Druckartikel: Da glüht die Stricknadel

Da glüht die Stricknadel


Autor: Diana Fuchs

LKR Kitzingen, Dienstag, 22. Oktober 2013

Wohlig-wollig-warme "Weihnachten im Schuhkarton": Wer will Erika, Renate und Betti unterstützen?
Kunterbunt und kuschelweich: Erika Reinhardt, Renate Strung und Betti Priebe wärmen mit ihren Weihnachtspaketen Körper und Seele.  Foto: Diana Fuchs


Betti Priebe ist eine Bilderbuch-Oma. Ebenso fröhlich wie pfiffig sitzt die 82-jährige Albertshöferin in ihrem "Stricksessel" am Wohnzimmerfenster. Während sie sich lebhaft mit ihren Besuchern unterhält, sind ihre Hände permanent in Bewegung. Das leise Klacken der Stricknadeln untermalt ihre Worte.

Auf dem Couch-Tisch neben ihrem Sessel türmen sich Schals, Socken, Täschchen, Mützen und Kuscheltiere - allesamt handgestrickt. Dutzende Socken in allen Größen und Farben sind in Betti Priebes Händen entstanden, all die anderen Wollschätze hat Erika Reinhardt aus Kitzingen angefertigt. Sie ist 20 Jahre jünger als Betti Priebe, strickt aber genauso leidenschaftlich gern.

Und am allerliebsten arbeiten die beiden für die Benefiz-Aktion "Weihnachten im Schuhkarton".

Kartons voll mit schönen und nützlichen Dingen für Kinder, die in Armut leben müssen, finden alljährlich durch den Verein "Geschenke der Hoffnung" den Weg in die Ferne. Seit 13 Jahren nimmt Renate Strung aus Großlangheim solche Päckchen entgegen und bringt sie rechtzeitig auf den Weg. Renate Strung ist - wie auch Erika Reinhardt und Betti Priebe - Mitglied der Freien Christengemeinde. Dort haben sich die drei Frauen kennen gelernt.

"Die Renate hat gesagt, sie sucht jemanden, der Kindersocken anfertigt", erinnert sich Betti Priebe. "Da hab' ich gedacht, das könnte ich sein." Seither lässt die einstige Gärtnerin die Nadeln auch für Kinder glühen, die es nicht so gut haben wie ihre eigenen Enkel und mittlerweile auch schon drei Urenkel. "Jedes Pärchen, das fertig wird, macht mich froh, weil es andere freut."

Und wie sich die Kinder freuen! Renate Strung weiß aus Erfahrung, dass es zum Beispiel manche Roma-Dörfer gibt, in denen die Kinder selbst im tiefsten Winter weder Schuhe noch Strümpfe anhaben. "Manche sind so dankbar und glücklich über die Geschenke, dass sie sogar die Verpackung jahrelang aufheben."

Dankbarkeit spürt auch Betti Priebes Strickkollegin Erika Reinhardt. "Vor fünf Jahren hatte ich eine Hirnblutung und lag wochenlang im Koma", erzählt die Kitzingerin. Dass sie wieder vollständig gesund geworden ist, ist für die 62-Jährige nicht selbstverständlich. Sie engagiert sich heute unter anderem bei der Kitzinger Tafel und im christlichen Bücherladen. Außerdem strickt sie die tollsten Sachen in allen Regenbogenfarben und versichert mit fröhlichem Lachen: "Das macht mir echt Spaß!"

Sowohl Erika als auch Betti sind gesellig und freuen sich, wenn sich weitere "Strickliesln" finden. "Außerdem sind wir jedem dankbar, der uns Wollreste zur Verfügung stellt", sagt Erika Reinhardt. "Die teilen wir dann untereinander auf." Das leise "Klack-Klack" der Nadeln untermalt ihre Worte.