Direktor des Amtsgerichts bald im Ruhestand
Autor: Sabine Paulus
Kitzingen, Dienstag, 07. Mai 2013
Paul Spengler, der Direktor des Amtsgerichts Kitzingen, geht bald in Pension. Einige juristische Fälle bleiben ihm aus seiner Laufbahn in Erinnerung.
Paul Spengler hat am 17. Mai seinen letzten Arbeitstag als Direktor des Amtsgerichts Kitzingen. Ende Mai geht er in Pension. Spengler war in unterfränkischen Amts- und Landgerichten tätig, auch ein paar Jahre bei der Staatsanwaltschaft und hat eine astreine Juristen-Karriere absolviert.
Nun freut er sich auf ruhigere Zeiten inmitten seiner Bücher und seines Gartens.
Denn die letzten Jahre seien - krankheitsbedingt - doch recht anstrengend gewesen, gibt das Würzburger Urgewächs Paul Spengler zu.
Nach dem Abitur 1967 studierte er von 1969 bis 1973 Jura in Würzburg. Auch seine Referendarzeit absolvierte er in Würzburg. Am 1. Januar 1977 fing er bei der Justiz als Assessor am Landgericht Würzburg an.
Nach Kitzingen führte ihn sein beruflicher Werdegang zwei Mal.
Vom 1. Oktober 1977 bis zum 30.
Lebhaft in Erinnerung hat Spengler Erlebnisse während seiner Arbeitszeit bei der Staatsanwaltschaft Würzburg, allgemeines Referat. Dabei ging es zum Beispiel um Diebstahl, Raub oder Körperverletzung. Während dieser Zeit, von Juli 1978 bis Juli 1983, hatte Staatsanwalt Spengler Akten zu studieren, die er von der Polizei bekam und zu entscheiden, ob die Polizei in einem Verfahren weiter ermitteln muss, ob das Verfahren eingestellt oder Anklage erhoben wird. "Ich hatte einen relativ großen Entscheidungsspielraum und war nur meinem Vorgesetzten, dem Abteilungsleiter, weisungsgebunden", erklärt Spengler.
Im Team mit der Kriminalpolizei draußen am Tatort ist er dabei selten aufgetreten. "Ein echter Staatsanwalt arbeitet nicht so, wie die im Fernsehen, er hat gar nicht die Zeit dazu, mit der Kripo rauszugehen", sagt Spengler.
Er musste Akten bearbeiten und an Gerichtsverhandlungen teilnehmen, oft auch vertretungsweise. Seinen Schreibtisch hat er nur im Jourdienst, also im Bereitschaftsdienst am Wochenende, verlassen, wenn ein tödlicher Unfall geschehen war, oder bei Durchsuchungen. Wenn ein Staatsanwalt Durchsuchungen beiwohnt, kann er den Polizisten Anweisungen geben, sich aber nicht als deren Vorgesetzter aufführen.
An einen lustigen Fall erinnert sich Spengler noch, so um 1980. Er sollte herausfinden, ob es sich bei dem Baggersee bei Dettelbach um befriedetes Besitztum handelt.
Denn dann hätten die Nacktbadenden, über die sich Arbeiter einer dort tätigen Firma beklagt hatten, Hausfriedensbruch begangen. Es ging darum festzustellen, ob eine Anzeige Erfolg hätte.
"Ich sollte mir also selbst ein Bild machen, ob das Gelände befriedet ist, und stand in aller Herrgottsfrüh am Seeufer. Natürlich war um die Zeit noch niemand der Badegäste da", erzählt er. Die Polizei habe ein Video erstellt, das aber nicht viel getaugt habe. Ergebnis dieser Inaugenscheinnahme sei gewesen, dass das Ufer relativ frei zugänglich ist. Damit entgingen die FKK-ler einer Anzeige.
Seine schönste Zeit als Jurist hatte Paul Spengler nach eigenen Worten nach dieser beruflichen Phase. Er bewarb sich um eine frei werdende Stelle am Landgericht oder Amtsgericht Würzburg und kam ans Landgericht. Innerhalb des Landgerichts wechselte er von einer Kammer zur anderen. "In Bayern werden diese Wechsel erwartet, was ich im Prinzip für richtig halte", sagt er.
Aus familiären Gründen - Spengler war noch einmal Vater geworden - bewarb er sich um eine Stelle am Amtsgericht Würzburg. Er konnte dort seine Zeit besser einteilen und auch mal für sein Kind da sein. "Diesen Schritt habe ich nie bereut, ich war dort mein eigener Herr", gibt er Einblick in seine damalige juristische Tätigkeit.
Aussicht auf die JVA
Mit sehr viel Freude habe er Zivilsachen gemacht und habe mit drei anderen Zivilrichtern ein gutes Team gebildet. Am besten sei die Aussicht gewesen: "Direkt auf die JVA!", sagt er schmunzelnd.
Bis 2001 war er Jugendrichter und Vorsitzender des Jugendschöffengerichts - seine "schönste Zeit bei der Justiz". Spenglers Erklärung: "Bei Jugendlichen hat man das Gefühl, dass man da noch was bewegen kann, bei erwachsenen Straftätern ist das nicht so."
Spengler wurde Wauri
Nachdem Spengler nach einer Möglichkeit für eine Beförderungsstelle Ausschau gehalten hatte, kam er am 1. April 2001 ans Amtsgericht Aschaffenburg als weiterer aufsichtsführender Richter. "Wauri" nennen die Juristen diese Position in ihrer Fachsprache. Der Wauri unterstützt den Direktor in Verwaltungssachen und ist so eine Art Abteilungsleiter.
Bis Ende August 2004 war Spengler in Aschaffenburg Ermittlungsrichter, später Nachlass- und Grundbuchrichter sowie Insolvenzrichter.
Aschaffenburg sei wie ein Sprungbrett nach Kitzingen für ihn gewesen, sagt er.
Denn der Wauri hat damals die selbe Besoldungsstufe gehabt wie der Direktor. Weil der Wechsel nach Kitzingen keine Beförderung, sondern eine Versetzung war, gelang Spengler dieser Sprung relativ leicht. Am 1. September 2004 nahm der Jurist seinen Dienst als Zivilrichter und als Direktor des Amtsgerichtes Kitzingen auf und löste Walter Söder ab.
Seinen Ruhestand will er erst einmal genießen. Natürlich werde er interessante Gerichtsfälle verfolgen und es ist ihm nicht gleichgültig, wie sich das Kitzinger Amtsgericht entwickelt. "Doch Abstand zu gewinnen ist mir auch wichtig", betont Paul Spengler.