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Das Elfleinshäusla herrscht großer Andrang


Autor: Julia Volkamer

Rödelsee, Freitag, 25. Januar 2013

Mit dem Elfleinshäusla hat die Gemeinde Rödelsee einen Anlaufpunkt für historisch Interessierte geschaffen - und jetzt auch für Genießer.
Willi Gruschke bearbeitet das glühende Eisen, während Heinz Zippelius im Hintergrund die Geschichte des Elfleinshäusles erläutert. Fotos: Riegler


Im Elfleinshäusla herrscht dichtes Gewimmel. Zwischen die Stimmen der Gäste mischt sich immer wieder ein metallischer Knall, der aus der Schmiede kommt. Willi Gruschke ist ganz in seinem Element. Immer wieder lässt der ehemalige Schmied seinen Hammer auf das heiße Eisen niedersausen, das er aus der Esse geholt hat.

Dort lodern die Flammen und erwärmen den Raum. Auf einer Kochplatte sprudelt das Wasser mit den Kartoffeln, die zum Zieberleskäs' gereicht werden, und die Brote mit würzigem Gänseschmalz lassen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Das einzige, was nicht dazu passt, ist der Secco, der in den polierten Gläsern vor sich hinsprudelt.

Gäbe es den nicht, würde man sich voll und ganz in längst vergangene Zeiten zurückgesetzt fühlen.

Wackeliger Rundgang

Genau das ist auch das Ziel der Arbeitsgruppe, die sich für den Erhalt des Elfleinshäuslas in der Rödelseer Ortsmitte stark macht. Das inoffizielle Baudenkmal ist immer wieder Anlaufpunkt für historisch interessierte Touristen - und wurde nun auch zum Schauplatz des kulinarischen Genusses. Zusammen mit Claudia Ingeduld und Thomas Schwanfelder von der nahegelegenen Winzerstube hatten sich Schmied Willi Gruschke und Gästeführer Heiz Zippelius einen "Rundgang für Genießer" einfallen lassen und versetzten die Gäste zurück in die Zeit von Anna Elflein, der letzten Besitzerin des urigen Häuschens.

Vom Empfang in der Schmiede nahmen die meisten Besucher den direkten Weg in die gute Stube, wo eine kräftige Brühe vor sich hin siedete. Da nahm man gerne in der gemütlichen Essecke Platz und löffelte drauflos. Wer seinen Teller in der Hand trug, wagte einen Blick in den sogenannten Alkoven, ein kleines Nebenzimmer, das vor allem für Alte, Kranke und Wöchnerinnen vorgesehen war.

Wer dann durch die Schmiede zurückging und das Haus weiter erkunden wollte, erfuhr auch, warum. Sowohl nach unten als auch nach oben geht es nur über ungleichmäßig hohe, schmale Treppenstufen, die von schummrigem Licht stimmungsvoll, aber eher dürftig erhellt wurden. Zwischen schweren Weinfässern lagen Schwarzbrot mit Hackfleisch, Kraut- und Leberwurst zum Verzehr bereit, und Herbert Schwanfelder reichte zwei gänzlich unterschiedliche Weißweine: Einen ganz jungen Silvaner vom Fass und eine Spätlese - ein echtes Geschmackserlebnis auch für Nicht-Weinkenner.

In der Küche machte sich Claudia Ingeduld gerade daran, das gebackene Hirn mit den zu verrühren. Offensichtlich gehörte schon ein bisschen Mut dazu, die Spezialität zusammen mit den hausgemachten Essiggurken zu probieren - wer versuchte, war aber begeistert.

Wieder ein paar schiefe Steintreppen weiter ging es vorbei am Schlafzimmer in Richtung Dachboden. Schon nach wenigen Schritten zog ein ganz besonderer Duft in die Nase - der von weißen Bohnenkernen und geräuchertem Bauchfleisch. "So etwas isst man ja heute kaum noch", sagte Chefkoch Thomas Schwanfelder - dabei ist es gut und günstig. "Und es geht schnell."

Erinnerungen an die Kindheit

Unterm Dach, zwischen Strohballen und Werkzeugkisten, warteten dann noch verschiedene Hausmacherspezialitäten auf die Rundgänger, ehe es ganz vorsichtig wieder nach unten ging. Nicht wenige fröstelten inzwischen und zogen in die Winzerstube weiter. Dort wartete als Höhepunkt des Abends noch ein Drei-Gänge-Menü: Rindfleisch mit Meerrettich und Rouladen mit Hefeklöß sind klassische Gerichte, die früher zu ganz bestimmten Anlässen serviert wurden. Und spätestens beim Dessert, den Kartäuser Klöß' mit Weinsoße, fühlte sich jeder Gast an vergangene Zeiten erinnert - oder zumindest an seine eigene Kindheit.

Weiterführende Links:

www.winzerstube-schwanfelder.de

www.roedelsee.de