Darum fiel Wittmanns Einkaufszentrum im Stadtrat durch
Autor: Andreas Brachs
Kitzingen, Freitag, 14. Februar 2020
Eine ausführliche Information zu Wittmanns Projekt gab es in der Ratssitzung wieder nicht. Dafür eine lange Diskussion mit namentlicher Abstimmung. Wer war dafür, wer dagegen?
Die Entscheidung über Georg Wittmans Pläne, ein großes Einkaufszentrum am Kitzinger Stadteingang zu bauen, fiel denkbar knapp aus: Mit 15:14 Stimmen lehnte der Stadtrat es ab, einen Bebauungsplan aufzustellen, der als Standort die B8 neben dem neuen Wohngebiet Marshall Heights vorsah. Zugleich votierte die Mehrheit dagegen, Größe, Sortimente und Zufahrt der "Galerie Kitzingen" erst später festzulegen.
Stattdessen einigte sich das Gremium in einer zweiten Abstimmungsrunde – ohne jede Diskussion – auf einen Alternativvorschlag der CSU-Fraktion: Er sieht vor, dass Wittmann einen reinen Nahversorger innerhalb des Wohngebiets Marshall Heights ansiedeln darf, aber nicht an der B8. Außerdem muss sich die Größe am Einzelhandelskonzept des Stadtrats von 2012 orientieren, also deutlich kleiner als von Wittmann gewünscht.
Das Großprojekt des Investors wird gravierende Auswirkungen auf den Kitzinger Einzelhandel haben. Doch gemessen daran gab es wieder nur eine dürftige Vorlage der Verwaltung zum Thema. Eine ausführliche Information über Wittmanns Vorhaben fehlte. Oberbürgermeister Siegfried Müller (UsW) hatte auch darauf verzichtet, Wittmann als Projektträger einzuladen und ihm eine Präsentation im Stadtrat zu genehmigen. Stattdessen ließ er den Investor in der Zuschauerreihe hinter den Räten Platz nehmen und nur zwei Mal kurz zu Wort kommen. Dass der Vorsitzende des Stadtmarketingvereins, Frank Gimperlein, aus Sicht des örtlichen Einzelhandels sprechen durfte, war nur einem vorangegangenen ÖDP-Antrag zu verdanken.
Stadtmarketing hält Galerie für überdimensioniert
Gimperlein betonte, dass die Stadtverwaltung ihn nicht um eine Stellungnahme gebeten habe. Er bezeichnete das Einkaufszentrum als "überdimensioniert" und verwies auf den Edeka-Markt in der Wörthstraße und die Rewe-Filiale in der Siegfried-Wilke-Straße. Er bat, die wichtigen Innenstadt-Standorte zu unterstützen und für Planungssicherheit zu sorgen.
Der Stadtrat diskutierte dann weitgehend auf Basis der aus den Fraktionsvorsitzenden-Besprechungen mit dem OB durchgedrungenen Informationen. Stadtentwicklungsreferent und Bauunternehmer Thomas Rank (CSU) berichtete aus Sitzungen seines Beirats, dass Sortiment, Größe und Zufahrt für eine endgültige Entscheidung über Wittmanns Pläne wichtig seien. Allerdings sagte Rank auch, der Beirat wolle das Bauvorhaben "nicht abwürgen". Tatsächlich stimmte Rank als einziges CSU-Mitglied für den von OB Müller vorgeschlagenen Bebauungsplan an der B8.
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Ganz anders Ranks Fraktionsvorsitzender Andreas Moser. Er sah es kritisch, dem Bebauungsplan zuzustimmen, wenn erst nachher über Sortimente und Größe der Verkaufsflächen entschieden werde. Moser zufolge widerspricht das geplante Zentrum zudem geltenden Ansiedlungsgrundsätzen der Stadt. Es sei kein Nahversorger, sondern eine überregional bedeutsame Einkaufsgalerie. Das Vorhaben würde weitere Märkte in der Innenstadt verhindern.
Verwaltung zieht sich auf Formalien zurück
Rechtsdirektorin Susanne Schmöger und Bauamtsleiter Oliver Graumann beeilten sich zu betonen, dass weder juristisch noch verfahrenstechnisch mit dem von OB Müller bevorzugten Bebauungsplan Festlegungen getroffen würden. Während des Verfahrens könne man alle relevanten Punkte noch klären. Das war auch die Haltung von Manfred Marstaller (UsW): Es handele sich "nur um den Aufstellungsbeschluss".