Drei Altersberaterinnen für Dettelbach und Umgebung
Autor: Carmen Schmitt
Dettelbach, Donnerstag, 28. März 2013
Drei Frauen aus Dettelbach wollen Menschen bei Fragen zum Älterwerden helfen. Die Arbeit wird ihnen nicht ausgehen.
Was ist eigentlich eine Patientenverfügung und wie funktioniert das genau? Betreuung, Vollmacht, Pflegestufe? Von wem bekomme ich finanzielle Unterstützung?
Fragen, die sich einem nicht erst stellen, wenn man selbst alt ist. Auch Angehörige von älteren Menschen suchen darauf Antworten - jeden Tag. Doch wo suchen? Viele fühlen sich schlicht überfordert. Iris Wienhold, Ursula Urban und Doris Reichert wollen nun dabei helfen, Antworten zu finden. Sie sind Beraterinnen für Altersfragen.
Bei der Diakonie Kitzingen haben sie sich im vergangenen Jahr von April bis November fortgebildet. Die Schulung haben sie an sieben Abenden und zwei Wochenenden zusammen mit acht weiteren Teilnehmern aus dem Umkreis gemacht.
Die drei Frauen haben sich jetzt zusammengeschlossen und wollen als Altersberaterinnen älteren Menschen und deren Angehörigen aus Dettelbach und den Ortsteilen helfen. Ehrenamtlich und kostenlos.
Gemeinsam angehen
"Das Engagement der Damen hat mich beeindruckt. Bei dem Projekt decken sich die Interessen von Kirche, Gemeinde und Diakonie. Deshalb ist die Vernetzung der Gruppen so wichtig", erklärt Christine Konrad, Bürgermeisterin der Stadt Dettelbach. Auch Pfarrer Ulrich Vogel freut sich über die Kooperation: "Es ist klasse, dass wir diese, für die Gesellschaft so wichtige Aufgabe, gemeinsam in die Hand nehmen." Die Teamarbeit ist eine echte Besonderheit. "Auch in anderen Regionen gibt es Beraterinnen, aber dieser Zusammenschluss ist einzigartig", ist sich Petra Hösch von der Diakonie Kitzingen sicher.
Die ausgebildeten Frauen wollen sich gegenseitig unterstützen und austauschen. Dabei arbeitet jede eigenständig für sich.
Informieren und aufklären
Mit einem Pflegedienst hat das Projekt nichts zu tun. Es geht um die Beratung der Menschen. "Wir wollen auf keinen Fall eine Konkurrenz aufbauen", sagt Iris Wienhold. Sie hat den Kurs gemacht, weil sie etwas Soziales tun will und gerne hilft. Auch privat hat sie mit dem Thema Pflege im Alter zu tun. "Unser Ziel ist es, den Leuten Informationen zu geben und sie über Möglichkeiten aufzuklären."
Viele Optionen und Fördermittel blieben ungenutzt, "weil die Angehörigen und Älteren einfach nicht darüber Bescheid wissen", sagt Doris Reichert. Die 53-Jährige kennt die Probleme. Sie arbeitet als Pflegekraft in einer ambulanten Sozialstation. Mit älteren Leuten ist sie gern zusammen und hört ihnen zu. "Da kommen einige Fragen zwischendurch. Vieles habe ich gewusst, alles aber nicht." Um Antworten zu finden, machte sie bei der Schulung der Diakonie Kitzingen mit.
Für das Fortbildungsangebot wurden elf Teilnehmer von insgesamt 45 Bewerbern ausgewählt. "Dabei kam es uns darauf an, wie groß das persönliche Engagement und das Interesse an Fragen zum Alter ist. Auch die soziale Kompetenz hat eine entscheidende Rolle gespielt", sagt Petra Hösch. Der Kurs fand im vergangenen Jahr zum ersten Mal in Kitzingen statt.
Wandel macht sich bemerkbar
Auch die Diakonie spürt den gegenwärtigen Wandel der Altersstruktur. Immer mehr Fragen zur Pflege und zum Alter laufen dort ein.
Bereits heute sind etwa 20 Prozent aller Unterfranken älter als 65 Jahre und der Anteil der älteren Menschen wird weiter steigen. Parallel dazu sieht die Arbeitsgruppe eine andere problematische Entwicklung: "Nach der Ausbildung müssen immer mehr Jugendliche wegziehen, weil die Arbeitsangebote in Deutschland ungleich verteilt sind", sagt die Bürgermeisterin. Sie prophezeit vorerst keinen Bevölkerungsverlust, sondern ein Älterwerden. Die typischen Großfamilien gäbe es nun einmal nicht mehr, meint die Beraterin Iris Wienhold. "Für diese Situation müssen wir uns rüsten", sagt Bürgermeisterin Christine Konrad. Die Ausbildung der Berater sei ein erster wichtiger Schritt. Ab Mitte Mai werden die Bürger mit Flyern über das Angebot der Altersberaterinnen informiert.
Nicht nur Kleinigkeiten
Für Ursula Urban ist die Aufgabe ein Geben und Nehmen. Sie hat viel Erfahrung bei der Hospizarbeit gesammelt und pflegt auch selbst Angehörige. "Es ist schön, wenn man etwas zurück bekommt", sagt die 63-jährige Dettelbacherin. "Oft sind es nur Kleinigkeiten wie ein Lächeln." Kleinigkeiten, für die Ursula Urban und ihre Mitstreiter gern Zeit investieren.