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Überflutung in Kitzingen: "Unscheinbarer Bach" wird Anwohnern zum Verhängnis


Autor: Clara Maria Wimmer

Kitzingen, Mittwoch, 05. Juni 2024

Starkregen hat in Kitzingen am Wochenende eine brisante Hochwasserlage verursacht. In vielen Teilen der Stadt bieten sich Bilder der Verwüstung.
Die Schäden durch das Hochwasser in Kitzingen sind enorm.


In Kitzingen richteten der heftige Starkregen und das Gewitter am Wochenende besonders großen Schaden an. In Stadt und Landkreis hat das Unwetter Spuren hinterlassen. Bayernweit kämpft man seit Tagen gegen die Flut, nun hat das Hochwasser ein weiteres Todesopfer gefordert. Seit Samstagabend (1. Juni 2024) zogen schwere Gewitter durch die Region. Das Unwetter war von starken Regenfällen begleitet: Überschwemmte Keller, Geröll auf der Straße und Hochwasser in zahlreichen Gebieten waren die Folge.

Der Einsatzschwerpunkt lag nach Informationen des Kitzinger Landratsamtes im Stadtgebiet selbst. Insbesondere im Bereich des Eherieder Bachs hat die Flut große Schäden angerichtet. "Das ist eigentlich ein ganz unscheinbarer Bach, aber bei so starkem Regen steht hier dann trotzdem das Wasser", berichtet Matthias Gernert, Stadtbrandinspektor und Kommandant der Feuerwehr Kitzingen. Einige Gebäude seien so stark überschwemmt worden, dass die Räumlichkeiten aktuell nicht bewohnbar seien, so das Landratsamt. Für insgesamt sieben Menschen wird daher eine Unterkunft bereitgestellt.

Unwetter in Kitzingen: "Keller und Tiefgarage abgesoffen" - Feuerwehr selbst betroffen

Das Wasser stand auf den Straßen, zahlreiche überschwemmte Keller, Geröll auf der Straße und Hangrutsche waren ebenso die Folge des starken Unwetters am Wochenende. "Überall ist unheimlich viel Erde und Schotter aus den Ackern und Feldwegen herausgeschwemmt worden", erklärt Gernert. Die Feuerwehr, die vor allem anderen zu Hilfe kommt, war diesmal auch selbst betroffen. "Das Feuerwehrhaus befindet sich ebenfalls im Hochwasserbereich. Uns sind der Keller und die benachbarte Tiefgarage abgesoffen", schildert der Kommandant. In der Garage waren sechs Autos circa 1,5 Meter tief im Wasser gestanden.

"Der Aufzug, die Heizung, die Technik - alles wurde in Mitleidenschaft gezogen." Doch das Feuerwehrhaus ist nur ein Punkt auf einer langen Liste von Betroffenen. "Insgesamt hatten wir bis Sonntagabend (2. Juni 2024) rund 300 Einsätze", sagt Gernert. Hauptsächlich habe es sich dabei um vollgelaufene Keller gehandelt. Wie das Landratsamt ergänzt, sei auch der Rewe-Markt Kitzingen von Überschwemmungen betroffen gewesen. Die Feuerwehr berichtet außerdem von umgestürzten Bäumen: "Schon vor dem Starkregen ist in einem Waldstück eine Eiche umgekippt", so Gernert. "Wir hatten in den Wochen zuvor nun schon öfter stärkere Niederschläge, die das Erdreich aufgeweicht haben."

Das habe auch zu etlichen Hangrutschen geführt: "Die Buchbrunner Straße und die Mainstockheimer Straße waren betroffen", berichtet der Kommandant. In Hohenfeld musste zudem ein ganzes Haus evakuiert werden. "Dieses und ein weiteres Gebäude befinden sich an einem Hang, der durch den starken Regen ebenfalls abgerutscht ist und die Häuser bedroht." Feuerwehr und THW hätten Maßnahmen ergriffen, um die Fassaden zu schützen, die Mainstraße sei allerdings auch am Montagmittag (3. Juni 2024) noch gesperrt. Doch auch neben Hohenfeld und Kitzingen hatten die Feuerwehren im Landkreis am Wochenende alle Hände voll zu tun.

Unwetter-Folgen im Landkreis: Tiere vor dem Ertrinken gerettet - "stand das Wasser bis zum Hals"

Auch in Volkach hat das Unwetter für zahlreiche Überschwemmungen gesorgt. Sowohl die Stadt selbst als auch mehrere Gemeindeteile waren vom Hochwasser betroffen. "Wir haben zahlreiche Keller, Aufzugschächte und Tiefgaragen ausgepumpt", erklärt Moritz Hornung, Pressesprecher der Feuerwehr Volkach. Mit Durchsagen habe man die Anwohner dazu aufgefordert, ihre Autos wegzufahren, um sie vor den Wassermassen zu schützen. "Es wurden Straßen gesperrt und Barrieren mit Sandsäcken gebaut, um das Wasser von den Bebauungen fernzuhalten", so Hornung.

Zudem mussten Tiere mit Booten vor dem Ertrinken gerettet werden: "Zwölf Schafe hatten sich von ihrer Weide bereits auf eine Anhöhe gerettet. Denen stand das Wasser buchstäblich schon bis zum Hals", schildert der Pressesprecher. "Die Feuerwehr Astheim ist schließlich mit einem Boot zu Hilfe gekommen und hat die Tiere gerettet." Zahlreiche weitere Orte im Landkreis waren vom Hochwasser betroffen. In Järkendorf mussten zum Beispiel Wasserrückhaltebecken gesichert werden, in Wiesentheid wurde ein möglicher Dammbruch festgestellt. Etliche Straßen mussten gesperrt werden, darunter die Strecken zwischen Kitzingen und Mainstockheim sowie Buchbrunn und Kitzingen. Auch die A7 zwischen Kitzingen und Marktbreit war zwischenzeitlich nicht befahrbar.

In Obervolkach wurde zudem am Samstagabend (1. Juni 2024) ein Anwohner leicht verletzt. Dieser konnte jedoch umgehend versorgt werden, teilt der Landkreis mit. Insgesamt waren am Wochenende 544 Einsatzkräfte der Feuerwehr sowie THW, Polizei und private Rettungskräfte im Einsatz. "So etwas habe ich noch nicht erlebt", erklärt Stadtbrandinspektor Gernert. "Wir werden ähnliche Starkregenereignisse in den kommenden Jahren wohl häufiger erleben", befürchtet Oberbürgermeister Stefan Güntner (CSU). In Kitzingen widmet man sich aktuell den Aufräumarbeiten und präventiven Schutzmaßnahmen. "Wir blicken nach vorne und sind guter Hoffnung, dass bis Ende der Woche erstmal alles wieder ganz normal läuft", schließt Gernert. Weitere Nachrichten aus Kitzingen und dem Landkreis findest du in unserem Lokalressort.