Druckartikel: Bürgermeister Nickel kritisiert die Behörden: "Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen"

Bürgermeister Nickel kritisiert die Behörden: "Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen"


Autor: Andreas Stöckinger

Geiselwind, Dienstag, 13. Sept. 2022

Nach den Vorgaben des Wasserwirtschaftsamtes soll der Markt Geiselwind rund drei Millionen Euro für das Abwasser in zwei kleinen Ortsteilen investieren. Diese Kosten würden anfallen, wenn die Gemeinde die beiden Teichkläranlagen in den Dörfern Dürrnbuch (aktuell 120 Einwohner) und Haag (108 Einwohner) künftig auf die geforderten Bestimmungen rüstet. Dagegen wehrt sich die Gemeinde, weil die gemessenen Abwasserwerte derzeit sehr gut seien und deutlich unter den Grenzwerten lägen. Außerdem verdeutlichte Bürgermeister Ernst Nickel im Gemeinderat, dass seine Kommune dieses Geld schlichtweg nicht habe.


Nach den Vorgaben des Wasserwirtschaftsamtes soll der Markt Geiselwind rund drei Millionen Euro für das Abwasser in zwei kleinen Ortsteilen investieren. Diese Kosten würden anfallen, wenn die Gemeinde die beiden Teichkläranlagen in den Dörfern Dürrnbuch (aktuell 120 Einwohner) und Haag (108 Einwohner) künftig auf die geforderten Bestimmungen rüstet. Dagegen wehrt sich die Gemeinde, weil die gemessenen Abwasserwerte derzeit sehr gut seien und deutlich unter den Grenzwerten lägen. Außerdem verdeutlichte Bürgermeister Ernst Nickel im Gemeinderat, dass seine Kommune dieses Geld schlichtweg nicht habe.

Zuvor war Bürgermeister Ernst Nickel ziemlich deutlich geworden. Er monierte, dass er mit den Vorgaben der Behörde nicht einverstanden sei. Es sei unverhältnismäßig, so etwas für zwei Dörfer mit insgesamt etwa 230 Einwohnern zu fordern. In der Sitzung kommentierte er die geforderten Ausgaben. Diese wolle man nicht, man sei aber dazu angehalten. "Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht von irgendeinem Amt etwas aufgedrückt bekommen. Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen."

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Genehmigung der beiden Anlagen läuft Ende 2023 aus

Zunächst hatte Verwaltungsleiter Wilfried Hack den Sachverhalt dargestellt. Aktuell läuft die Genehmigung zum Betrieb der beiden auf jeweils 150 Einwohner ausgelegten Anlagen bis Ende 2023. Bereits 2018 hat Geiselwind wegen der guten Ablaufwerte und der geringen eingeleiteten Menge eine Verlängerung der Genehmigung beantragt.

Das Amt habe darauf hingewiesen, dass das ablaufende Wasser zu viel Nitrat enthalte. Deswegen habe die Behörde laut Hack eine "zuverlässige Nitrifikation" gefordert. Dabei halte man die Ablaufwerte nicht nur ein, sie würden deutlich unterschritten. Wo liege denn dann der Verstoß?, fragte sich Hack. Zum Problem werde der Vorfluter, also das Gewässer, in das eingeleitet werde, gemacht. Dieser Bach oder Graben führe zu wenig Wasser.

Die Gemeinde ließ Möglichkeiten prüfen, wie das Ganze zu beheben wäre. Von den vier Varianten stellte sich die mit einer Druckleitung über Dürrnbuch und Haag nach Hohnsberg, und von dort zur Kläranlage in Wasserberndorf heraus. Diese würde rund 2,8 Millionen Euro kosten.

Notwendige Investition ist "unverhältnismäßig"

In der Gesamtbetrachtung stellte man heraus, dass die Gemeinde die notwendige Investition als "unverhältnismäßig" beurteilt. Auch eine Förderung der Kosten von 50 Prozent würde die finanzielle Situation des Marktes wenig entlasten. In dem Papier hieß es, dass es sich bei dem Abwasser aus den beiden Dörfern "ausschließlich um Haushaltsabwasser" handle.

Die Gemeinderäte stellten einige Fragen. So wollte Alexander Schilk wissen, wie und ob die im Raum stehenden Kosten für den Fall umgelegt würden. Verwaltungsleiter Hack antwortete, dass man diese dann auf den Preis für das Abwasser, umlegen müsste. Das würde alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde betreffen.

Später in der Sitzung beschloss das Ratsgremium nach eingehender Beratung, einen Antrag auf Verlängerung der Betriebsgenehmigung für beide Anlagen bis 2030 zu stellen. Das hatte die Verwaltung vorgeschlagen. Nun wolle man die Antwort der zuständigen Stellen abwarten, hieß es.