Der Biergarten am See
Autor: Thomas Fritz
Bolzhausen, Freitag, 19. August 2016
Eine Luftnummer sind die Pläne von Holger Metzger längst nicht mehr. Im Ochsenfurter Gau hat er mit der ehemaligen Segnitzer Mainbrücke Gigantisches vor.
Holger Metzger hat verrückte Ideen. Einfälle, die sein Umfeld mit einem ungläubigen Staunen belächeln. Als er vor sechs Jahren die rostigen Stahlteile der alten Segnitzer Mainbrücke gekauft hat und sie danach jahrelang auf einem Acker bei Bolzhausen lagerte, schüttelten viele mit dem Kopf. „Was will er denn jetzt damit?“ fragten sich einige Leute aus dem Dorf.
Erst recht für spinnert hielten sie den jungen Mann, als er ihnen von seiner Idee erzählte: Im Ochsenfurter Gau will er einen Biergarten samt See und Kulturbühne entstehen lassen. Die ehemalige Segnitzer Mainbrücke ist dabei das tragende Element – sie wird die Terrasse für das Restaurant.
Tatsächlich sah alles lange Zeit so aus, als seien dies wirklich nur die Ideen eines Traumtänzers. Sechs Jahre ist es her, da wurde in Segnitz die Mainbrücke abgebaut und Holger Metzger hat zugeschlagen. Seitdem lagern die mächtigen Kolosse aus Stahl auf einem Acker gleich neben der Wiesenmühle, in der Metzger wohnt. Metzger selbst gibt seinen Beruf als selbstständigen Bauträger an. Zuvor war er Geschäftsführer. Vor zwei Jahren ist er für die CSU als Bürgermeisterkandidat in Sonderhofen angetreten.
Arbeiten im Untergrund
Im Jahr 2014, so hatte Metzger mal ganz am Anfang die Vorstellung, sollte alles fertig sein. Getan hat sich aber nichts. Zumindest nicht nach außen hin. „Dafür ist viel im Untergrund passiert“, lacht der smarte Typ. Stromleitungen wurden verlegt, Kanäle, Rohre verteilen sich unterirdisch über 1,6 Hektar.
Vor ein paar Tagen dann rückte ein 200-Tonnen-Kran an und hob die Brückenteile an. 15 Tonnen wiegt ein Teil, sechs sind es insgesamt. 51 Meter Brücke sind jetzt wieder zusammengebaut. Abgeschirmt von neugierigen Blicken steht das Stahlgerüst hinter einem angepflanzten Wall, der Biergarten und Restaurant abschirmt. Anfang September sollen zwei große Kräne die Brücke schließlich in ihre endgültige Position heben. Auf den ursprünglichen Muschelkalkstützen soll sie einen künstlich angelegten See überspannen.
Fabel für alte Baustoffe
Den See gibt es schon, auch die Pfeiler ragen aus dem Wasser. Optisch soll die Brücke ihren rostigen Charme behalten, sagt Metzger. „Das grüne Alte ist es, was die Brücke ausmacht.“ Einmal sandgestrahlt statt neu lackiert also. Holger Metzger hat ein Faible für alte historische Baumaterialien. Einiges davon ist jetzt schon auf dem 1,6 Hektar großem Gelände zu sehen.
Alte Backsteine im Loungebereich, ein alter Dachstuhl aus einem Fachwerkhaus, Felsen, Natursteinwege – alles was später zu sehen ist, entsteht aus alten Baustoffen.