Bienen machen sich bereit
Autor: Sabine Memmel
Kitzingen, Donnerstag, 11. April 2013
Der Imker Dieter Friedrich wartet gemeinsam mit seinen Bienen auf den Frühling. Zwei seiner Völker haben den Winter nicht überlebt. Dabei ist die Kälte nicht das größte Problem der Insekten.
Noch ist es relativ still an den Anflugbrettern. Kaum eine Biene traut sich schon aus ihrem Loch. Emsiges Summen? Fehlanzeige. Doch seit ein paar Tagen tut sich wenigstens etwas. Das Thermometer klettert täglich weiter nach oben, die Bienen stürmen nach draußen - sobald die Sonne auf die Bienenkästen strahlt. Mehrmals in der Woche kommt Imker Dieter Friedrich jetzt bei seinen Bienenstöcken vorbei, um nach ihnen zu schauen. Er ist neugierig, kann es nicht erwarten, bis es endlich losgeht. "Normalerweise fliegen die Bienen um diese Jahreszeit schon Pflanzen an", sagt er.
Der Winter war einfach zu lang. Zu kalt. Zwei Völker haben ihn nicht überlebt, sind eingegangen. Zwei von insgesamt acht. Für den Bienenzüchter aus Kitzingen ein großer Verlust. Und kein schöner Anblick. Leblos hingen die Insekten in den Waben. "Die Bienen sind einfach verhungert, obwohl Futter da war", bedauert der 76-Jährige.
Sechs Völker sind jetzt noch übrig. Pro Volk kann Friedrich jährlich mit einem Ertrag von 30 bis 50 Kilo Honig rechnen. Dass der lange Winter eine starke Honigernte gefährden könnte, glaubt er nicht - auch wenn das Bienenjahr heuer später beginnt. Dennoch: "So bald werde ich nicht dazu kommen, den Honig zu schleudern", bedauert der einstige Berufssoldat. Friedrich rechnet mit frühstens Ende Mai, letztes Jahr war es bereits zwei Wochen früher.
Gefährlicher Feind
Doch der Winter ist nicht die einzige Gefahr für die Bienen. "Jeder Imker hat im Winter Verluste", sagt Friedrich. Egal, ob er lang oder kurz, kalt oder milder ist. Viel gefährlicher als Kälte ist nämlich die Varroamilbe. Das sieht auch Thomas Gschwandtner, Vorsitzender des Kitzinger Imkervereins, so. "Sie bedeutet für die Biene den größten Stressfaktor. Es reicht schon ein geringer Milbenbefall, dass Völker zusammenbrechen und wegsterben können", sagt Gschwandtner. Seit den achtziger Jahren tritt die Milbe in Deutschland auf. Sie entwickelt und vermehrt sich in der verdeckelten Brut im Bienenstock. Die Imker im Landkreis hatten wegen der Milbe besonders letztes Jahr sehr hohe Verlust zu beklagen. "10 bis 15 Prozent der Bienenvölker sind eingegangen. Es gibt bei uns keinen Imker mehr, der Völker ohne Milben hat", beklagt Geschwandtner. Auch Friedrichs Bienenstöcke sind davon betroffen. Regelmäßig behandelt er sie unter anderem mit Ameisensäure, in der brutfreien Zeit mit Oxalsäure. In Kombination mit neuartigen Viren kann es sogar zum "Flügeldeformationsvirus" kommen - ein Syndrom, bei dem Bienen mit verkrüppelten Flügeln schlüpfen.
Friedrichs Brut blieb das bisher erspart. Von seinem Vater hat er 1989 die Bienen übernommen. Und wie jedes Jahr wartet er nun auf den Frühling, wenn auch dieses Jahr etwas länger. "Zum Glück sorgt die Biene vor und lagert bereits im Herbst Pollen ein", sagt Friedrich. Denn momentan sei für die Bienen noch nicht allzuviel zu holen: "Es blüht ja noch nicht viel." Der Imker setzt vor allem auf die Linden. Sie hätten ihn noch nie im Stich gelassen. "Der Lindenhonig ist mein berühmtester Honig", freut sich der Bienenzüchter. Und schaut weiter erwartungsvoll auf die Anflugbretter der Bienenstöcke. Immer noch sind sie so gut wie leer. Aber bestimmt nicht mehr lange.