Ein gewichtiges Problem
Autor: Peter Pfannes
Düllstadt, Freitag, 21. Sept. 2012
Damit auch 60-Tonner über eine Brücke bei Düllstadt fahren dürfen, soll ein Stahlblechduchlass eingebaut werden. Bauern fürchten, dass dann ihre Felder überschwemmt werden.
Zwei marode Brücken über den Schwarzach-Bach in der Düllstadter Gemarkung müssen dringend saniert werden. Vor fast zwei Jahren hat der Marktgemeinderat beschlossen, die Brücke Nr. 10 nördlich des Ortsteils durch den Einbau eines Stahlblechdurchlasses wieder für 60-Tonner befahrbar zu machen. Die Feldwegbrücke Nr. 9 am Wehr der Abtei Münsterschwarzach sollte durch den Einbau eines Rechteckdurchlasses wieder fit gemacht werden.
Nach Vorplanungen durch das Tiefbautechnische Ingenieurbüro Glückert (TIG) beschlossen die Ratsmitglieder am Dienstag endgültig, beide Vorhaben in dem genannten Umfang durchzuführen. Einwendungen von Düllstadter Landwirten, die oberhalb der Brücke Nr. 10 landwirtschaftliche Flächen besitzen, konnten weder durch das Ingenieurbüro noch durch das Wasserwirtschaftsamt nachvollzogen werden. Die Landwirte befürchten, dass sich durch das künftig niedrigere Durchlassvolumen an der Brücke bei Hochwasser und Starkregen das Wasser verstärkt auf ihren Äckern sammelt und dort Schaden anrichtet.
Nach der letzten Beratung im Gemeinderat gingen bei Bürgermeister Lothar Nagel (FCW) vier Beschwerden von Landwirten ein, deren Ackerflächen sich in unmittelbarer Nähe zur Schwarzach und der betreffenden Brücke befinden. "Die Landwirte sind mit einer Reduzierung der Durchflussmenge gegenüber dem bisherigen Zustand nicht einverstanden", so Nagel. Die Landwirte hätten bereits angekündigt, Schadensersatzforderungen gegenüber dem Markt geltend zu machen, falls es bei Hochwasser zu Überflutungsschäden in den Ackerflächen kommt. "Wir verstehen die Ängste und Nöte der Oberlieger", sagte Thomas Glückert von TIG. Der geplante Stahlblechdurchlass habe einen ausreichend großen Querschnitt für ein hundertjähriges Hochwasser (HQ 100). Die Durchflussmenge habe man sogar um einen sogenannten "Klimazuschlag" von 15 Prozent vergrößert.
Rückstau des Mains
Glückert ist sicher, dass eine Überflutung der genannten Ackerflächen weniger durch den neuen Brückendurchlass, sondern vielmehr durch den Rückstau des Mains am Unterlauf der Schwarzach verursacht wird. Die Planungen habe man detailliert mit dem Wasserwirtschaftsamt und dem Landratsamt Kitzingen als zuständige Genehmigungsbehörde für wasserrechtliche Angelegenheiten abgestimmt. Aus Gründen der Rechtssicherheit ließen der Planer und seine Auftraggeber eine Neuberechnung der HQ 100 auf Grundlage eines neuen Brückendurchlasses durchführen. Die Berechnung von Hydrotec, Ing.-Gesellschaft für Wasser und Umwelt, ergab, "dass der Einfluss der Baumaßnahme auf den Wasserspiegel und auf das Überschwemmungsgebiet gering und im Ober- und Unterwasser nicht nachweisbar ist."
Den Vorschlag von Josef Wächter (CSU) zwei zusätzliche Rohre einzubauen, damit das Wasser bei Hochwasser besser abfließen kann, wertete Glückert als "psychologischen und beruhigenden Aspekt für die Oberlieger, mehr aber auch nicht". Auch 2. Bürgermeister Roland Höfer (FCW) widersprach Wächters Idee. Nach seiner Ansicht würde das Wasser bei einem Rückstau des Mains durch die beiden Rohre zurück auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen bei Düllstadt fließen. "Zwei weitere Rohre machen also überhaupt keinen Sinn", so Höfer. Wächters Antrag auf Vertagung und Prüfung seiner "Zwei-Rohre-Variante" durch den Planer wurde mit 5:9 Stimmen abgelehnt.
Nach umfangreichen Diskussionen nannte Glückert die Details der Brückenplanung. Der Stahlblechdurchlass für die Brücke Nr. 10 wird rund 108 000 Euro kosten. Ein Neubau der Brücke wäre seinen Berechnungen zufolge bis zu dreimal so teuer geworden. Die asphaltierte Straße über die Brücke wird dreieinhalb Meter breit. Die Kostenschätzung für das Bauvorhaben an der Brücke Nr. 9 liegt bei 76 800 Euro. Zu den von Glückert genannten Beträgen kommen noch die Nebenkosten hinzu.
Abtei nutzt das Wehr
Eine wasserrechtliche Genehmigung ist lediglich für Brücke Nr. 10 erforderlich, weil sich bei Brücke Nr. 9 an der Durchflussmenge nichts ändert. Beide Projekte sollen in diesem Jahr nicht mehr angegangen werden, sagte Nagel. Bis es soweit ist, will er die Verantwortlichen in der Abtei Münsterschwarzach fragen, ob ein Teil des Wehrs mit abgerissen werden soll. Das Benediktinerkloster nutzt das Wehr unter anderem zur Stromgewinnung. "Das Wasserrecht soll auf alle Fälle bei der Abtei bleiben", so Nagel.