DaWanda schließt: Kreative müssen sich neu orientieren
Autor: Barbara Herrmann
Kitzingen, Donnerstag, 23. August 2018
Das Ende der beliebten Online-Plattform DaWanda stellt Anbieter von selbst gemachten Produkten vor eine Herausforderung. Wie Frauen aus der Region damit umgehen.
Mit der Geburt des ersten Kindes 2006 hat alles begonnen: das Interesse am Nähen, die Begeisterung für Stoffe, der erste Verkauf von handgefertigter Kleidung. Es folgten 2008 die Anmeldung bei der Online-Plattform DaWanda, das eigene Gewerbe 2012 und der Wandel von der Vollzeit-Angestellten zur Mutter – und Unternehmerin. Alexandra Zimmermanns Geschichte steht beispielhaft für DaWanda, wo zuletzt 70 000 Verkäufer ihre handgefertigten Produkte angeboten haben.
Besser gesagt: Verkäuferinnen. Denn 90 Prozent der Shop-Betreiber und Kunden waren weiblich, der Großteil zwischen 20 und 50 Jahre alt. Doch das ist Geschichte, das Portal schließt zum 30. August (wir berichteten).
Schockiert sei sie vom Ende DaWandas schon gewesen, sagt Zimmermann, „weil's für die Kundschaft echt blöd ist“. Allerdings dürfe man sich sowieso nicht nur auf ein Bein stellen. Die Frau aus Großlangheim (Lkr. Kitzingen) hat sich zuhause ihren Arbeitsplatz und kleinen Verkaufsraum eingerichtet, betreibt einen eigenen Online-Shop. Die 39-Jährige ist sicher: „Es geht woanders weiter.“
Do-It-Yourself ist nach wie vor Trend
Neue Plattformen, die DaWanda ersetzen wollen, schießen laut der Mutter von zwei Kindern derzeit aus dem Boden (siehe Infokasten). Sie hat sich mit ihrem Geschäft „Fabinos Welt“ für productswithlove.de entschieden und ist guter Dinge, auch dort ihre Pumphosen, Mützen oder CD-Hüllen aus Stoff einem breiteren Publikum präsentieren zu können.
Genau das ist DaWanda in den zwölf Jahren seines Bestehens gelungen. 2006 in Berlin gegründet, bot es eine Art Marktplatz im Internet für Do-It-Yourself-Produkte. Galt früher selbst genähte oder gestrickte Kleidung noch als uncool, ist der Trend zu Kleidung, Accessoires oder Deko-Unikaten aus Handarbeit seit Jahren ungebrochen. Und das bietet allen voran kreativen Müttern, die sich die Zeit neben der Familienarbeit frei einteilen möchten, eine Chance auf selbstbestimmtes Arbeiten.
Mit DaWanda in die Selbstständigkeit
So war es auch bei Elzbieta Gebicki. Sie hat seit fünf Jahren in Kitzingens Fußgängerzone ein kleines Geschäft namens „Winkel – Vintage & Handgefertigtes“. 2009 eröffnete die gebürtige Polin, die seit 29 Jahren in Deutschland lebt, ihren DaWanda-Shop. Dort verkaufte sie Schmuck sowie Material zu dessen Herstellung. „Anfangs war das vor allem Spaß, aber die Selbstständigkeit hat mit DaWanda angefangen“, sagt die 56-Jährige.
Inzwischen gehe der Laden längst vor, aber ihre Produkte wie Deko, Silberschmuck, Bilderrahmen oder Lampen auch im Internet zu verkaufen, hält sie heutzutage für unabdingbar. Neben dem eigenen Online-Shop bietet die Mutter von drei erwachsenen Kindern ihre Waren nun unter anderem bei Etsy an. „Aber ich mag diese Plattform nicht“, schiebt die Kitzingerin schnell hinterher. Sie sei zu groß und zu unübersichtlich. Die Gebühr ist zwar niedriger dort, „aber das bringt ja nichts, wenn einen niemand findet und man nichts verkauft“, sagt Gebicki.