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Die faszinierende Welt der Oldtimer


Autor: Marina Zimmermann

Kitzingen, Dienstag, 16. April 2013

Hans-Rainer Kienberger liebt Autos. Seinen Ansaldo hat er ganz besonders ins Herz geschlossen. Warum das so ist, zeigt ein Dokumentarfilm, der morgen Abend zu sehen ist.
Felgen und Trittbrett aus lackiertem Holz. Ein wahrer Luxus.


Der Ansaldo Typ 4 von 1923 ist genau 90 Jahre alt. Wie es sich für sein Alter gehört, steht er genügsam in einer großen Halle, zusammen mit würdigen Artgenossen. Dieses Auto hätte viel zu erzählen - von seiner Firma, von seinen Fahrten. Doch Autos reden bekanntlich nicht. Dafür spricht sein aktueller Besitzer Hans-Rainer Kienberger aus Laub heute Abend. Er zeigt einen Dokumentarfilm über seine Zeit und seine Arbeit mit dem Auto.
Automobile sind Kienbergers Leidenschaft und haben sein Leben geprägt. Das begann schon 1965, am ersten Tag seiner Lehrzeit bei der Firma Kerschensteiner in Kitzingen. Damals war er gerade mal 14 Jahre alt. Auf den ersten Blick verliebte er sich in den Opel Kapitän Baujahr '58. Sechs Jahre später kaufte er das Auto. Heute steht es stolz neben dem Ansaldo.
Ein roter Fiat 500, ein viersitziger BMW Isetta, ein schwarzer Volvo aus den 50er Jahren bereichern die respektable Privatsammlung.

Den Ansaldo hatte Kienberger vor 14 Jahren seinem Freund Hans Fröhlich abgekauft. Schwere gesundheitliche Gründe hatten Fröhlich davon abgehalten, den Oldtimer weiterhin zu pflegen und zu fahren. Er hatte ihn Jahre zuvor in der Tschechei entdeckt.

Eigene Werkstatt

Rainer Kienberger hatte sich in der Zwischenzeit schon seine eigene Werkstatt erarbeitet. Deshalb fiel es ihm nicht schwer, seine Freizeit dem Ansaldo zu widmen. "Innerhalb eines Jahres", erzählt er stolz, "habe ich das Auto bis zur letzten Schraube zerlegt und wieder zusammengebaut." Das Verdeck musste erneuert werden. Auch die Karosserie benötigte eine gründliche Aufarbeitung. Doch er hatte Glück. "Alle Teile waren vorhanden. Das war wichtig."
Der Ansaldo ist als Rechtslenker gebaut worden und bringt es noch auf eine Geschwindigkeit von 60 bis 70 km/h. Aber man braucht Zeit, viel Zeit, um ihn heute zu fahren. Kienberger erklärt es liebevoll: "Nach 40 bis 50 Kilometern braucht das Auto eine Pause und ich brauche sie auch. Es ist schon ein gutes Stück Arbeit, so ein Auto heute zu fahren.2 Besonders die Pedalarbeit ist gewöhnungsbedürftig. Das Gaspedal liegt in der Mitte, rechts die Bremse und links die Kupplung.
Damals, in den frühen 20ern des letzten Jahrhunderts, gehörten die Autos aus Genua zu den modernsten und fortschrittlichsten ihres Zeitalters. Giovanni Ansaldo hatte seine Firma 1853 gegründet. Sie hatte Italien zu seinem industriellen Aufschwung mit verholfen. Ansaldo begann mit der Konstruktion der Dampflokomotive, erlebte Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Höhepunkt mit Schiffbau, Artillerie und mit Flugzeugmotoren. Nachdem der Erste Weltkrieg verloren war, gab es keine Nachfrage mehr für Kriegszubehör. Daher ging man 1919 zur Konstruktion von Automobilen über.
Die Fahrzeuge wurden schnell prämiert. Der 1,8 Liter Vierzylindermotor überraschte selbst die Konkurrenz. Schon ab 1922 gab es die Sportversion., in der 2 Liter Klasse. Der damals noch unbekannter Tazio Nuvolari belegte mit einem 4CS im Gesamtklassement der Bergrennen in Garda den zweiten Platz belegte. Das war damals eine Sensation.
Trotzdem konnte die Firma Ansaldo der Großen Depression nicht standhalten. 1932 wurde sie von den Brescianern der OM (Officine Meccaniche) übernommen. OM hatte schon 1927 die ersten drei Plätze beim Debütrennen der Mille Miglia belegt.
Die Historie des Motorsports ist vielfältig und spannend. Ein Ereignis knüpft sich mit dem nächsten. Deshalb hat auch Hans-Rainer Kienberger gleich zugestimmt, als sein Freund und Hobbyfilmer Winfried Schramm aus Gerolzhofen, seine Geschichte mit dem Ansaldo in einem Dokumentarfilm erzählen wollte.
Die beiden Freunde fuhren zusammen nach Bamberg. Und so beginnt der Film, der heute Abend bei der Versammlung des AMC im Hotel Esbach Hof in Kitzingen gezeigt wird und die gesamte Restaurierung des wertvollen Oldtimers dokumentiert.