Da setzt man sich gerne nieder
Autor: Peter Pfannes
Volkach, Freitag, 23. November 2012
Das "Hinterhöfle" in Volkach brüskiert die Nieder- und die Oberbayern: Es wird zum Lieblings-Biergarten 2012 im Freistaat gewählt.
Weil sich Nadine Wieland an ihrem Arbeitsplatz pudelwohl fühlt, kam sie auf eine außergewöhnliche Idee. "Es ist schön, die südländische familiäre Atmosphäre in unserem Höfle zu spüren und zu leben," sagt sie. Kurzerhand meldete sie das Volkacher "Hinterhöfle" beim bayerischen Wettbewerb "Mein Lieblings-Biergarten 2012" an, natürlich mit Zustimmung ihres Chefs Klaus Behringer. Das Engagement der 34-jährigen Stammheimerin wurde durch die Mithilfe vieler zufriedener Höfle-Besucher von Erfolg gekrönt. Der Wein- und Biergarten in der Altstadt, der dank Glasüberdachung auch in den Wintermonaten offen hat, erreichte den 1. Platz in der Kategorie bis 200 Sitzplätze.
Die Initiatorin durfte zusammen mit Küchenchef Florian Röschert und Kollegin Nadine Halbig nach München fahren, um die Trophäe im "Augustiner am Platzl" in Empfang zu nehmen.
Der erste Platz für die Mainfranken sorgte in der Landeshauptstadt für Überraschung. "Bei der Biergartenkultur ist das unterfränkische Hinterhöfle bayerischer als die Urbayern", lautete der Kommentar der BR-Fernsehleute. Sie bewerteten das Ergebnis als Niederlage für die Urheimat der Biergärten. Ihr Fazit: "Eigentlich is es a Schand. Na denn prost".
Im Internet hatte sich Nadine für den Wettbewerb interessiert. Unter www.biergartenfreunde.de meldete sie das "Höfle" an und hoffte auf viele User, die einen Klick für den Volkacher Biergarten machten. "Da ging erst einmal gar nicht viel", erinnert sie sich an die ersten ernüchternden Zwischenergebnisse.
Zusammen mit ihren Service-Kolleginnen und -kollegen kam sie auf eine neue Idee: "Man muss die Gäste im Hinterhöfle auf die Aktion ansprechen und animieren mitzumachen." Auf einem Stimmzettel durften sie für das "Höfle" abstimmen. Wielands Erfahrung: "Von alleine macht das kein Gast. Wir hatten die ersten Tage die Zettel mit der Abstimmbox an einer festen Station, doch so ganz freiwillig füllt das doch kein Gast aus."
Also liefen die Servicemitarbeiter von Tisch zu Tisch. Im Kollegenkreis entstand ein kleiner Wettbewerb untereinander, welche Schicht mehr Stimmen gesammelt hat. "Das waren dann auch schon an die 80 Stimmen pro Tag."
Zwei Monate (Juli und August) lief die Aktion. Stolze 1198 Stimmzettel kamen auf diese Weise zusammen. Ein tolles Ergebnis, zumal online gerade einmal 19 Leute pro Hinterhöfle stimmten. Der Volkacher Biergarten hatte schließlich 177 Stimmen Vorsprung vor dem Zweitplatzierten.
"Mein Chef hat sich sehr über das Ergebnis gefreut. Er war aber auch ziemlich überrascht", schmunzelt Nadine Wieland, die seit sechs Jahren im Hinterhöfle die Gäste verwöhnt. Der Preis bedeutet ihr viel, denn für sie steht das kleine Hinterhöfle für "Spaß an der Arbeit, herrliches Ambiente und ein gutes Miteinander mit den Kollegen".