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Der Abschluss der Weinsaison ist eisig


Autor: Alfred Molitor

Nordheim am Main, Sonntag, 09. Dezember 2012

Die Nordheimer Winzerfamilie Braun hat im September etliche Trauben für eine mögliche Eisweinlese hängen lassen. Diese Entscheidung wurde in der Nacht zum Sonntag belohnt - mit einer super Ernte.
Familie Braun und ihre Helfer haben sich warm angezogen und lesen die Trauben für den Eiswein.   Fotos: Alfred Molitor


Patrick Braun aus Nordheim läuft aufgeregt durch den Weinbaubetrieb. Es ist Samstagnachmittag. Viele andere denken um diese Zeit an einem gemütlichen Abend mit Freunden oder einen Fernseh-abend mit "Wetten, dass...?". Doch an diesen Samstag ist alles anders. Denn im Hause Braun fragen sich alle gespannt, ob noch am selben Tag die Trauben für die Eisweinlese geerntet werden können.
Patrick pendelt zwischen Fernseher, Internet, Smartphone und dem Thermometer am Weinberg hin und her. Um
16 Uhr fällt dann die Entscheidung: Heute in der Nacht werden die Trauben gelesen. Um diese Zeit hatte es schon zehn Grad unter null, die Trauben waren trotz des Sonnenscheins nicht aufgetaut.
Patrick und Waldemar Braun riefen daraufhin ihre Erntehelfer an und sagten ihnen, sie möchten um 21 Uhr an die Halle kommen.

Eingepackt in warme Jacken, mit dicken Handschuhen und Mützen machen sich
17 Helfer mit drei Schmalspurschleppern auf den Weg zum Weinberg in der Lage Nordheimer Vögelein. Dort angekommen, werfen Patrick und Waldemar noch einen prüfenden Blick auf das Thermometer. Es zeigt genau minus zehn Grad Celsius - optimal, um die Trauben zu ernten.
Nach knapp zwei Stunden war alles erledigt. Die Reben des Weinberges, der eine Fläche von 1930 Quadratmetern hat, waren vom Weinstock in die Gefäße gelangt.
"Das Weinjahr 2012 war hervorragend geeignet, um nach zehn Jahren mal wieder zu versuchen, einen top Eiswein zu ernten", meinte Patrick Braun. Der Fachmann erklärt warum: "Die Trauben waren Ende Oktober noch gesund und standen wunderbar da." So sei die Entscheidung, Trauben hängen zu lassen und das Wagnis Eisweinlese einzugehen.
Weil niemand den Witterungsverlauf vorhersehen kann, ist das ein großes Wagnis - und die Anspannung unter den Winzern ist enorm. Wenn es aber dann klappt, so wie in der Nacht zum Sonntag, ist die Eisweinlese der krönende Abschluss eines Weinjahrs. "Bei uns wird der Eiswein vor allem in der gehobenen Gastronomie vermarktet. Es gibt aber jetzt zur Weihnachtzeit viele Weinliebhaber, die sich jetzt einen besonderen Tropfen gönnen. Neu dazu kommen immer mehr die Märkte in Asien. Chinesen und Japaner stehen auf Süßweine", erklärt Patrick Braun.
Der Frost sorgt für einen sehr hoch konzentrierten Saft mit intensiveren Aromen. Weinliebhaber schätzen den Eiswein als Aperitif oder Dessertwein.
Extra aus Bayreuth angereist sind Karl Weismeier und Sandy Breuer, um einmal bei einer Lese dabei zu sein. Beide sind langjährige Kunden und mittlerweile gute Freunde des Hauses Braun. "Wir wollten einfach mal erleben, wie es bei so einer Weinlese zugeht und auf was man alles achten muss", erklärten beide ihre Motivation, bei Eiseskälte durch den Wengert zu stapfen. Und sie nannten noch einen Grund: "Wir wissen aber auch, dass es nach einer Weinlese eine gute Brotzeit und einen guten Schoppen Frankenwein gibt."