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Die Kitzinger Faschingsmacher


Autor: Klaus Angerstein

Kitzingen, Freitag, 13. Februar 2015

Wolfram Beha und Dieter Kewersun organisieren in Kitzingen die närrischen Tage. Höhepunkt ist am Montag die Verleihung des berühmten "Schlappmaulordens". Zuvor gilt es allerdings, weitere Prunksitzungen zu organisieren.
Sie sind immer für einen Spaß zu haben - KiKag-Präsident Wolfram Beha (links) und sein Geschäftsführer Dieter Kewersun.  Foto: Matthias Hoch


Sie haben etwas Lausbübisches, wenn sie sich unterhalten. Immer den Schalk im Nacken - oder einen Scherz parat. Trotz der närrischen Hektik dieser Tage. Schließlich haben die Kitzinger Faschingsmacher Wolfram Beha und Dieter Kewersun gerade Hochsaison.

Wir treffen die Beiden, natürlich stilgerecht, im Deutschen Fastnachtmuseum in Kitzingen. Arbeiten uns vorbei an den lebensgroßen Figuren des Effel tricher Strohbären und des Spalter Flecklasmou, lassen die Allersberger Flecklashex links liegen, ebenso das aus Bauer, Prinz und Jungfrau bestehende berühmte Kölner Dreigestirn. Wollen wissen, wie so ein tolles Museum, das sich ausschließlich mit Karneval, Fasching und Fastnacht beschäftigt, ausgerechnet im fränkischen Kitzingen beheimatet ist.

Bundesweit einzigartiges Museum

"Die Idee hatte unser Hans-Joachim Schumacher," erklärt Wolfram Beha. 1959 hatte in Kitzingen eine Präsidiumssitzung des Bundes deutscher Karneval stattgefunden. Schumacher, gebürtiger Rheinländer aber in Kitzingen wohnhaft, unterbreitete damals seinen Kollegen den Vorschlag, im Falterturm, dem Kitzinger Wahrzeichen, ein Fastnachtmuseum unterzubringen. Die Idee fand Beifall und wurde realisiert. Inzwischen ist das Museum allerdings in neue Räumlichkeiten in der Luitpoldstraße umgezogen. Das bundesweit einzigartige Museum zählte im ersten Jahr nach dem Umzug bereits 10.000 Besucher, erfahren wir.

Das närrische Ambiente passt jedenfalls zu den beiden Protagonisten der Kitzinger Fastnacht. Gerade in diesen Tagen jagt eine närrische Vollversammlung die nächste. Gestern Prunksitzung im Dekanatszentrum, natürlich vor vollbesetztem Haus, geht es am Rosenmontag mit der nächsten Prunksitzung weiter - und der Verleihung des Schlappmaul ordens als Höhepunkt. Eigentlich sind ja die beiden Kitzinger gar keine Kitzinger. Beha kommt aus Villingen im Schwarzwald. Nach dem Zahnmedizinstudium ist er im fränkischen Kitzingen hängen geblieben. Hat 1988 hier eine Praxis eröffnet, und ist seither auch bei der KiKag aktiv - der Kitzinger Karnevalsgesellschaft. Im Elferrat hat er sich bewährt, für die Garde war er zuständig, und ab 1997 war er auch als Büttenredner unterwegs. Eine närrische Allzweckwaffe.

Seit zwei Jahren ist er KiKag-Präsident, und möchte das, obwohl inzwischen 64-jährig, auch noch eine Weile bleiben. Genauso wie sein KiKag-Geschäftsführer Dieter Kewersun. Der Rheinländer kam erst vor sechs Jahren nach Kitzingen. Der Liebe wegen, wie er gesteht. Kewersun ist nicht nur Rheinländer, er ist besonders Karnevalist. Hat in Hilden, zwischen Köln und Düsseldorf gelegen, 22 Jahre lang die Figur des Till dargestellt. Aber auch am Main fühlt sich der Jeck wohl, weil gerade in Kitzingen zur Fastnacht jede Menge los ist. "Karneval, Fastnacht oder Fasching wird halt überall anders gefeiert. Dabei sollte man den fränkischen Fasching aber nicht unterschätzen," bricht der "Kitzinger Rheinländer" eine Lanze für Franken.

Prunksitzungen schon ein Jahr im voraus geplant

Er ist auch im Fränkischen Fastnachtsverband aktiv. Muss zum Beispiel in diesen Tagen auf den verschiedensten Prunksitzungen Ehrungen vornehmen. Vier Termine an einem Abend, das ist nichts außergewöhnliches. Derweil plant sein Präsident Wolfram Beha die Prunksitzungen schon ein Jahr und länger im voraus. Weil er möglichst viele fränkische Faschingsstars nach Kitzingen holen will. Egal ob der Dreggsagg Michl Müller, oder der Schweinfurter Faschingsphilosoph Peter Kuhn, sie haben alle in Kitzingen ihren großen Auftritt. Und am Rosenmontag wird dann auch noch der Schlappmaulorden verliehen. Auch so eine Kitzinger Spezialität, über die sich schon der damalige Außenminister Genscher freuen durfte. Heuer wird mit Waldemar Hartmann ein Sportjournalist ausgezeichnet.

Arbeiten an Fasching? Geht nicht. Am Rosenmontag und Faschingsdienstag lässt Beha seine Praxis zu. Er grinst: "Das ist besser so." Zu guter Letzt will er uns noch auf ein Kölsch einladen. Selbst das gibt's in Kitzingen. Wir sind aber mit dem Auto unterwegs. Müssen ablehnen. Leider.