Die Ortsumgehung kann Realität werden
Autor: Sabine Paulus
Reupelsdorf, Montag, 11. März 2013
Wiesentheids Bürgermeister Werner Knaier wünscht sich für den Ortsteil Reupelsdorf eine Umgehungsstraße. Der Bedarf wird bald von Gutachtern geprüft.
Vormittags um zehn Uhr hat der dichteste Verkehr auf der Bundesstraße 22 Reupelsdorf passiert. Dann ist es ruhiger. Bürgermeister Werner Knaier (CSU) weiß jedoch, dass sich rund 4500 Fahrzeuge täglich durch die Ortsmitte zwängen. An der 90 Grad-Kurve am Ortsausgang Richtung Laub kommt es oft zu gefährlichen Begegnungen der Schwerlast-Fahrzeuge. Schon Ende der 90er Jahre war klar: So kann es nicht weitergehen. Reupelsdorf braucht eine Ortsumgehung.
Die Umgehung in Reupersdorf by Infranken.de
Werner Knaier hat wegen der Umgehungsstraße bei einflussreichen Parteikollegen vorgesprochen. Eine Begutachtung der Verkehrssituation war bislang jedoch immer abgelehnt worden.
Ein Hoffnungsschimmer
Jahre vergingen, dann bekam die Gemeinde eine Chance: mit der Dorferneuerung von Reupelsdorf und dem Ausbau der B 22-Ortsdurchfahrt. Knaier ergriff die Chance.
Denn dieses Bauprojekt eröffnet die Möglichkeit, dass in näherer Zukunft auch eine Ortsumfahrung gebaut wird. "Wir können das Eine tun und müssen das Andere nicht lassen", sagt der Bürgermeister. Denn das Staatliche Bauamt Würzburg hat ihm signalisiert, dass der Unterbau der B 22 komplett erneuert werden müsse und im Zuge dessen die Straße verlegt werden könne.
Knaier hat von der Behörde auch erfahren, dass er den Bau einer Ortsumgehung beantragen, es jedoch keine Einzelmaßnahme geben könne. Deswegen hat er in seinem Antrag, die Situation in Reupelsdorf zu begutachten, die Nachbarorte Düllstadt (Marktgemeinde Schwarzach am Main) und Stadelschwarzach (Stadt Prichsenstadt) einbezogen.
Ein kleiner Schritt, ein erster Erfolg
Knaier kann ein erstes Erfolgserlebnis verbuchen.
Denn auf seinen Antrag hin sind die Ortsumgehungen von Düllstadt, Reupelsdorf und Stadelschwarzach neu in den Bundesverkehrswegeplan 2015 aufgenommen worden. In der vergangenen Woche wurde der Wiesentheider Bürgermeister überrascht von dieser Nachricht. Seine Freude ist groß.
Denn die Belastung für die Bürger ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Die Einführung der Lkw-Maut 2005 hat dazu geführt, dass viele Lastwagenfahrer das Teilstück zwischen der Ausfahrt von der A 3 bei Schwarzach und Neuses am Sand, wo es über die B 286 zur A 70 und A 71 geht, als Abkürzung benutzen.
Weiterhin donnern die Lkw des Kitzinger Postfrachtzentrums und des seit einigen Jahren in Betrieb befindlichen Netto-Auslieferungslagers über die B 22, wenn sie Kitzingen in nordöstlicher Richtung verlassen oder dorthin fahren.
In den Herbst- und Wintermonaten kommen noch die Zuckerrüben-Transporte nach Ochsenfurt hinzu.
Der Nachbar-Bürgermeister ist skeptisch
Während Knaier die Dorferneuerung in Reupelsdorf vehement verfolgt und auf den nachfolgenden Bau der Umgehung hofft, ist Prichsenstadts Bürgermeister Adolf Falkenstein (CSU/FBG) skeptisch. Es gebe noch keine konkreten Pläne. "Natürlich wäre eine Umgehung eine große Entlastung und Aufwertung der Wohnqualität für Stadelschwarzach. Das wäre ein enormer Vorteil für den ganzen Ort", sagt Falkenstein. Bürger, die sich dies wünschen, übersähen jedoch, dass dann auch die Straßenbaulast auf die Stadt übergehen würde - mit den entsprechenden Anliegerbeiträgen für die Bürger.
Nach den allgemeinen Erfahrungen vergingen von der Anmeldung der Maßnahme bis zum Bau viele Jahre.
Darüber hinaus müsste eine Flächenneuordnung durchgeführt werden - auch wieder schwierig. Falkenstein: "Jeder will die Umgehung, aber keiner möchte Grund und Boden abgeben." Seine Skepsis dürfe nicht falsch verstanden werden. "Ich würde die Umgehung natürlich sehr begrüßen und unterstützen", sagt Falkenstein.
Kein Antrag von Schwarzach
Schwarzachs Bürgermeister Lothar Nagel (FCW) hat sich mit einer Umgehung von Düllstadt überhaupt noch nicht befasst: "Bislang ist immer von einer Erneuerung der Ortsdurchfahrt gesprochen worden. Von einer Ortsumgehung war nie die Rede." Seine Gemeinde habe bisher auch keinen Antrag beim Staatlichen Bauamt gestellt.
Natürlich werde er sich einer Umgehung nicht verschließen, sagt Nagel, der seit 1990 im Gemeinderat mitwirkt, denn der Lkw-Verkehr in Düllstadt "ist nicht ohne". Er verlagere sich immer mehr von der bisherigen Hauptachse, der Staatsstraße St 2271, auf die Bundesstraße. Reupelsdorf sei deswegen intensiver diskutiert worden, weil in dem Wiesent heider Ortsteil die Dorferneuerung weiter fortgeschritten ist als in den Nachbarorten, sagt Stefan Weißkopf vom Staatlichen Straßenbauamt. Weißkopf bestätigt, dass das Bundesverkehrsministerium die Anmeldungen prüfen werde.
Kriterien für die Begutachtung sind zum Beispiel der Reisezeitgewinn oder die Entlastung der Anwohner. Die Trassenführung steht in groben Linien fest: jeweils um jeden Ort eine lokale örtliche Umgehung, die dann wieder zurück auf die eigentliche B 22 führt.
Eine große Spange, die alle drei Orte einbindet, wird es nicht geben.
Knaier weiß, wovon er spricht
Werner Knaier ist in Reupelsdorf aufgewachsen. 40 Jahre lang hat er an der B 22 gelebt, weiß, wie laut und staubig es an so einer Durchgangsroute ist. Jetzt soll erst mal das Ortsbild gestaltet werden und alles Machbare realisiert werden. "Dann haben wir schon mal was erreicht. Wünschenwertes werden wir weiterverfolgen", verspricht Knaier.