Ehemalige Kasernen sind aus dem Rennen
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Freitag, 24. Januar 2014
Mit knapper Mehrheit hat der Kitzinger Stadtrat beschlossen, die Realisierung einer Veranstaltungshalle in den Gebieten Innopark und ConneKT nicht weiter zu verfolgen.
Variante und Standort für eine Halle in Kitzingen stehen noch immer nicht fest. Aber klar ist nach der Stadtratssitzung am Donnerstag zumindest eins: Die Realisierung einer Veranstaltungshalle auf dem Gelände der ehemaligen Kasernen wird von der Stadt nicht weiter verfolgt und nicht finanziell unterstützt. Im zweiten Quartal dieses Jahres soll der Oberbürgermeister nun einen Vorschlag vorlegen, wie es mit einer Mehrzweckhalle/Sporthalle für Kitzingen weiter geht.
Die Entscheidung gegen die Nutzung einer Halle auf dem Gelände der ehemaligen Kasernen fiel mit 14:13 Stimmen denkbar knapp aus. Kämmerer Bernhard Weber hatte sich gleich zu Beginn der Debatte deutlich gegen diese Lösung ausgesprochen. Ein Public-Privat-Partnership scheide für ihn aus. Die Stadt hätte sich dabei über Jahre finanziell beteiligen und somit insgesamt mindestens drei Millionen Euro zahlen müssen.
Schulen brauchen dringend eine Sporthalle
Wie schon im Finanzausschuss war man sich auch im Stadtrat einig, dass dringend eine Sporthalle als Ersatz für die gesperrte Deuster-Sporthalle gebraucht wird. Mehrfach wurde betont, dass der richtige Platz in der Nähe der Schule ist. Derzeit werden die Schüler von Paul-Eber- und St. Hedwig-Schule zum Sportunterricht in den Innopark gefahren. Eine untragbare Situation, es bleibt zu viel Zeit auf der Strecke. Doch ob die Deuster-Halle saniert wird, ob eine Einfeld- oder Zweifeld-Sporthalle auf dem Schulgelände gebaut wird oder eine Sport- oder Mehrzweckhalle auf dem Deustergelände entsteht, ist auch nach der Sitzung am Donnerstag noch nicht klar. Die Kosten liegen je nach Lösung zwischen 1,3 und 5,5 Millionen Euro, wenn man den Zuschuss für den Schulsport abzieht. Insgesamt liegen die Investitionskosten zwischen 1,8 und 6,9 Millionen Euro.
Stadtentwicklungsreferent Thomas Rank erklärte auch im Namen der CSU, dass eine Mehrzweckhalle auf dem Deustergelände zwar gut wäre, weil sie den Startschuss für die Belebung des Areals bedeuten würde. Trotzdem wollte er am Donnerstag noch keine endgültige Entscheidung für diesen Standort. Es sollten noch andere Plätze untersucht werden, forderte er - dazu könne man auf Untersuchungen zurückgreifen, die in den vergangenen Jahren zu diesem Thema gemacht wurden.
Marstaller: Möglichkeit für eine Mehrzweckhalle nutzen
"Wir brauchen dringend eine Zweifeld-Halle für die Schule", sagte Dr. Brigitte Endres-Paul, aber nach Ansicht der SPD-Fraktionsvorsitzenden ist auch eine Veranstaltungshalle in naher Zukunft nötig. Von einer Mehrzweckhalle auf dem Deustergelände hält die Mehrheit der SPD nichts. Zu erwartende Probleme mit den Nachbarn wegen des Lärms, die unter dem Gelände liegenden Keller, die schwierige Kombination von Schulsport und Veranstaltungen sowie der fehlende Betreiber waren die Probleme, die sie ansprach. Sie forderte den Abbruch der Deuster-Halle, um mehr Freigelände für die Schüler zu bekommen, und den Bau einer Zweifeld-Sporthalle auf dem Deustergelände. Zudem solle die Stadt wegen einer Veranstaltungshalle in naher Zukunft mit den Investoren der ehemaligen Kasernengelände verhandeln.
In erster Linie wird eine Zweifeld-Sporthalle in der Nähe des Schulgeländes gebraucht, findet die UsW. Wenn auf dem Deustergelände die Möglichkeit bestehe, eine Mehrzweckhalle zu errichten, dann solle die Stadt diese nutzen, erklärte Manfred Marstaller. Dann habe die Stadt eine Halle in ihrem Eigentum.
Jutta Wallrapp (FW) sah dagegen zu viele Probleme für eine solche Halle auf dem Deustergelände. Sie bezeichnete die vorgelegten Kosten zudem als "geschönt". Die bestehende Sporthalle im Deusterpark solle saniert werden, forderte sie. Wegen einer Veranstaltungshalle, die die Stadt brauche, solle nochmals das Gespräch mit dem Innopark-Besitzer gesucht werden.
Klaus Christof (KIK) vermisste "etwas Zielführendes". Den Beschlussvorlagen zuzustimmen, verhindere eine konstruktive Entwicklung. Vielmehr soll eine Wirtschaftlichkeitsstudie in Auftrag gegeben werden. Er forderte Informationen zu verschieden Varianten und Standorten, ein Raumprogramm, eine Befragung der Nachbarn und eine Bürgerbeteiligung.
Die Realität nicht verkennen
Karl-Heinz Schmidt (UKB) forderte die Stadträte auf, sich von der Vorstellung zu verabschieden, dass die Stadt sich den Luxus einer Zweifeldhalle und einer Veranstaltungshalle leisten könne. "Alles andere als eine Mehrzweckhalle sind Träumereien. Das geht an den finanziellen Verhältnissen der Stadt vorbei." Die Mehrzweckhalle sei die wirtschaftlichste und vernünftigste Lösung - und dass das Miteinander von Sport und Veranstaltungen funktioniere, machten andere Kommunen vor.
Auf die hohen Kosten, die für jede Veranstaltung in einer Mehrzweckhalle auf die Stadt zukommen, machte Jens Pauluhn (ödp) aufmerksam. Wichtig war ihm, dass auch beim Bau einer Mehrzweckhalle bei den anderen Veranstaltungsorten in Kitzingen keine Abstriche gemacht werden dürften. Sickergrundhalle, Synagoge und andere Räume müssten weiterhin betrieben werden. Sollte die Mehrheit nicht für eine Mehrzweckhalle stimmen, werde er den Antrag auf den Bau einer Zweifeld-Sporthalle stellen. Dann wäre das Schulsport-Problem gelöst und man könnte in Ruhe mit den beiden Anbietern in Innopark und ConneKT über eine Stadthalle reden.
"Das höre ich alles schon seit 36 Jahren, und wenn wir uns heute nicht für eine Halle entscheiden, hören wir es noch zehn Jahre", machte Franz Böhm (Pro KT) darauf aufmerksam, wie lange nun schon in Kitzingen über dieses Thema debattiert wird. Die Zweifeld-Halle sei Pflicht, die Mehrzweckhalle Kür, sagte er. Man solle jetzt die Chance nutzen, die Mehrzweckhalle zu errichten. "Wer denkt, dass wir uns eine Veranstaltungshalle leisten können, der hat die Realität verkannt."
Nach dem Beschluss am Donnerstag ist nun wieder die Verwaltung am Zug. Im zweiten Quartal soll der Oberbürgermeister einen Vorschlag vorlegen, wie weiter vorgegangen wird. Dann ist der Stadtrat mit einer Entscheidung über eine Halle in Kitzingen dran - mal wieder.
Varianten und Kosten
Nachdem die Anmietung einer Veranstaltungshalle in einer der beiden ehemaligen Kasernen vom Tisch ist, bleiben verschiedene andere Varianten übrig. Die Verwaltung legte bislang folgende Kostenschätzungen vor: Sanierung Sporthalle Deusterpark auf dem Schulgelände ohne Außenanlagen: 1,86 Millionen Euro. Neubau Zweifeld-Sporthalle auf dem Schulgelände ohne Außenanlagen: 3,745 Millionen Euro.
Neubau Einfeld-Sporthalle auf dem Schulgelände ohne Außenanlagen: 2,29 Millionen Euro. Mehrzweckhalle mit Zweifeld-Sporthalle am Deustergelände ohne Umfeld: 4,795 Millionen Euro. Mehrzweckhalle mit Zweifachsporthalle auf dem Deustergelände mit Umfeld (Parkplätze, Lärmbarriere, Sportflächen, Wege): 6,935 Millionen Euro. Davon abzuziehen ist jeweils ein Zuschuss für den Schulsport, der zwischen 537750 Euro und 1,43 Millionen Euro liegt. Allerdings ist der Standort Deustergelände noch nicht endgültig beschlossen, Alternativen sind noch denkbar.