Dabei sein war alles
Autor: Sabine Memmel
Kitzingen, Dienstag, 26. März 2013
Es hätte so schön werden können. So feierlich. Der Ostersonntag hätte unser Tag werden können, hätte uns wieder offiziell vereint, wieder für alle Zeit miteinander vernetzt - mein Handy und mich.
46 anstrengende und trostlose Tage hätten hinter uns gelegen. Aber ich hätte es geschafft. Hätte mich tapfer durch die unendlichen Qualen des Fastens gekämpft.
Letztendlich - Sie ahnen es schon - kam alles ganz anders. Vielleicht erinnern Sie sich noch, dass ich bereits letzte Woche kurz davor war, mein Handy wieder einzuschalten. In meiner Handtasche wartete es bereits darauf, wieder zum Leben erweckt zu werden. Einzig meine Mitfaster konnten mich in allerletzter Sekunde daran hindern, schwach zu werden. Die Versuchung war allerdings einfach zu groß. Kaum saß ich nach Feierabend im Auto, waren alle guten Vorsätze wie verflogen.
Auf einmal hatte ich mein Handy in den Fingern, und auf einmal - wie von Geisterhand - war es wieder an, begrüßte mich prompt mit unzähligen ungelesenen SMS und vergeblich eingegangenen Anrufen der letzten Wochen. Was für ein Glücksgefühl! Mein Handy und ich strahlten um die Wette, wenn auch das schlechte Gewissen nicht lange auf sich warten ließ. Deshalb entschloss ich, es wenigstens während der Arbeit auszuschalten. Ist ja auch noch ein bisschen fasten, dachte ich, und erzählte auf der Arbeit zunächst niemandem davon. Bis jetzt. Die Scham, nicht durchgehalten zu haben, war einfach zu groß. Der Geruch des Versagens hing an mir. Und tut es immer noch. Schrecklich!
Aber wenigstens das Schweigen ist hiermit gebrochen. Endlich kein Versteckspiel mehr. Endlich das Handy wieder bei mir tragen können, wann und wo ich will. Ich hoffe meine Mitstreiter mögen mir verzeihen und lassen mich bei unserer großen gemeinsamen "Wir-machen-wieder-was-wir-wollen-Halligalli-Drecksau-Party" nach Ostern trotzdem dabei sein.
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