Druckartikel: Ehemalige Synagoge Wiesenbronn fertig restauriert

Ehemalige Synagoge Wiesenbronn fertig restauriert


Autor: Daniela Röllinger

Wiesenbronn, Donnerstag, 12. Sept. 2013

Dank der Initiative von Michaela und Reinhard Hüßner konnte die ehemalige Synagoge in Wiesenbronn restauriert werden. Am Donnerstag wurde der Abschluss der Arbeiten mit einem Empfang gefeiert.
Endlich haben sie es geschafft: Hinter Michaela und Reinhard Hüßner liegen tausende Stunden harter Arbeit. Foto: Daniela Röllinger


Der Blick der Gäste wanderte beim Betreten des großen Raumes staunend nach oben: Unzählige goldfarbene Sterne schmücken die Decke des Betsaales der ehemaligen Synagoge in Wiesenbronn. Der Blick von Rabbiner Jakov Ebert von der Jüdischen Gemeinde Würzburg dagegen ging in eine kleine Ecke des großen Raumes, direkt über der Eingangstür. Dort fand er die Bestätigung: Das Gebäude ist bei Reinhard und Michaela Hüßner in den richtigen Händen. Sie hatten am Donnerstag anlässlich des Abschlusses der Restaurierungsarbeiten zu einem Empfang eingeladen.

Besagte Ecke ist etwa 50 auf 50 Zentimeter groß. Die Farben dort leuchten lange nicht so stark wie der Rest der Wände und die Decke des Raumes. Der Bereich wurde als Erinnerung in dem Zustand belassen, in dem er vor der Renovierung war.

"In jedem jüdischen Haus soll über der Eingangstür ein nicht gestrichenes Eck sein", erklärte der Rabbiner. Er war sichtlich erfreut darüber, dass die Familie Hüßner das beachtet hat.

Vertreter aus dem politischen und dem kirchlichen Leben, von Behörden und Geldgebern, aber auch Handwerker, Helfer und Freunde nahmen an dem Empfang und der Segnung durch Dekan Günther Klöß-Schuster teil. Die Veranstaltung setzte einen Schlusspunkt hinter Jahre harter Arbeit. Das Ehepaar Hüßner hatte die ehemalige Synagoge in Wiesenbronn 2004 gekauft und beschlossen, sie zu einem Wohnhaus umzubauen. Auf ihre Initiative hin wurde geprüft, ob das 1792/93 entstandene Gebäude Eigenschaften eines Denkmals besitzt. Das wurde vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege bestätigt, die ehemalige Synagogewurde in die Liste aufgenommen.

Manchmal würden Eigentümer von Denkmälern "Einschränkungen und lauter unangenehme Dinge" fürchten, sagte Generalkonservator Prof. Dr. Egon Johannes Greipl, der die Festrede hielt. Beim Ehepaar Hüßner sei das ganz anders, sie hätten sich über Jahre mit viel Engagement eingesetzt. Heute habe die ehemalige Synagoge weitgehend ihr ursprüngliches Erscheinungsbild. "Dass das Ergebnis so gut geworden ist, verdanken wir ihrem Mut und ihrem Forscherdrang."

Wie viel Arbeit von der Familie und den beteiligten Handwerksbetrieben geleistet wurde, machten zahlreiche Fotos deutlich. "Wenn man die Bilder von vorher und jetzt sieht, kann man nur dankbar sein", sagte MdL Otto Hünnerkopf. Die Initiative zeige, wie sehr auch Privatleute dazu beitragen können, den ländlichen Raum zu stärken. "Das ist ein Leuchtturm für die ganze Region."

Bei der Umsetzung ihrer Pläne konnten Michaela und Reinhard Hüßner auf finanzielle Unterstützung verschiedener Institutionen bauen. So steuerte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 65.000 Euro bei. Zuschüsse kamen auch von der staatlichen Denkmalpflege, dem Bezirk Unterfanken, dem Landkreis, der Gemeinde und der Bayerischen Landesstiftung. Deren Vertreter waren freilich auch zum Empfang geladen und gratulierten zur gelungenen Restaurierung. Die verschiedensten Förderungen seien ein Zeichen für die Bedeutung des Projekts, sagte denn auch stellvertretender Landrat Robert Finster, der das Projekt als "Sternstunde" bezeichnete.

Sehr berührend fand es Rabbiner Jakov Ebert, in der ehemaligen Synagoge zu sein, in der einst Rabbiner Seligmann Bär Bamberger, der unter dem Namen Würzburger Rav bundesweit bekannt wurde, gebetet habe. Niemand habe sich nach dem Holocaust vorgestellt, dass in Deutschland mit über 80 jüdischen Gemeinden wieder jüdisches Leben stattfinde. Keiner habe gedacht, dass man sich nun hier wenige Tage nach dem jüdischen Neujahrsfest ein gutes neues Jahr wünschen könne.

"Mit großer Freude" war auch Albrecht Fürst zu Castell-Castell am Donnerstag nach Wiesenbronn gekommen. Er sei "beeindruckt und bewegt", sagte der Fürst, dem die Versöhnung ein zentrales Anliegen ist und der die Familie Hüßner von Beginn an bei ihrem Projekt begleitet hat. Das Gebäude sei zugleich Denkmal, Mahnmal zum Gedenken und Erinnerungsplatz an ehrenwerte Bürger dieses Dorfes.

Synagogen in Bayern

124 ehemalige Synagogen sind in Bayern in der Denkmalliste als Baudenkmäler erfasst. 104 davon stehen in Franken und davon die meisten - 58 - in Unterfranken. Fünf der unterfränkischen Synagogen stehen ungenutzt leer, vier von ihnen sind in ihrem Bestand gefährdet.