Die Woche: Kitzinger Amor in der Toskana
Autor: Frank Weichhan
Kitzingen, Freitag, 12. Juli 2019
In unserem Wochenrückblick ist wieder Musik drin: Drei Lieder treffen auf Gauner, fehlende Liebesbeweise und ein verschwundenes Opa-Schiff.
Das Böse ist immer und überall – diesen schönen Satz hat uns Mitte der 80er Jahren die Erste Allgemeine Verunsicherung mit ihrem Lied "Banküberfall" hinterlassen. Auch über 35 Jahre später gilt das noch. Die Jahre gehen, die Bösewichte bleiben. Dieser Tage musste die Stadt Kitzingen erst wieder vor Ganoven warnen: Scheinbar versuchen falsche Anzeigenverkäufer die Einzelhändler in Kitzingen aufs Glatteis zu führen. Dazu der Tipp aus dem Rathaus: Wenn jemand im Auftrag der Stadt unterwegs ist, hat er ein offizielles Empfehlungsschreiben dabei.
In diesem Zusammenhang können wir gleich noch den Hinweis loswerden, dass gerade diskutiert wird, ob Betrüger noch Betrüger genannt werden dürfen. Oder ob sie Fachkraft für spontane Eigentumsübertragung heißen sollen – aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.
Dringend benötigt werden auch Fachkräfte für spontane Liebesbeweise. Das würde vielleicht eine Partnerschaft retten. Seit einiger Zeit kriselt es in der Beziehung zwischen Kitzingen und Montevarchi. Alt-OB Bernd Moser war vor einigen Monaten – bewaffnet mit Amor-Pfeilen – in die Stadt in der Toskana gereist. Ein letztes Aufbäumen. Um zu retten, was scheinbar nicht zu retten ist. Irgendwie passt das alles gerade ins Europa-Bild. Bis es vielleicht wieder anders wird, müssen wir an jenen Liedtext glauben, wonach gute Freunde niemand trennen kann. Diese Weisheit besang übrigens nicht die Erste Allgemeine Verunsicherung, sondern Franz Beckenbauer. Der Kaiser höchstselbst, es muss also stimmen.
Musik lag auch oft in der Luft, wenn man mit der Neptun auf dem Main zwischen Kitzingen und Marktbreit unterwegs war. Dann schepperten und krächzten die Bordlautsprecher, die ähnlich alt waren wie der Kahn. Der 1925 vom Stapel gelaufene Schiffs-Opa drehte seit 2013 seine Runden auf dem Main, bis vergangenen Herbst Schluss war. Der Abschied verlief leise, fast unbemerkt. Bis womöglich die Ochsenfurter Nixe im kommenden Jahr die Lücke auf dem Main füllt, stimmen wir ein drittes und letztes Lied für heute an und halten es mit Herbert Grönemeyer, der vor ein paar Jahren mit "Ich will mehr Schiffsverkehr" einen Hit landete. Wir müssen nur fest daran glauben, dass wir ihn bald wieder mit einem fröhlichen "Ahoi!" begrüßen können, den neuen Maindampfschifffahrtsgesellschaftskapitän.