Druckartikel: Bilder der Armenbibel werden restauriert

Bilder der Armenbibel werden restauriert


Autor: Gerhard Krämer

Marktbreit, Montag, 28. Februar 2022

Die Marktbreiter Kirche St. Nikolai leert sich zusehend. Restaurator Jürgen Holstein nahm jetzt die Bilder der Armenbibel ab und brachte sie in seine Werkstatt. Die evangelisch-lutherische Kirche St. Nikolai wird nach der Außensanierung nun im Inneren saniert und neugestaltet. Stück für Stück trugen fleißige Hände aus der Kirche heraus. Vieles fand vorübergehend im Gemeindehaus einen neuen Platz.
Vorsichtig nimmt Restaurator Jürgen Holstein die Tafeln der Armenbibel ab.


Die Marktbreiter Kirche St. Nikolai leert sich zusehend. Restaurator Jürgen Holstein nahm jetzt die Bilder der Armenbibel ab und brachte sie in seine Werkstatt. Die evangelisch-lutherische Kirche St. Nikolai wird nach der Außensanierung nun im Inneren saniert und neugestaltet. Stück für Stück trugen fleißige Hände aus der Kirche heraus. Vieles fand vorübergehend im Gemeindehaus einen neuen Platz.

Restaurator Jürgen Holstein aus Rothenburg ob der Tauber, der im Landkreis zum Beispiel schon am Flügelaltar der Abtswinder Marienkirche gearbeitet hatte, widmet sich nun der seltenen und einzigartigen Armenbibel. Über 60 Bildtafeln hingen an Wänden und den Rändern der Emporen in der Kirche, manche einzeln, manche zu mehreren zusammengefasst.

Die nahm Holstein nun vorsichtig ab. Manche waren nach der letzten, tiefgreifenden Veränderung in der Kirche im Jahr 1960 mit Nägeln an den Emporen befestigt worden, manche sind zusätzlich an den Wänden verschraubt worden. Das Holz sei bei manchen Bildern auch flächig gerissen. Diese müssten neu verleimt werden, erklärt der Restaurator. Die Nägel werden erst in seiner Werkstatt entfernt, um die Bilder nicht noch mehr zu beschädigen.

Insgesamt widmet sich Holstein knapp 80 Bildern aus der Kirche. Die Bilder an der Fürstenloge sind dort so befestigt worden, dass eine Abnahme die Bilder wohl beschädigen würde, befürchtet der Restaurator. Sie blieben erst einmal dort und könnten auch vor Ort restauriert werden.

In unterschiedlichem Zustand

Die Bilder hätten einen unterschiedlichen Erhaltungszustand, erläutert Holstein. Seine Aufgabe ist es nun, die Oberfläche zu reinigen und die Malschicht zu festigen. Fehlstellen würden ausgebessert und retuschiert. Eventuell komme noch Firnis darüber.

Die Armenbibel hat ihren Ursprung im Mittelalter. Der Bilderzyklus enthält Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Ein kurzer, beschreibender Text mit Angabe der Bibelstelle steht unter den Bildern. Dabei reimen sich die Sätze zweier nebeneinander hängenden Bilder.

Die in ihrer Ausführung einfache Gestaltung der Tafeln wird drei Künstlern zugeschrieben. Einige hat ein bislang unbekannter Künstler des ausgehenden 16. Jahrhunderts geschaffen, die anderen der Maler Brand (1714) und der Ochsenfurter Johann Völck d. J. (1777). Die Bilder sollten früher den meist leseunkundigen Gottesdienstbesuchern die biblische Geschichte nahebringen.

Die Restaurierung dauert wie die Sanierung der Kirche ihre Zeit. Bis dahin hat der Kirchenvorstand noch Zeit, über die künftige Präsentation der Armenbibel nachzudenken. Bislang ist geplant, dass einige ausgewählte Bildtafeln im neugestalteten Kirchenraum dauerhaft zu sehen sein sollen. Zu bestimmten Tagen im Kirchenjahr oder zu Predigtthemen sollten andere präsentiert werden. Als ihren Beitrag zum Jahresthema der Lutherdekade "Bild und Bibel" hatte die Kirchengemeinde Marktbreit ausgewählte Bilder der Armenbibel bereits in einem Leporello gedruckt.

Ideen über Jahre entwickelt

Bei der Vorstellung der geplanten Maßnahmen bei der Sanierung hatten etliche Gemeindemitglieder beklagt, dass die für die Region einzigartige Armenbibel in ihrer Gesamtheit verschwinden solle. Auch war, wie berichtet, der Wunsch des Erhalts der Kreuzigungsgruppe geäußert worden. Die Ideen für die künftige Gestaltung des Inneren hatten bereits über die Jahre die jeweiligen Kirchenvorstände entwickelt.