Bosbach: "'Helau' oder 'Fasching' gehen bei uns gar nicht!"
Autor: Norbert Hohler
Kitzingen, Freitag, 17. Februar 2017
Wolfgang Bosbach bekommt Rosenmontag den Kitzinger Schlappmaulorden. Warum er sich diebisch auf die Laudatio von Sabine Leutheusser-Schnarrenberger freut:
Eines steht jetzt schon fest: Mit Wolfgang Bosbach als Schlappmaul 2017 hat die Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) ein feines Gespür bewiesen: Der CDU-Innenexperte ist Karnevalist durch und durch.
Und wie es der Zufall will, wird ausgerechnet die frühere Bundesjustizministerin von der FDP, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die Laudatio auf ihren einstigen Widersacher halten.
„Persönlich hatten wir immer ein gutes Verhältnis. Politisch aber gibt es kein Thema, über das wir nicht intensiv gestritten haben, insbesondere im Bereich Innere Sicherheit“, erzählt der 64-Jährige beim Interview in seinem Berliner Büro neben dem Hotel Adlon – und klopft sich beim nächsten Satz lachend auf die Schenkel. „Als ich gelesen habe, dass Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Laudatio auf mich halten muss, da habe ich mir gedacht: Das geschieht ihr recht.“
Die Liberale und der Wertkonservative: Da darf man sich bei Laudatio und Dankesrede auf fein gesetzte Nadelstiche freuen, auf geschliffen formulierte Bosheiten – mithin auf alles, was ein richtiges Schlappmaul ausmacht .
Prominente Vorgänger
Er sei etwas überrascht, ja geradezu gerührt gewesen, als ihn die Anfrage des Kitzinger Senatspräsidenten Volkhard Groß erreichte, ob er 33. Träger des Schlappmaulordens werden wolle. „Ich habe Kitzingen immer mit der Ordensverleihung in Verbindung gebracht, weil es ja eine Liste von prominenten Vorgängern gibt“, so Bosbach. Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Regine Hildebrandt – wegen der Prominenz der Vorgänger habe er sich gefragt: „Passt du in diese Liste? Schließlich hatte ich ja kein herausgehobenes politisches Amt inne wie Minister oder Staatssekretär.“
Eine bestenfalls rhetorische Frage. Schließlich ist der Abgeordnete aus Bergisch Gladbach in allen Talkshows gern gesehener Gast, weil er eine „gar trefflich lockere Zunge“ hat und ein „schlagkräftiges Wort“ zu führen weiß – also genau das, was satzungsgemäß von einem Schlappmaul gefordert wird. Hinzu kommt: Bosbach war vor genau 40 Jahren Karnevalsprinz und später 22 Jahre Präsident der Karnevalsgesellschaft „ Große Gladbacher von 1927 “, ist seitdem dort Ehrenpräsident.
Tränen in den Bergen
Kitzingen statt Köln an Rosenmontag – das geht für den Mann eigentlich gar nicht. Das erste Mal war Bosbach Ende der 1970er Jahre just an diesem Tag zum Skilaufen in Sölden, weil er dem Karnevalstrubel entfliehen wollte. „Abends wurden dann die Rosenmontagszüge im Fernsehen übertragen, und da sind mir wirklich die Tränen gekommen“, erinnert er sich genau, und dachte: „Jetzt bist du hier und die feiern Karneval. Die zögern keinen Moment, obwohl ich nicht dabei bin. Was mache ich hier in den Bergen? Wie bin ich überhaupt hier hingekommen?“
Sein zweites Mal
Seitdem ist Bosbach nie mehr an Karneval verreist: Kitzingen wird jetzt sein zweites Mal. Gattin Sabine wird ihn nicht nach Franken begleiten. „Sie ist begeisterte Karnevalistin, ihr Vater war einst Bauer im Dreigestirn. Wir haben uns auf einer Karnevalsveranstaltung kennengelernt. Wir haben Tribünenkarten für den Umzug in Köln, da bekomme ich meine Frau nicht weg. Und selbstverständlich sind auch meine Kinder dort.“