Ein besonderes Treffen für Nikoläuse
Autor: Peter Pfannes
Rüdenhausen, Freitag, 07. Dezember 2012
Nach getaner Arbeit trafen sich zehn Nikoläuse zu geselliger Runde im Rüdenhäuser Schlosskeller. Viele von ihnen sprachen von einem Ziel: Es besser machen als die Nikoläuse aus ihrer Kindheit.
Haben sich Nikoläuse eigentlich einen Feierabend verdient? "Natürlich!", sagt Friedrich im roten Kapuzenmantel und stößt mit einem Gleichgesinnten an. Am Donnerstagabend trafen sich einige gut gelaunte Exemplare der himmlischen Spezies im Schlosskeller in Rüdenhausen - unter ihnen der 75-jährige Friedrich Graf zu Solms-Laubach. Nach getaner Arbeit gönnten sich die weisen Männer (und Frauen) verdientermaßen ein paar Dämmerschoppen.
Wie schon in den vergangenen Jahren folgten auch diesmal zehn aktive Nikoläuse - oder solche, die es einmal werden wollen - der Einladung von Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen. "Ein paar Leute mit Bärten und Nikolausmützen dürften es schon mehr sein", meinte dieser mit einem Lächeln im Gesicht. "Wenn ich als Kind am Nikolausabend aus dem Schlossfenster geschaut habe, dann sind mehrere Nikoläuse vorbeigelaufen", erinnert er sich an seine Kindheit.
Die Figur des Nikolaus hat Karl schon immer fasziniert. Dabei sind nicht alle Erinnerungen positiver Natur. "Manchmal habe ich als Kind Todesängste ausgestanden", blickt er zurück. "Wir haben unten am Schlosstor schon das Klirren der Ketten gehört", erzählt der heute 55-Jährige von schaurigen Gefühlen. Geblieben sind keine schönen Erinnerungen, auch wenn der Besuch des heiligen Mannes bei "Klein"-Karl immer mit leckeren Sachen endete. "Geschenke gab es nicht, vielmehr Schokolade und Mandarinen." Von Knecht Ruprecht in den Sack gesteckt wurde er nicht. "Das blieb mir Gott sei Dank erspart. Aber ein Bub wurde in unserem Ort damals sogar im Sack mitgenommen", schildert Karl.
Eine lustige Runde
Mittlerweile ist es im Schlosskeller richtig warm geworden. Nikolaus Jürgen Bermanseder hat das Feuer im Herd zum Lodern gebracht. Jürgens Outfit mit Elchgeweih und roter Nase bringt die Nikolausrunde zum Schmunzeln. "Verkleidet sind die Leute einfach lockerer und lustig drauf", sagt Karl.
Hinter seiner roten Kapuze zeigt auch der bärtige Friedrich sein wahres Gesicht. Er ist ein sehr freundlicher Geselle. "Ich will anders sein als die Nikoläuse früher. Bei uns waren sie sehr streng", erinnert er sich an die Vorweihnachtszeiten während des Zweiten Weltkriegs. Weil er ein Lausbub war, landete er einmal in Ruprechts Sack. "Das war echt sehr unangenehm." Lange Zeit ging er allen Nikoläusen aus dem Weg. Als Erwachsener im Nikolausgewand will Friedrich viel ändern: "Die Kinder sollen nicht mehr erschreckt werden."
Auch zwei "Engel" sind zum Nikolaustreffen gekommen. Anneliese und Margarethe Schwarzmann waren schon im Vorfeld sehr aktiv und brachten "im Auftrag des Christkinds" jede Menge kleine Säckchen mit Süßigkeiten und Plüsch-Nikoläusen mit zum Dämmerschoppen.
Während die beiden Engel die Bescherung vorbereiten, sitzen Cecily und Anton auf der steilen Kellertreppe. "Wir warten noch auf einen Knecht Ruprecht", sagt die 20-Jährige und lacht dabei. "Wir saßen früher in Reih und Glied auf Stühlen und warteten auf den Nikolaus", erinnert sie sich an die Familientreffen in ihrer Kindheit. Schnell hatten die Kinder herausgefunden, wer unter dem roten Mantel steckte. "Es war jedes Jahr unser Onkel, aber er hat es immer geleugnet." Schuhe und Stimme hatten die Identität verraten. Sollte Cecily einmal selbst Kinder haben, dann gibt es nur ein Ziel: "Die schöne Tradition werde ich fortführen." Der
20-jährige Anton erinnert sich an die Unpünktlichkeit von Nikolaus und Knecht Ruprecht: "Der kam manchmal zu spät und wir waren schon im Bett." Zuvor hatte er sich "hinterm Sofa versteckt, weil ich Angst hatte." Hinsichtlich des Dämmerschoppens setzt Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen auf sein Durchhaltevermögen. "Die Plattform für Nikoläuse soll auch nächstes Jahr am 6. Dezember wieder geöffnet werden. Da müssen wir die Werbetrommel rühren." Vielleicht kommen dann ja noch mehr Weihnachtsmänner in den Schlosskeller und füllen die Stiefel mit Äpfel, Nüssen und Lebkuchen. Engelflügel, Elchgeweihe und Nikolaus Friedrich werden dann sicher wieder mit von der Partie sein, um den wohl verdienten Feierabend für Nikoläuse ausgelassen zu genießen.