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Dunkle Wolken überm Kindergarten Sonnenschein


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Freitag, 30. November 2012

Die fünfjährige Celina und der vierjährige Jamal finden ihren Kindergarten "Sonnenschein" toll. Doch die AWO-Einrichtung in der Siedlung ist defizitär. Da die Stadt nicht als Zahler einspringt, ist die Zukunft völlig offen.
Celina und  Jamal finden ihren Kindergarten "Sonnenschein" toll. Doch die AWO-Einrichtung hat ernste Zukunftssorgen.


Lockenkopf Jamal ist ein Sonnenschein - und besucht den gleichnamigen Kindergarten der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Siedlung. Der Vierjährige spielte gestern, wie jeden Tag, unbeschwert mit seinen Freunden. Er ahnte nichts von den Sorgen der Erwachsenen. Nachdem der Kitzinger Stadtrat es am Donnerstagabend mit großer Mehrheit abgelehnt hatte, 90 Prozent des Kindergartendefizits zu übernehmen, ist unklar, was aus der Einrichtung wird. Der Träger, die AWO, hat den Kooperationsvertrag mit der Stadt, der die Räumlichkeiten gehören, bereits vorsorglich gekündigt.

Es gehe nicht um die AWO, sondern um einen Grundsatz - das betonte Hauptamtsleiter Ralph Hartner gleich zu Beginn der Diskussion im Stadtrat. Mittlerweile gebe es in Kitzingen ein Überangebot an Kindergartenplätzen. Die AWO wünsche sich nun eine Defizitvereinbarung mit der Stadt.

Hauptamt und Stadtverwaltung seien jedoch der Meinung, dass man diesen Wunsch ablehnen müsse. Auch, weil er sonst wohl nicht der einzige bleiben werde.

"Es wäre nicht verantwortlich, mit einem von mehreren Trägern eine solche Vereinbarung zu schließen", fand Andreas Moser (CSU) und auch Karl-Heinz Schmidt (UsW) kündigte an, in diesem Fall mit der Verwaltung zu stimmen. "Alles andere wäre ungerecht gegenüber den anderen", meinten auch Jutta Wallrapp (FW-FBW) und Thomas Steinruck (KIK).

Nur die SPD sah das anders. Astrid Glos verwies auf den bereits von der Stadt genehmigten Anbau einer Krippe für Kinder unter zweieinhalb Jahren. Gäbe es diese Krippe erst einmal, würde auch die Zahl der Kindergartenkinder mit steigen und die Öffnungszeiten könnten dann wieder verbessert werden; der "Teufelskreis" der schlechten Auslastung könnte quasi durchbrochen werden. "Außerdem brauchen wir, zum Beispiel für Andersgläubige, auch eine Alternative zu den kirchlich getragenen Kindergärten."

(Keine) Glaubensfrage

Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) schüttelte den Kopf: "Auch in den kirchlichen Kindergärten sind heute Kinder verschiedener Glaubensrichtungen."
Andrea Schmidt (ödp) stellte fest, dass der demografische Wandel voll zuschlage. Sie hofft, dass sich bei einem Treffen aller Kindergartenträger, das Ralph Hartner für den 5. Dezember ankündigte, eine Lösung für das AWO-Haus abzeichnen könne.

Mit 5:21 Stimmen lehnte der Stadtrat den Wunsch des AWO-Bezirksverbandes Unterfranken e.V. auf eine Defizitvereinbarung ab. Die AWO selbst hatte zuvor in einem Schreiben an die Stadt betont, dass sie weiterhin am Betrieb der Einrichtung interessiert sei, die Kooperation allerdings nur in Verbindung mit einer Vereinbarung aufrecht erhalten werde, durch die "mindestens 90 Prozent des Defizits" aufgefangen würde.

Das "Sonnenschein"-Kindergarten-Team selbst konnte gestern nur ratlos mit den Schultern zucken. Was die Zukunft bringt, ist offen. Simone Bardon, stellvertretende Leiterin, stellte klar, dass der Kindergarten mit derzeit 15 Kinder zwar nicht voll ausgelastet sei, dass viele der Kinder aber einen erhöhten Förderbedarf haben - mit entsprechend höherem Betreuungsschlüssel. Bardon weiß, dass der Bedarf an Krippenplätzen hoch ist - "wir hatten schon viele Anfragen für Kinder unter zweieinhalb " - und glaubt, dass mit einer Krippe ein Aufschwung einher ginge. Doch ob die genehmigte Kleinkindbetreuung überhaupt realisiert wird? "Die Sache ist ein Politikum", sagt Bardon.

Jamal macht unterdessen seelenruhig Schreibübungen mit Celina. Seinen Namen kann der Kleine schon richtig buchstabieren - und ohne zu überlegen malt er in leuchtendem Gelb eine Sonne dahinter.