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Der runde Bazillus steckt schnell an


Autor: Gerhard Bauer

Mainsondheim, Montag, 27. August 2012

Seit 1989 gibt es in Mainsondheim einen Golfplatz. 630 Mitglieder gehen regelmäßig dort aufs Green. Einer dieser leidenschaftlichen Golfer ist Uwe Nielsen. Der Sport habe ihn infiziert, sagt der 77-Jährige.


Vor 19 Jahren wurde Uwe Nielsen infiziert. "Es war ein wirklicher Bazillus, den ich gespürt habe", sagt der 77-Jährige. Dabei spricht er allerdings nicht von einer Krankheit, sondern von seiner Leidenschaft fürs Golfen. Die hat er mit 58 Jahren entdeckt.

Wie viele andere Golfspieler kommt Nielsen vom Freiluftsport Tennis und war schnell von dem neuen Sport begeistert. "Viereinhalb Stunden spazierengehen mit gymnastischen Einlagen und Übungen, das wird schnell zum Erfolgserlebnis", erzählt er - selbst dann, wenn das Ergebnis mal nicht so ausfällt, wie er es gerne hätte. Wenn er mit anderen Golfern im so genannten Flight zu Dritt unterwegs ist, kann das Spiel auch mal länger dauern. "Wind macht uns nichts aus, der stellt sogar einen gewissen Reiz dar", verrät Uwe Nielsen, Regen ist da das größere Problem.

Mit seinen 77 Jahren ist Uwe Nielsen nur der zweitälteste Teilnehmer am Turnier des Wald- und Golfhotels Polisina am Wochenende in Mainsondheim. Er führt die Senioren des Golfclubs seit zehn Jahren als Senior´s Captain. Zu seinen Aufgaben gehört das Zusammenstellen der Seniorenmannschaft und deren Betreuung. Zu den Senioren zählt, wer als Mann älter als 55 und als Frau älter als 50 Jahre ist. "Das sind immerhin 380 unserer 630 Mitglieder", erzählt Nielsen.

Ältester Teilnehmer ist schon 90


Der 77-Jährige schätzt vor allem die jeden Dienstag ausgetragenen "Just for fun"-Runden. Nicht selten sind 40 Teilnehmer dabei, auch wenn es dabei nur um die Freude am Golfen geht. Die Teilergebnisse werden am Jahresende zusammengefasst, bei einem Jagdessen werden die begehrten Preise vergeben.

Der Senior freut sich bereits auf die anstehenden Clubmeisterschaften am kommenden Wochenende, wenn die Sparten Damen, Herren, Senioren und Jugend ihre Besten ausspielen.

"Der älteste Teilnehmer des heutigen Turniers war 90 Jahre alt, der Zweitälteste 77 Jahre", erzählt der Vizepräsident des Golfclubs Schloss Mainsondheim, Eckhard Himmel. Als elitär, wie sie früher oft bezeichnet wurden, sieht er die Golfer nicht an, sondern bezeichnet Golfen eher als einen Volkssport ähnlich wie Skifahren. Selbst die einzelnen Clubs gingen heute kollegialer miteinander um als noch vor wenigen Jahren und sähen sich nicht mehr als Konkurrenz. Golf sei zudem die einzige Sportart, die nach wie vor Zuwachsraten bei den Mitgliederzahlen vorweisen könne.

Die Beiträge seien nicht mehr teuer und auch die Struktur der Mitglieder zeige, dass vom Beamten über den Handwerker bis hin zum Rentner, vom Akademiker bis zum Arbeiter alle Berufssparten vertreten seien. Auch alle Altergruppen sind vertreten. Ein Jugendlicher des Vereins habe sich als großes Talent erwiesen, berichtet er erfreut. Der Club fördere seine jungen Talente. "Mit der Jugendmeisterschaft und Jugendturnieren bekommen auch die Jugendlichen alle Erfolgsmöglichkeiten geboten." Allerdings sei immer mit einer Abwanderung infolge Ausbildung, Studium und Arbeitsplatz zu rechnen.

Den Grund für den Zuspruch beim Golf sieht Himmel in der gesundheitlichen Entwicklung vieler Sportler, die wie beim Tennis beispielsweise von Gelenkproblemen geplagt werden. "Ihnen bleibt beim Golf der Sport in der freien Natur", erzählt der Vizepräsident. Hinzu komme, dass man Golf durchaus alleine spielen könne, Tennis nicht.
Der Golfclub bietet daher ein unverbindliches Schnupperjahr an, das zu nichts verpflichte und bei dem sogar das benötigte Material zur Verfügung gestellt wird. Die meisten Gäste seien aber sehr schnell vom Bazillus Golf befallen.

Als weiteren Vorteil wertet Himmel, dass man Golf bis ins hohe Alter spielen könne, denn die Geschwindigkeit des Spielfortgangs bestimme jeder Spieler selbst. Lediglich bei Turnieren werde der Platz für diejenigen gesperrt, die nicht an der Wertung teilnehmen.

Gepflegtes Grün


Der Golfclub Schloss Mainsondheim ist nicht nur das Domizil für die Freizeitsportler, es werden auch fünf Greenkeeper (Platzwarte) und drei Sekretärinnen beschäftigt. Andere, wie Präsident Bernhard Lenz oder Vizepräsident Himmel sind ehrenamtlich tätig. Sie sind zuständig für den 1989 auf mehr als 70 Hektar angelegten Platz mit seinen 18-Löchern und bis zu 650 Quadratmeter großen gepflegten Greens.