Frauen wollen es im Winter schön kuschelig haben. Die wohligste Wärme kommt aus dem Bollerofen. Also muss Holz her, denn Öl und Gas sind erstens teuer, zweitens umweltbe lastend und drittens irgendwann nicht mehr zu haben. Da gibt´s nur eins: Ab in den Wald!

So denken immer mehr Menschen. Der nachwachsende - und als solcher CO2 -neutrale - Rohstoff Holz ist heiß begehrt. "Holzmachen" ist zu einem Hobby der starken Männer geworden. "Die körperliche Betätigung an der frischen Luft macht Spaß. Und man sieht, was man geschafft hat", nennt Achim Volkamer Gründe. Der Forstrevierleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen erlebt den Brennholz-Boom hautnah mit: "Bei uns rufen immer mehr Leute an, auf der Suche nach Holz". Volkamer sieht dies durchaus mit Sympathie, denn "wir bekommen dadurch gute Preise". Aber der 35-Jährige macht auch klar, dass "man das Brennholz-Angebot nicht beliebig vergrößern kann".

Viele Eichen im Birkwald
Welkes Laub und abgebrochene Zweige rascheln und knacken bei jedem Schritt. Die kalte Luft riecht frisch, der feuchte Boden erdig. Man möchte tief durchatmen, die Ruhe genießen. Doch dafür hat Achim Volkamer keine Zeit.



Der Förster ist mit zwei Mitarbeitern des Sulzfelder Bauhofs im "Birkwald" unterwegs. Dessen Name trügt. Im Birkwald gedeiht vor allem die Eiche, aber auch Bergahorn, Douglasie, Kiefer, Hainbuche, Kirsche und Fichte sind zu finden. In einem eingezäunten Bereich wird der Sulzfelder Gemeindewald verjüngt: "Wir wollen möglichst viele Baumarten etablieren, um das Risiko, das durch den Klimawandel auf uns zukommt, zu minimieren."

Was wird Diele, was Parkett?
Eichenbäumchen brauchen viel Licht zum Wachsen. Große Bäume, die "raus mussten", hat der Förster deshalb schon im Spätherbst angezeichnet, ein Forstunternehmer fällte sie. So entstand ein so genanntes Femelloch; hier können sich die jungen Eichen entwickeln. Das geschlagene Holz wird verkauft. Mächtiges, gerade gewachsenes, ast freies Stammholz der Qualität B - "ideal für hochwertige Dielenböden oder Barrique-Fässer" - wird über die Forstbet riebsgemeinschaft vermarktet. Gleiches gilt für das Stammholz der etwas geringeren C- Qualität. Daraus werden etwa Parkettböden. D- Holz jedoch - stark astige Stammbereiche, Baumkronen, minderwertige Stämme - wird als Brennholz versteigert. Beim "Holzstrich" am 26. Januar können alle, die ihren Ofen bollern lassen wollen, direkt im Birkwald ums Holz feilschen.

Doch wer beurteilt eigentlich, was wertvolles Stammholz ist - und was Brennholz? Achim Volkamer deutet auf einen Berg aus gefällten Bäumen. Zusammen mit Bastian Hartner und dessen Kollegen Bajram Demirezen nimmt der Segnitzer jeden Stamm unter die Lupe, um die Qualitätsstufe festzulegen. Ausschlaggebend sind nicht nur Stärke und Wuchs. Volkamer lässt den geschulten Blick auch über Markröhre, Jahresrin gaufbau, Holzfarbe und den "Splint" - den Bereich unter der Rinde - streifen. Dann implantiert er dem Stamm per Hammer schlag ein Nummernplättchen und schreibt mit der Sprühdose sein Qualitätsurteil nebendran. Die meisten Stämme bekommen ein B oder C, manche werden auch als halb-halb (B/C) bewertet - "ausgehalten", heißt es in der Förstersprache. "Man muss da genau sein. B bringt doppelt bis dreifach so viel ein wie C." Die Holzrücker transportieren die Stämme schließlich ab.

Nicht mehr nutzen als nachwächst
Während Achim Volkamer kritisch schaut, bestimmt Bastian Hartner mit der "Kluppe", einer riesigen Schieblehre, den Durchmesser und Bajram Demirezen misst die Länge des Stammes. Der Förster gibt die Daten nebst Stammnummer in einen "Waldcomputer" mit dem schönen Namen "TimbaTec" ein. So wird das gesamte Holz erfasst. Nebenbei zeichnen die Männer die Lose aus - Brennholzmengen, die Privatleute ersteigern können - und legen den Anfangspreis ("Aufwurfpreis") fest. "Manchmal bieten sich die Leute richtig hoch."

Der Förster freut sich über das gestiegene Interesse am Brennstoff Holz. Aber er sagt auch: "Der Wald ist viel mehr als ein wachsendes Holzlager. Er ist ein komplexes Ökosystem, in dem auch Totholz eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt spielt." Nutzung und Naturschutz müssten Hand in Hand gehen. Der Begriff Nachhaltigkeit habe seinen Ursprung in der Forstwirtschaft. "Es darf höchstens so viel Holz genutzt werden, wie nachwächst."
424 Festmeter sind das pro Jahr in Sulzfeld. Da fällt einiges an Brennholz an, um das elementare Bedürfnis nach Wärme zu befriedigen.

Die Kommunen erzielen sehr unterschiedliche Erträge aus dem Wald. Je nachdem, welches Holz und welche Massen im Wald stehen und natürlich auch abhängig von der Waldgröße und den geplanten Investitionen wie Neupflanzungen. In Sulzfeld wird heuer mit rund 11.500 Euro Gewinn aus der Waldwirtschaft geplant. Generell stellt Förster Volkamer fest, dass heute eigentlich keine Durchforstungsmaßnahmen mehr stattfinden, bei denen kein Gewinn hängenbleibt. "Das war nicht immer so. Ich habe im Studium noch mit dem Begriff 'Defizitsortimente' zu tun gehabt", berichtet der 35-Jährige.


Interessante Zahlen:


1 Ster lufttrockenes Holz entspricht zwischen 130 und 190 Litern Heizöl (Fichte: 130, Buche: 190). Ein Ster sind 0,7 Kubikmeter reines Holz.

2 Stunden sind für den Holzstrich in Sulzfeld angesetzt. Dieser beginnt am 26. Januar um 9 Uhr, Treffpunkt ist die Brücke über der A 7 Sulzfeld-Erlach. Auch Auswärtige dürfen mitbieten.


25 Lose (Areale, auf denen Holz gemacht werden darf) werden in Sulzfeld an die Meistbietenden vergeben. Die Holzmenge pro Los variiert, damit für jeden Bedarf etwas dabei ist.



Ofenkauf

Förster Achim Volkamer appelliert an alle, die mit dem Kauf eines "Bollerofens" liebäugeln, ein "sauberes" Exemplar zu kaufen. Denn was nütze der schönste CO2-neutrale Brennstoff (wie Holz), wenn bei der Verbrennung unnötige Emissionen freigesetzt werden?