Druckartikel: Claudia Maria Pechers märchenhaftes Neuland

Claudia Maria Pechers märchenhaftes Neuland


Autor: Peter Pfannes

Volkach, Donnerstag, 03. Januar 2013

Claudia Maria Pecher hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Märchen zu erforschen. In ihrem aktuellen Buch widmet sie sich zusammen mit Kurt Franz den Brüdern Grimm.
Märchen lassen sich immer wieder neu entdecken. Ihre Begeisterung für diese gibt Claudia Maria Pecher liebend gerne an Mädchen und Buben weiter. Foto: Peter Pfannes


"Märchen scheinen immer wieder wie neu und unergründlich, auch wenn man sie noch so oft liest", sagt Claudia Maria Pecher. Die Vizepräsidentin der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach ist zwar eine passionierte Leseratte, blickt aber auch gerne hinter die Kulissen. "Kennst du die Brüder Grimm?" lautet der Titel ihres ersten Buches, das sie gemeinsam mit Präsidiumskollegen Kurt Franz vor allem für junge Leser geschrieben hat.
Das im Bertuch-Verlag Weimar erschienene Buch gibt Einblicke in das Leben der Brüder Grimm. Pecher und Franz haben ihre Geschichte über die unzertrennlichen Geschwister aus Anlass eines Jubiläums geschrieben. Denn zu Weihnachten 1812 ist der erste Band der "Kinder- und Hausmärchen" der Brüder Grimm erschienen. "2012 und auch die folgenden Jahre sind also wichtige Gedenkanlässe", sagt Pecher.


In ihrem Buch stellt sie das Leben und Wirken der beiden unzertrennlichen Brüder Jacob und Wilhelm ganz umfassend dar. Neben dem Schwerpunkt "Märchen" geht sie auf deren Sammelleidenschaften und germanistisches Schaffen, das allumfassende Deutsche Wörterbuch sowie auf schaurige und schöne Sagen der Brüder ein.
Den größten Raum nehmen freilich die Märchen ein. Die Leser erfahren, warum die Brüder Grimm Märchen gesammelt haben, woher ihre Texte stammen und vor allem, was sie mit den Märchen gemacht haben, besonders der jüngere Bruder Wilhelm. "Da kann man sich nur wundern, welche Veränderungen über Jahrzehnte hinweg vorgenommen wurden, bis sie in der Form vorlagen, wie sie uns heute vertraut sind", erzählt Claudia Maria Pecher.
Ihr neues Buch ist die logische Konsequenz kontinuierlicher Arbeit. "In meinem Beruf ist es wichtig, Forschungsergebnisse zu publizieren", schildert sie. Deshalb hat Pecher schon Aufsätze und Bücher wissenschaftlicher Art veröffentlicht. "Kennst du die Brüder Grimm?" ist ihr Premierenbuch für junge Leseratten. Durch die Kooperation mit Kurt Franz in der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und in der Märchen-Stiftung Walter Kahn lag ein gemeinsames Projekt schon lange in der Luft. "Die Entstehung des Buches schwelte schon etwas länger, die intensivste Arbeit passierte dann im Laufe des vergangenen Jahres." Pecher freut sich darüber, dass das Buch doch noch kurz vor Weihnachten passend zum Jubiläum herausgekommen ist. Bei ihrer Arbeit machte sie die Erfahrung, dass Schreiben für Kinder und Jugendliche mindestens genauso aufwändig ist wie für Erwachsene. "Allerdings ist das Buch für eine breite Leserschaft gedacht und für Jugendliche wie auch Erwachsene sehr gut lesbar."

Märchen sind gut für die Moral

Märchen bedeuten der Autorin schon von Kindheit an sehr viel. "Wie laut Statistik den meisten Deutschen", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Durch ihren Beruf und ihre Tätigkeit in der Märchen-Stiftung habe sie sich immer mehr in den Wissenschaftsbereich vertieft. "Davon bin ich nach wie vor fasziniert, so dass ich in dieser Richtung auch noch einiges vorhabe." Zu Pechers Lieblingsmärchen zählen "Rotkäppchen", "Jorinde und Joringel" und einige andere. Als Märchen-Fan macht sie unverblümt Werbung: "Man kann auch heute nur jedem empfehlen - Kindern wie auch Erwachsenen - die Grimm-Märchen zu lesen, zur Unterhaltung, zur Anregung und zur moralischen Erbauung." Eine Fülle von schön illustrierten Ausgaben würden dabei für reichlich Kurzweil sorgen.
Claudia Maria Pechers Familienwohnsitz ist Gundremmingen. Beruflich ist sie allerdings seit einigen Jahren am Institut für Jugendbuchforschung an der Universität Frankfurt tätig. "Meine Veranstaltungen widmen sich der Theorie und Geschichte der Kinder- und Jugendliteratur, vor allem auch dem weiten Feld des Märchens", erzählt sie. In diesem Jahr führte sie mehrere Veranstaltungen zum Thema "Märchen" innerhalb der Kinder-Universität erfolgreich durch. Stark eingebunden ist sie in die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und als Vorstandsmitglied in die Märchen-Stiftung Walter Kahn, in der sie zusammen mit Kurt Franz auch die Zeitschrift "Märchenspiegel" betreut.
Wenn Claudia Maria Pecher an die Zukunft denkt, dann hat sie noch viel vor. "Pläne gibt es noch etliche. Das ergibt sich schon aus meiner beruflichen Laufbahn." Neue Entwürfe liegen bereits in ihrer Schreibtischschublade und sind teilweise schon weit gediehen. Pecher bleibt bescheiden. Sie weiß, dass man offene Projekte nicht zu voreilig an die große Glocke hängen sollte. "Man weiß ja nie genau, was die Zukunft bringt und was sich tatsächlich verwirklichen lässt."