Das Weihnachtsgeschäft kommt langsam in Schwung
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 19. Dezember 2013
Trend im Weihnachtsgeschäft: Die Kunden kommen immer später. Dafür mit Macht und Geld.
Sie kommen auf den letzten Drücker. Aber sie kommen. Die Kunden. Und deshalb atmen die Einzelhändler in Kitzingen und in ganz Unterfranken in diesen Tagen auf. "Unser Ziel ist noch zu erreichen", sagt der Geschäftsführer des unterfränkischen Einzelhandelsverbandes, Volker Wedde. Und das Ziel lautet: Den Umsatz vom Vorjahr erreichen und vielleicht noch ein kleines Plus dazu.
"Diese Woche ist es richtig losgegangen", erzählt Lothar Herbach vom gleichnamigen Juweliergeschäft. Der Dienstag beispielsweise sei richtig toll gelaufen. Und das wurde auch Zeit. "Ich habe schon gedacht, die Leute hätten Weihnachten vergessen", sagt er und lacht.
Eine Vermutung, die auch andere Einzelhändler in der Region beschlichen haben dürfte. "Das Geschäft ist heuer besonders spät losgegangen", bestätigt Wedde.
Das kann Monika Ross vom Dessous Paradies in Kitzingen bestätigen. Ihr Fazit aus 27 Jahren Berufserfahrung: "Die Herren kommen nicht gerade frühzeitig, aber doch noch rechtzeitig." Will heißen: Für sie geht das Weihnachtsgeschäft erst jetzt richtig los. Vorteil: Die Feiertage fallen in diesem Jahr gar nicht so schlecht. "Am Montag haben die meisten schon frei und am Freitag nach der Arbeit kommen auch viele." Und an Heiligabend haben die meisten Geschäfte bis zum frühen Nachmittag geöffnet. Ein großes Plus für die ganz spätberufenen Männer.
Diese Spezies taucht auch gerne bei Martina Beck von Bellisimo Moden auf den letzten Drücker auf. "Am 23. und 24. Dezember ist hier nochmal Hochbetrieb", sagt sie. Für Martina Beck bedeutet das nicht nur verkaufen und beraten, sondern auch selbst anprobieren. "Manche Männer kennen halt die Größen ihrer Frau nicht und da muss ich herhalten", sagt sie und lacht. Da kann es auch mal zu leicht anstößigen Vorschlägen kommen. Ein Kunde wollte sie mal in den Arm nehmen, um die Größe seine Frau abzuschätzen. Martina Beck hat dankend abgelehnt.
Solche Angebote kennt Thomas Weigand vom gleichnamigen Modehaus in Kitzingen nicht. Aber er weiß, dass seine Kunden auf besondere Angebote stehen. "Die Leute brauchen einen Anreiz, um in die Stadt zu kommen", sagt er. Bei ihm ist der Anreiz der große Wäschemarkt. In der Stadt Kitzingen war es der Weihnachtsmarkt am dritten Advent. "Leider war der Samstag verregnet", bedauert Weigand. "Aber es ist gut, dass der Stadtmarketingverein etwas auf die Beine stellt." Denn das ist für Weigand das Thema der Zukunft: Wie können die Kunden in die Stadt gelockt und wie kann die Frequenz gesteigert werden?
Textilien, elektronische Waren, Spielsachen, Schmuck, Parfüm, Dessous. "Es ist schon witzig", sagt Wedde. "Die Klassiker kommen immer noch gut an." In den letzten Jahrzehnten hat sich natürlich vieles weiter entwickelt. Dennoch würden viele Kunden beim Weihnachtsgeschäft auf Altbewährtes setzen. Das gelte auch für den Einkauf vor Ort. "Natürlich müssen wir das online-Geschäft beobachten", sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. "Schließlich ist das ein wachsender Markt." Aber immer noch liege der durchschnittliche Umsatz des stationären Handels bei rund 90 Prozent. Und rund ein Drittel dieser Anbieter haben mittlerweile ihren eigenen web-shop. Etwa zwei Drittel sind nach aktuellen Schätzungen in den social medias wie facebook oder twitter vertreten. Und diese Präsenz kann sich durchaus positiv auf die Läden in den Innenstädten auswirken. "Es gibt auch Leute, die sich im Netz informieren und dann vor Ort einkaufen", sagt Wedde.
Überraschend ist das für ihn nicht. "Weihnachtseinkäufe sind in den Städten doch viel schöner als im Netz." Dafür müsse das Angebot jedoch stimmen. Kommunen, die sich weihnachtlich herausputzen und sich individuell und liebenswert präsentieren, hätten eine große Chance, große Umsätze zu machen. "Es gibt da keinen Unterschied zwischen den Ober- und Unterzentren", sagt Wedde. "Wenn die Kunden erst mal da sind, geben sie gleich viel Geld aus, egal ob in Würzburg oder Kitzingen."