Die besten Nachwuchslandwirte im Wettbewerb
Autor: Tom Müller
Münsterschwarzach am Main, Mittwoch, 05. Juni 2013
Die besten 120 von anfangs 10 000 Auszubildenden der "Grünen Berufe" treten vom 3. bis 7. Juni im Bundesentscheid in Münsterschwarzach gegeneinander an. Unter strenger Aufsicht.
Deutscher Meister ist nur der ... Nein, es geht nicht immer nur um den FC Bayern. Der Deutsche Meister, der rund um Münsterschwarzach in diesen Tagen ermittelt wird, steht zwar auch oft auf grünem Feld, verfolgt dort aber ganz andere Ziele als die Fußballer der Landeshauptstadt. Der Deutsche Bauernverband und der Bund der Deutschen Landjugend küren in den Ställen und auf den Feldern des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums für Schweinehaltung in Schwarzenau die Besten der 120 Nachwuchskräfte in den Sparten Land-, Tier-, Haus- und Forstwirtschaft sowie im Weinbau, die sich in den Wettbewerben auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene bereits durchgesetzt hatten.
Ehrenamtliche Richter
Axel Roth gehört zu dieser elitären Gruppe. Der Coburger ist erst im zweiten Lehrjahr, konnte sich aber als einziger aus seiner Schule für das Finale qualifizieren.
Wer bei ihr und ihrem Kollegen Tobias Schubotz, brillieren will, muss ein Feld gewissermaßen lesen können, Unkräuter kennen und über Getreidekrankheiten oder Schädlinge bestens Bescheid wissen. "Das Wissen hierüber ist entscheidend, um die richtigen Handlungsempfehlungen abzuleiten", sagt Richter Schubotz. "Der Landwirt muss notfalls schnell entscheiden können, ob eine Behandlung des Getreides zu bestimmten Zeitpunkten noch Sinn macht oder nicht".
Was reizt die Auszubildenden, sich dem zusätzlichen Prüfungsstress zu unterziehen? "Mir gefällt es, mich mit anderen zu messen", sagt Roth. "Außerdem will ich mal den elterlichen Hof übernehmen. Da ist so ein Netzwerk, in dem wir uns hier verzahnen, ganz hilfreich".
Fortbildung ist Pflicht
Wer an diesem Wettbewerb teilnimmt, denkt über den eigenen Hof hinaus. "Unsere Kandidaten gehen schließlich nicht nur in den Berufsstand", berichtet Matthias Sammet, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Landjugend, "sie finden sich später oft in Verbänden und Fachgremien wieder". Der Wettbewerb ist also auch eine Kaderschmiede der Branche. "Wer hier gewinnt, ist auf mehreren Gebieten topfit", sagt Sammet. "Der Landwirt von heute sitzt schließlich zu 80 Prozent im Büro", fasst Richter Schubotz die Veränderungen innerhalb der Grünen Berufe zusammen. "Die 20 Prozent in der Natur haben es aber in sich". Gerade hinsichtlich technischer Veränderungen müssen sich die Landwirte ständig fortbilden.
Feinarbeit mit 500 PS
Hendrik Meyer und Dominik Frehe, die für Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen an den Start gehen, kämpfen bereits mit einer 500 PS starken Technik. Ihre Aufgabe besteht darin, einen Parcours möglichst exakt mit einem Mähdrescher und dem dazugehörigen Schlepper quasi Seite an Seite zu absolvieren, richtig zu wenden und die beiden Maschinen genau wieder an Ort und Stelle einzuparken. "Die Abweichung der beiden Maschinen darf 15 Zentimeter nicht überschreiten", erklärt Richter Dennis Gramm die Herausforderung der Prüfung.
Der Berufsschullehrer aus Niedersachsen scheint mit der Leistung der beiden zufrieden. Die lächeln erleichtert. "Der Mähdrescher hat aufgrund der Hinterradlenkung ein ganz anders Fahrverhalten", berichtet Hendrik Meyer. "Sowas fahren auch wir nicht alle Tage".
Wenn sie den Wettbewerb absolviert haben, könnten sie diesen wohl alle Tage fahren. Sie können so einiges, das andere nicht können. Damit steigern sie das Image der "Grünen Berufe". Und um das steht es gemäß einer Emnid-Studie aus dem Mai letzten Jahres nicht schlecht. Der Landwirt steht demzufolge nach dem Arzt und dem Lehrer auf Platz drei der gesellschaftlich bedeutsamsten Berufsgruppen in Deutschland.