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Dealer, Bandido und V-Mann: Tochter muss auf Entzug


Autor: Franz Barthel

Kitzingen, Mittwoch, 03. April 2013

Eine 24-Jährige hat ihren Vater um finanzielle Unterstützung gebeten. Der schickte ihr statt Geld Crystal Speed zum Dealen. Jetzt muss die Frau zum Entzug ins Nervenkrankenhaus.


Zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und zwei Monaten ist eine 24-jährige Frau aus dem Landkreis Kitzingen verurteilt worden, die vorübergehend den Großraum Kitzingen mit Crystal Speed versorgt hatte. Dabei handelte es sich, so die Rauschgift-Fahnder, um Top-Qualität aus einer vietnamesischen Drogenküche im Raum Cheb (Eger ).

Das Besondere an dem Fall war der Lieferant: Es war der Vater der selbst drogenabhängigen jungen Frau, der zuletzt in der Oberpfalz lebte, seit Monaten in Würzburg wegen Rauschgifthandels vor Gericht steht und als V-Mann des Bayerischen Landeskriminalamtes bei der Rocker-Gruppe "Bandidos" in Regensburg eingeschleust war.

Als die Frau den Vater wieder einmal um finanzielle Unterstützung bat, hat der ihr statt Geld Crystal Speed auf Kommission angeboten, zwischen 25 und 110 Gramm der synthetischen Droge.

Insgesamt 42 Fälle

Die Crystal-Geschäfte mit dem Vater waren Schwerpunkt einer Anklageschrift, die insgesamt 42 Rauschgift-Fälle auflistete, darunter häufig Haschisch in kleinen Mengen, für den eigenen Bedarf. Die Strafe hätte, so das Gericht, weit höher ausfallen können. Weil aber die Angeklagte die Vorwürfe des Staatsanwalts nicht nur "abgenickt" hat, sondern mit ihren Angaben im Detail zahlreiche Ermittlungserfolge der Kriminalpolizei erst möglich machte, profitierte sie unter anderem von der sogenannten Kronzeugen-Regelung nach Paragraph 31 des Betäubungsmittelgesetzes.

Das Gericht zitierte einen Kriminalhauptkommissar, (59), der wenige Monate vor der Pensionierung als Zeuge aussagte: In über 30 Jahren beim Rauschgift- Kommissariat habe er es noch nicht erlebt, dass jemand nach seiner Festnahme so auspackt wie die junge Frau und danach bei den einmal gemachten Aussagen geblieben ist.

Zu ihren Gunsten ist auch berücksichtigt, dass sie vom Vater in den Handel mit Crystal Speed "hineingezogen" wurde und dass sie die Untersuchungshaft unter zum Teil erschwerten Bedingungen verbüßte. Wegen ihres Aussage-Verhaltens, das in der Szene bekannt wurde, sei sie in der Frauen-Strafanstalt Aichach so massiv bedroht worden, dass man die junge Frau zu ihrem Schutz in die Justizvollzugsanstalt Aschaffenburg verlegen musste.

Allerdings habe man, so das Gericht, auch entsprechend bewerten müssen, dass es sich bei Crystal Speed derzeit um eine der gefährlichsten Drogen handelt und dass die Angeklagte bereits zahlreiche Vorstrafen mitbrachte. Da die 24-Jährige drogenabhängig ist, bisher noch nicht auf Therapie war und einschlägig motiviert ist, wurde ihre Unterbringung zum Entzug in einem Nervenkrankenhaus angeordnet.