Ein Feuerwehrmann mit sehr viel Erfahrung
Autor: Sabine Paulus
Kitzingen, Donnerstag, 18. April 2013
In Markus Ungerer hat die Stadt Kitzingen einen neuen Feuerwehr-Kommandanten, der sein Einsatzgebiet wie seine Westentasche kennt. Und das ist auch gut so: Sofort nach seiner Wahl waren bei Bränden seine Kenntnisse gefragt.
Es ging heiß los: Die ersten Tage nach Markus Ungerers Wahl zum Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Kitzingen waren bekanntermaßen von einer Vielzahl von Einsätzen geprägt. Beinahe täglich gab es vor Ostern Großbrände im Stadtgebiet. Nach diesem feurigen Einstig kam Ungerer doch etwas zur Ruhe, so dass er bei einem Besuch in der Redaktion erzählen konnte, was ihn bewegt.
Herr Ungerer, was haben Sie die drei Brände in der Woche vor Ostern gelehrt?
Markus Ungerer: Das Altenheim "Haus Mainblick" hat eine Brandmeldeanlage, dadurch war beim ersten Brand eine frühzeitige Alarmierung möglich. Außerdem war sehr positiv, dass das Personal topp ausgebildet ist, so dass ich innerhalb von zehn Sekunden alles wusste, um den Angriff zu fahren. Das war eine Idealsituation. Auch der bauliche Brandschutz hat funktioniert.
Rauchwarnmelder gehören wenigstens in den Fluchtwegen installiert
Rauchmelder sind seit heuer Pflicht. Wie schätzen Sie das als Feuerwehrkommandant ein? Wo sind die besten Stellen für Rauchmelder?
Der Mindestschutz wäre, Rauchwarnmelder in den Fluchtwegen zu installieren. Das heißt, man wird alarmiert, solange der Fluchtweg noch frei ist. Wir von der Feuerwehr empfehlen einen höheren Schutz: Rauchmelder sollten außerdem in Schlafräume, Wohnzimmer, wo es viele elektronische Geräte gibt, und Kinderzimmer. Ein Hinweis für alle Eltern: Bringen Sie ihnen ab einem gewissen Alter bei, dass sich die Familienmitglieder an einem Sammelplatz treffen, wenn es brennen sollte. Dann weiß man sofort, wenn jemand fehlt, und dass uns Feuerwehrleute gezielt informieren. Je früher wir eingreifen, desto geringer ist auch der Sachschaden. Ein Zimmer in der Vollbrandphase ist nicht mehr zu retten. Bei 800 bis 1200 Grad im Zimmer, da geht keiner von uns mehr rein. Es gibt solche Geschichten, die verbreitet werden. Aber sie sind Unsinn. Ich mag solche Heldenstorys nicht.
Immer weitere Stufen in der Feuerwehr-Hierarchie erklommen
Wie kamen Sie zur Feuerwehr?
Mit 17 Jahren ging ich einfach mal mit Kumpels mit. Dann bin ich bei der Feuerwehr hängen geblieben. Mein Vorgänger Egelbert Scherer war damals Jugendwart. Ich habe die normale Grundausbildung gemacht, nach ein paar Jahren die Gruppenführerausbildung, 2009 wurde ich zum Stellvertreter gewählt, dann kam die Ausbildung zum Zugführer und Führer von Verbänden.
Was bedeutet der Titel Stadtbrandinspektor?
Meine Funktion ist Kommandant der Feuerwehr. Da Kitzingen eine Große Kreisstadt ist, trägt der Leiter der Feuerwehr den Titel Stadtbrandinspektor, sein Stellvertreter Stadtbrandmeister. Vergleichen kann man dies mit dem Bürgermeister: Er ist ja in Kitzingen Oberbürgermeister.
Wie sind die Zuständigkeiten im Landkreis geregelt?
Der Landkreis Kitzingen ist aufgeteilt in fünf Inspektionsbereiche. Der Kreisbrandrat ist die vorgesetzte Kraft für den ganzen Landkreis. Für jeden Inspektionsbereich gibt es einen Kreisbrandinspektor und in jedem Inspektionsbereich gibt es die Unterteilung in verschiedene Kreisbrandmeisterbereiche. Die Kreisbrandmeister sind die Vorgesetzten der Kommandanten.
Gute Zusammenarbeit mit der Kitzinger Polizei und der Kriminalpolizei
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Polizei?
Mit der Inspektion Kitzingen haben wir eine ganz tolle Zusammenarbeit. Die Polizei sperrt ab, wenn es brennt. Die Kripo will in der Regel wissen, wer zuerst beim Innenangriff war. Der erste Trupp ist in der Regel der einzige, der den Brand im Originalzustand sieht, bevor er durch den Löschwassereinsatz gestört wird. Die Kripo möchte von der Feuerwehr den Brandverlauf erfahren und wissen, welche Maßnahmen von der Feuerwehr bereits ergriffen wurden, denn die Feuerwehr zerstört für die Ermittlung wichtige Spuren. In der Kanzler-Stürtzel-Straße beispielsweise gab es zwar noch Glutreste, aber zuerst hat die Polizei ihre Fotos gemacht. Wir mussten mit den restlichen Löscharbeiten warten. Aufgabe der Polizei ist ja, die Brandursache herauszufinden und damit auch die Bürger zu entlasten. Gegenüber der Versicherung kann der Bürger zum Beispiel sagen, es sei ein technischer Defekt gewesen, wenn die Kripo zu diesem Ergebnis gekommen ist. Dann ist er aus dem Schneider. Wenn dagegen ein großes Fragezeichen im Raum steht, tut sich die Versicherung schwer, Leistung zu bezahlen.
Wie arbeiten Sie mit Herrn Scherer zusammen?
Engelbert Scherer ist Angestellter und kümmert sich als Brandschutzfachkraft um die Vorbeugung von Bränden und um die Technik im Haus. Das sind viele Aufgaben, die ich als ehrenamtlicher Kommandant gar nicht machen könnte. Ich muss ja auch noch meinem Geldverdienst nachgehen. Alles was mit Übung und Einsatz zu tun hat, ist mein Ressort. So haben wir das aufgeteilt. Das läuft wunderbar. Wir arbeiten ja schon fast 30 Jahre zusammen.
Zur Person: Der waschechte Kitzinger Markus Ungerer ist 46 Jahre alt. Er war über 13 Jahre lang bei der US-Armee im Brandschutz tätig. Nach dem Abzug der Amerikaner begann Ungerer eine Ausbildung zum Fachjournalisten. Er schreibt für Fachzeitschriften zum Beispiel über die Feuerwehrausbildung und das Brandschutzmanagement und ist Autor von mehreren Fachbüchern. Mittlerweile hat er als Schriftsteller einer Feuerwehr-Krimiserie durchaus Erfolg.
Das Gespräch führte Sabine Paulus.