Beispiel Castell: Kleine Banken lassen sich auf „die Wilden“ ein
Autor: Jürgen Haug-Peichl
Würzburg, Donnerstag, 26. April 2018
Banken und Fintechs sind wie Feuer und Wasser. Doch klassische Geldhäuser nähern sich den „wilden“ Finanzdienstleistern an - auch in Mainfranken. Was Kunden davon haben.
Es ist noch gar nicht so lange her, da hörte man oft den Satz: Viele Banken im herkömmlichen Sinn werden verschwinden – wegen der Fintechs. In der Tat sind diese filiallosen Online-Finanzdienstleister wie Pilze aus dem Boden geschossen und waren auf dem Weg, das Geschäftsgebaren der Traditionshäuser auf den Kopf zu stellen.
Banken: Nervosität lässt nach
Die Nervosität in den Chefetagen der konventionellen Geldhäuser lässt nun offenbar nach: „Die Banken zähmen die Fintechs“, schrieb unlängst die „Frankfurter Allgemeine“ und meinte damit die Tatsache, dass beide Seiten hier und da zusammenarbeiten. Das geht über das gewöhnliche Online-Banking hinaus.
Ungewöhnlich kommt dies freilich daher, wenn es sich um eine bewusst konservativ gehaltene Adresse handelt wie die Fürstlich Castell'sche Bank (Castell-Bank). Das 1774 gegründete Kreditinstitut mit Sitz in Castell (Lkr. Kitzingen) und Würzburg wagt jetzt den Spagat: In Kürze bietet die älteste Bank Bayerns eine komplett digitalisierte Vermögensverwaltung an. Castell hat sich dafür das Berliner Fintech Elinvar ins Boot geholt.
Ab 25 000 Euro kann man anlegen
„Castell Insight“ werde das neue Angebot heißen, legte Vorstandsvorsitzender Sebastian Klein gegenüber dieser Redaktion dar. Demnach können Nutzer Summen ab 25 000 Euro via Internet anlegen – ganz allein und ohne direkten Kontakt zur Bank. „Das soll für die Kunden sein, die keine Beratung wollen“, so Klein.
Dieser Schritt ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Castell-Bank von jeher auf persönliche Beratung bei der Vermögensanlage setzt. Dieses auf top-diskrete Gespräche angelegte Geschäft ist das Standbein der Castell-Bank, die weniger auf Laufkundschaft mit herkömmlichen Girokonten setzt.
Wie das Online-Angebot funktioniert
Der Schulterschluss mit Fintechs hatte sich schon vor einem Jahr bei der Bilanzpressekonferenz in Castell abgezeichnet. Klein deutete damals an, dass sich damit neue Vertriebswege ergäben.
Wer „Castell Insight“ nutzen will, muss sich auf der Online-Plattform authentifizieren und beim ersten Mal 29 Fragen unter anderem zur eigenen Risikoneigung bei der Geldanlage beantworten. Daraus errechnet das Programm eine individuelle Anlagestrategie.